Teutschenthal Teutschenthal: Komödiant im Lutherrock
teutschenthal/MZ. - "Ich kann singen, aber nicht Gitarre spielen", sagt der 55-Jährige mit 30-jähriger Bühnenerfahrung. Sein Lachen ist ansteckend, nicht nur auf der Bühne, auch im richtigen Leben. Die beiden Mimen - sie ist Sparkassenangestellte und er Koordinator bei der Volkssolidarität - bringen humorvoll ein Stück Unterhaltung ins Publikum, dass es eine Freude ist.
Schmidt wollte eigentlich immer Schauspieler werden. Er bewundert bis heute die Charakterköpfe von Bühne und Film. Wolf Kaiser (u. a. "Kabale und Liebe") zum Beispiel. Aber trotz Sprecherziehung und Tanzunterrichts gab es an der Schauspielschule für ihn nur Ablehnung. "Das hat mich geärgert, aber nicht entmutigt", sagt Schmidt.
So spielte er als Komparse und Kleindarsteller im Kult-Musical "Linie 1" und in einem Film über Händel. "Dieser Streifen wurde in den Dornburger Schlössern gedreht. Eine tolle Kulisse. Ich spielte einen Diener mit weißgepuderter Perücke", erinnert er sich. Und vor 15 Jahren schließlich ging er zum ersten Mal durch die Tür des Teutschen Theaters in Teutschenthal - und blieb. Das kleine, tapfere Dorftheater, das seine Existenz ausschließlich über Eintrittsgelder und Spenden finanziert, ist ihm künstlerische Heimat geworden. Als er das sagt, streicht er ganz vorsichtig über einen schwarzen Priesterrock aus schwerem Stoff. "Das ist der Lutherrock, den hat mir der schon lange verstorbene Pfarrer Rägelin aus Teutschenthal vermacht. Das Mäntelchen ist 100 Jahre alt und ich hüte es wie einen Schatz, solch ein Material gibt es heute nicht mehr", sagt Ralf Schmidt. Und deshalb wird der Rock von Schmidts Frau auch nach jeder Aufführung wie ein rohes Ei behandelt.
Mit Kostümen hat auch Petra Schnerch ihre Erfahrungen. "Wir haben einen ziemlich umfangreichen Fundus im Haus, aber manchmal greife ich in den eigenen Kleiderschrank oder kaufe mir sogar etwas zur Rolle Passendes", erzählt die 56-Jährige, die Senta Berger gern sieht und Peter Sodann. Sie ist seit neun Jahren am Theater, das Erste, was sie dort tat: "Ich sollte mal ans Telefon gehen", erinnert sie sich amüsiert. Die Atmosphäre habe ihr gefallen und sie kam wieder. Bereits im Schultheater schnupperte sie Bühnenluft, später kamen kleine Rollen im Fernsehen dazu. "Wer das einmal erlebt hat", sagt Petra Schnerch, "der kann nicht mehr davon lassen." Wie Ralf Schmidt mag auch sie heitere Stücke wie "Wer hat uns zum Saufen verführt?" - ein Reigen von Texten und Liedern rund um den Wein. "Das Programm hat Nuri Feldmann-Mechsner zusammengestellt. Selbst Schauspielerin kann sie sich in die Akteure hineinversetzen", so Petra Schnerch. Theaterspiel bringt auch einschneidende Erlebnisse mit sich. "Für eine Rolle als Dienstmädchen musste ich Falltraining machen wie ein Judoka", so Schnerch. Und noch etwas fand sie großartig. Als das Märchen vom König Drosselbart einstudiert wurde, gab es eine dicke Überraschung. "Die Textbücher waren leer. Regisseur Armin Mechsner hatte sich für ein Improvisationstheater entschieden. Jeder konnte seine Rolle selber texten", sagt Petra Schnerch. Eine Umstellung war das schon. Da die Akteure meist mehrere Rollen spielen, gab es zunächst ein bisschen Wirrwar, vor allem was das Zuspiel betraf. Wenn es mal nicht weiterging, hieß es, denk dir was aus, es ist deine Rolle. "Aber wir wurden von Mal zu Mal lockerer und besser. Das Publikum war begeistert."