"Stinke-Grube" in Teutschenthal "Stinke-Grube" in Teutschenthal: Minister: "Akten sind das eine schnüffeln das andere"

Angersdorf - Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hat sich am Freitag von der Geruchsbelästigung, die seit Monaten von der Grube Halle ausgeht, selbst überzeugt. „Akten sind das eine, schnüffeln das andere“, so der Minister. Am Donnerstag war die Grube Thema im Wirtschaftsausschuss des Landtages in Magdeburg.
Mehr als 100 Betroffene hatten sich im Dorfgemeinschaftshaus in Angersdorf versammelt, um dem Minister, dem Grubenbetreiber und auch dem Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB) ihre Sorgen und Ängste vorzutragen. Die Stimmung war dabei teilweise aufgeheizt, Teutschenthals Bürgermeister Ralf Wunschinski (CDU) bat daher um eine „ruhige und sachliche“ Diskussion. Einige Anwohner hatten Plakate mit Sprüchen, wie „Keine Lügen mehr“, „Giftmüll - nein danke!“ oder auch „Schutz aller Kinder“ mit zu der Versammlung gebracht. Diese hielten sie während der Veranstaltung immer wieder in die Höhe.
Minister in Angersdorf: „Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen zuzuhören“
„Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen zuzuhören“, erklärte Minister Willingmann. Der Minister machte aber auch gleich zu Beginn deutlich, dass von ihm nicht die „letztverbindliche Lösung“ zu erwarten sei. Nach Angaben der anwesenden Bürger stinkt es rund um die Grube noch immer gewaltig. „Ich habe den Eindruck, dass es nach der letzten Infoveranstaltung sogar noch schlimmer geworden ist“, erzählte eine Frau. Ein Anwohner war davon überzeugt, dass die „Grube die Geruchssteuerung“ inne hat.
Andrea Wilsdorf, die für eine Bürger-Initiative sprach, formulierte zwölf Fragen, die sie direkt an den Minister und den Geschäftsführer der Grube Teutschenthal, Hans-Dieter Schmidt, richtete. Dabei ging es um Atemnot, erkrankte Kinder, Atemschutz für die Arbeiter, aber auch wie hoch die Gewinnbeteiligung des Wirtschaftsministeriums an der Grube sei. „Bitte keine Thesen, ob das Ministerium an Gewinnen beteiligt ist“, erwiderte Armin Willingmann mit einem Kopfschütteln - denn dies entspräche nicht der Wahrheit.
Minister in Angersdorf: „Die Belästigung ist sehr, sehr groß. Die Politik ist da nun dran“
„Die Belästigung ist sehr, sehr groß. Die Politik ist da nun dran“, versprach Wirtschaftsminister Armin Willingmann. Auch er wolle, dass der Gestank aufhöre. Schon am 1. November sei die Grube wieder Thema im Wirtschaftsausschuss.
Viele Anwohner berichteten indes von gesundheitlichen Problemen, die sie immer dann haben, wenn es intensiv stinkt. „Die Schleimhäute werden angegriffen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit treten regelmäßig auf“, berichtete eine Anwohnerin. Eine Hausärztin konnte dies bestätigen. „Ich mache mir sehr große Sorgen, um meine Patienten“, so die Medizinerin. Ob von dem Gestank in Teutschenthal eine Gesundheitsgefahr ausgeht, untersucht auch das LAGB.
„Zusammen mit Fachleuten der Uni Halle untersuchen wir, ob von der Grube eine Gesundheitsgefährdung hervorgerufen werden kann“, erklärte Frank Paulat vom LAGB. Er äußerte sich auch zur Suche nach der Quelle des Gestanks. „Es ist eine sehr schwere Materie - wir kommen dem Ziel aber immer näher“, so Paulat. (mz)