Töpfermeister und Musiker Jörg Heise aus Halle Töpfermeister und Musiker Jörg Heise aus Halle: Zwischen Brennofenstaub und Drumsticks

Halle (Saale) - Wer seine Keramikwerkstatt in Wörmlitz im Süden von Halle betritt und sich umschaut, wird gleich mit der Nase auf das gestoßen, was Jörg Heise im Leben wichtig ist: Zum einen natürlich die Töpferei - mit Drehscheibe, Brennofen, Regalen voller Tassen, Schalen und Schüsseln. Zum anderen aber auch sein Faible für die Musik, die weit mehr als ein Hobby ist: Heise spielt in Bands wie „Laylines“, den „Lockeren Stadtmusikanten“ und der „Big Bendix Band“ Schlagzeug. Ein paar schon ein wenig angestaubte Bandplakate und ein Foto über dem großen Holztisch, das Heise als Drummer hinter der Schießbude zeigt, zeugen davon. Und nicht zuletzt hängen auch einige Fotos seiner Kinder an der Wand.
"Heise Töppe"
Die Töpferei ist für Heise, der mit dem ebenso doppeldeutigen wie witzigen Slogan „Heise Töppe“ wirbt, Broterwerb und Leidenschaft zugleich. Dabei ist es wohl vor allem Mutter Heise zu verdanken, dass Jörg Heise in diesem Genre gelandet ist. „Ich hatte damals, als es um das Thema Berufswahl ging, eigentlich nur meine Musik im Kopf“, so der gebürtige Merseburger, den es noch in seiner Jugend nach Halle verschlagen und der gemeinsam mit dem ebenfalls musikalischen Bruder in Neustadt - „im berühmten Block 10“ - so laut getrommelt hat, dass das die Nachbarn nicht so lustig fanden.
Klasse statt Masse
Also ging Heise, der zugleich auch eine Ausbildung an der Musikschule genoss, zur Töpferlehre nach Bürgel, der Töpferstadt schlechthin. Dort lernte er neben angehenden Burg-Studenten, die für ihr Studium an der halleschen Kunsthochschule zuvor ein Handwerk erlernen sollten. „Das war das Beste für mich, denn in Bürgel wurde weniger auf Masse, sondern auf ordentliches handwerkliches Können Wert gelegt“, so Heise. Nach der Lehre führte ihn sein Weg zunächst nach Gera, wo Jörg Heise seinen Meisterbrief erhielt und ein paar Jahre arbeitete. Inzwischen kann er auf 25 Jahre Innungsmitgliedschaft zurückblicken, auch von der Handwerkskammer gab es natürlich Glückwünsche an den rührigen 53-Jährigen, der seit Jahren auch den halleschen Töpfermarkt mitorganisiert.
Keramikkanne landet in New York
Die Wendezeit nun erlaubte es Heise, das damals heruntergewirtschaftete Haus, in dem er heute Werkstatt und Verkaufsraum betreibt, zu kaufen. „Nebenan war früher der Wörmlitzer Tanzsaal“, sagt Heise und zeigt in Richtung einer Wand, an der ein paar Oldtimer-Fahrräder hängen - auch sie inzwischen vom Brennofenstaub überzogen. Den Saal gibt’s nicht mehr, dafür dank immensen Bau-Einsatzes nun große Räume mit Balken und Platz für all die Gefäße, die unter Heises Händen entstehen. Der Ton dazu, der aus Gruben in der Region stammt, bezieht er von einem Freund in Zehn-Kilo-Rollen. Die werden im Keller gelagert. Ein ganz besonderes Grün, ein ebenso einmaliges Blau und auch Heises Grau sind dabei die bevorzugten Farbgebungen des Töpfermeisters, der auf Tasse oder Kanne auch schon mal per Sprühverfahren die Umrisse eines Kastanienblattes aus dem eigenen Garten verewigt. Und noch etwas ist Heises Spezialität: Seine Türme, die an Schlösser des Mittelalters erinnern. „Inspiriert sind diese von New Yorker Wolkenkratzern und deren Spiegelungen in den Glasfronten“, so Heise. Eine Kanne sei dank eines Kunden aus den USA tatsächlich in New York gelandet.
Heise ist seit langem auch Multiplikator des bundesweiten Tages der offenen Töpferei, der am kommenden Wochenende auch in Halle und dem Saalkreis begangen wird. In Heises Töpferei erwartet die Gäste nicht nur eine Vorführung an der Töpferscheibe, sondern auch Kaffee und Kuchen von Mutter und Schwiegermutter. Und wie immer hilft an diesem Tag auch Heises Frau Trixi in der Töpferei mit. (mz)
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