Aus Bohnen Kichererbsen und Linsen Start-up aus Halle: Hülsenreich bekommt Preis

Halle (Saale) - Sie sehen aus wie Tortilla-Chips, die in Supermärkten zu finden sind: leicht zusammengerollt, angeboten als knusprige Appetithappen. Und doch ist etwas anders bei diesen Chips. Denn sie sind „schwarz, leicht gesalzen und schmecken auch etwas nach Bohnen“, sagt Emilie Wegner, Absolventin der Martin-Luther-Universität Halle.
Sie muss es wissen, denn die Ernährungswissenschaftlerin ist im Begriff, eine Forschungsidee in konkrete Produkte umzuwandeln: Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Erbsen sollen mehr Käufer finden - in Form von Dips, Flips oder Chips. Und so werden die Tortilla-Chips mit schwarzen Bohnen statt mit Mais hergestellt. „Dadurch haben sie mehr Proteine und mehr Ballaststoffe als das Original und sehen zudem noch total abgefahren aus“, sagt Emilie Wegner.
Start-up „Hülsenreich“ bekommt Hugo-Junkers-Preise
Zusammen mit Simon Vogt und Gunnar Schulze, die für den betriebswirtschaftlichen Teil zuständig sind - hat sie das Start-up „Hülsenreich“ gegründet. Und kann jetzt einen ersten großen Erfolg verzeichnen: Die Initiative ist am Mittwochabend in Magdeburg mit einem der begehrten Hugo-Junkers-Preise ausgezeichnet worden. Das Trio erhielt den Sonderpreis in der Kategorie „Ernährungswirtschaft“.
Snacks wie Kartoffelchips sind bei vielen Konsumenten beliebt - und tragen nicht dazu bei, die Figur in Form zu halten. Emilie Wegner will einen Alternative anbieten. „Hülsenfrüchte sind für unsere Ernährung sehr wertvoll, da sie reich an Nährstoffen und Ballaststoffen sind“, erläutert sie. Sie hätten beim Verbraucher - bis vielleicht auf die Trend-Hülsenfrucht Kichererbse - aber immer noch einen schweren Stand, „da sie sich von ihrem altbackenen Ruf noch nicht ganz befreien konnten.“
Bei der Hallenserin reifte während ihres Studiums die Idee, Bohne und Co. mit Hilfe der Snacks ein neues Image zu geben. Diese machten im Gegensatz zu herkömmlichen Produkten schneller und langanhaltender satt. Emilie Wegner hat sich früh mit dem Thema gesunde und bewusste Ernährung auseinandergesetzt. Bis heute betreibt sie im Internet einen Foodblock, in dem „Köstlichkeiten für Kopf und Körper“ beschrieben werden.
Start-up aus Halle: Innovatives Verfahren bei Röstung
Die angehende Unternehmerin sagt von sich selbst, „eher praxisorientiert“ zu sein. Was sich auch daran zeigt, das sie zwei Produktionsabläufe konzipierte: Kichererbsen werden mit einem innovativen Heißluft-Verfahren geröstet; ein Doppelschnecken-Extruder soll demnächst die Tortilla-Chips ausspuken.
Dass „Hülsenreich“ kurz vor der Markteinführung erster Produkte steht, hat auch viel mit dem Gründerzentrum der Universität Halle zu tun. Denn Emilie Wegner erhielt dort erst den Rat, sich für ihr Vorhaben Partner mit ins Boot zu holen, die sich in Sachen Marketing und Betriebswirtschaft auskennen. Das ist mit Vogt und Schulze geschehen, die sich in diesen Bereich an der Uni fit gemacht haben. Dann bekam „Hülsenreich“ die Chance, sich für eine Übergangszeit im Weinberg Campus Innovation Hub einzurichten. Also dort, wo innovative Start-ups zuhause sind. Über das Landesprogramm „ego-Gründungstransfer“ ist das Start-up zudem für ein Jahr finanziell abgesichert.
Kichererbsen-Snack aus Halle in Bars und im Netz
Danach muss sich „Hülsenreich“ indes auf dem Markt behaupten. Emilie Wegner hat keinen Zweifel, dass dies gelingt. Los geht es im Frühjahr mit gerösteten Kichererbsen, Tortilla-Chips folgen später. Die Snacks sollen erst in Biomärkten, Bars und im Internet angeboten werden. In einem zweiten Schritt ist der Verkauf über Biomarkt- und andere Handelsketten geplant. Spätestens dann dürften die Hülsenfrüchte in vieler Leute Mund sein. (mz)