Streit um Sperrmüll Streit um Sperrmüll in Halle: Was passiert mit dem Mobiliar Verstorbener in Pflegeheimen?

Halle (Saale) - Das Zimmer ist mit einem Pflegebett, zwei Schränken einem Esstisch und zwei Stühlen voll ausgestattet. Allerdings erinnert es in diesem Zustand eher an einen Krankenhausaufenthalt als an ein Zuhause. „Wir ermutigen die Bewohner und die Angehörigen immer, eigene Sachen mitzubringen“, sagt Ute Knauth, Leiterin der Seniorenresidenz Am Hufeisensee in Büschdorf. Bis auf das Bett, das den Pflegern die Arbeit erleichtert, könnten alle Möbel ausgetauscht werden. Viele würden dieses Angebot in Anspruch nehmen, um den Raum wohnlicher zu gestalten.
Mobiliar aus Wohnheim nur gegen Gebühr abgeholt
Nach dem Tod der Bewohner können sich daraus allerdings auch Schwierigkeiten ergeben, wie das Beispiel einer halleschen Familie zeigt. „Meine Mutter ist vor etwa zehn Jahren in das Pflegeheim am Hufeisensee eingezogen“, sagt der Sohn, der nicht namentlich in der Zeitung genannt werden möchte. Nach dem Tod der 93-Jährigen musste die Familie das Zimmer im Pflegeheim innerhalb von einer Woche beräumen. Zwei private Schränke und ein Sessel sollten mit dem Sperrmüll abtransportiert werden. Die Sperrmüllentsorgung, die den Bürgern in Halle einmal jährlich kostenlos zur Verfügung steht, konnte die Familie jedoch nicht für die verstorbene Mutter anmelden.
Den Grund dafür erklärt Stadtwerke-Sprecherin Hillary Amber July: „Die Abfallgebühr für Wohngrundstücke besteht aus der Restmüllgebühr und aus der Personengebühr.“ In der Personengebühr sei zum Beispiel die jährliche kostenfreie Sperrmüllentsorgung enthalten. Pflegeheime, Kliniken, Gewerbe, Verwaltungsgebäude und andere Institutionen würden jedoch nur die Restmüllgebühr bezahlen. Darum hätten deren Bewohner im Gegensatz zu anderen Bürgern keinen Anspruch auf die kostenfreie Sperrmüllentsorgung. Nur gegen eine Gebühr werden die Möbel von dort abgeholt.
Pflegeheim: Vielen Familien ergeht es so
Die betroffene Familie wollte daraufhin ihren eigenen Anspruch auf die Entsorgung auf die Mutter übertragen. „Das hätten wir nach Auskunft des Kundenservices nur machen können, wenn wir den Sperrmüll vor unserem eigenen Haus abgestellt hätten“, sagt der Sohn. Er habe jedoch kein Auto, um die Möbel von Büschdorf nach Kröllwitz zu transportieren. „Zumal ich den Sperrmüll dann gleich selbst in die Hordorfer Straße bringen könnte“, fügt er hinzu. Es blieb ihm also nur die Variante, rund 20 Euro für die Sperrmüllentsorgung direkt vom Pflegeheim und 15 Euro für die Terminvergabe zu bezahlen. „Ich ärgere mich nicht über das Geld, sondern über die Unflexibilität der Stadtwirtschaft“, sagt der Mann.
Laut Pflegeheimleiterin Knauth ergeht es vielen Familien wie in dem geschilderten Fall. „Es ist schade, dass sich die Angehörigen neben ihrer Trauer auch noch mit solchen Problemen beschäftigen müssen“, sagt sie. Von den Pflegekassen gebe es für solche Aufgaben nach dem Tod der Bewohner kein Budget. Bundesweite gebe es jedoch unterschiedliche Regelungen zu der Sperrmüllentsorgung von Heimen. Früher habe sie die Möbel von mehreren Bewohnern gesammelt und ein Pressauto bestellen können. „Heute müssen auch wir für die Entsorgung bezahlen“, sagt Knauth. Senioren, die keine Angehörigen haben, würden erst gar nicht mit Möbeln im Pflegeheim einziehen. (mz)