Starsänger Starsänger: Scholl begeistert Publikum in Händel-Halle
Halle (Saale)/MZ. - New York, Paris, Wien: Der vielfach ausgezeichnete Starsänger und Countertenor Andreas Scholl war und ist auf den größten Bühnen der Welt zu Gast. Und dennoch ist für ihn ein Auftritt in der Händelstadt Halle etwas Besonderes: "Ein Onkel von mir hat Familienforschung betrieben und festgestellt, dass meine Großeltern nur zwei Gräber neben Händels Eltern auf dem halleschen Stadtgottesacker begraben sind", erzählt der 44-Jährige vor seinem gestrigen Galakonzert als Vorkonzert zu den Händelfestspielen 2013. Mit seinem Auftritt in der Händelhalle begeisterte er das Publikum restlos.
Der hallesche Familienzweig, so berichtet er, gehörte der Adelsfamilie von Queetz an. "Mein Onkel hat das Grab schon besucht und ein Foto dort gemacht. Ich muss da auch noch mal hin", sagt Scholl. Allerdings: ein anderes Mal. Denn diesmal war die Zeit zu knapp, heute Morgen ging es gleich weiter zum nächsten Termin: "Vielleicht komme ich mal privat wieder."
Denn auch das Händelhaus steht bei Scholl, der seine musikalische Ausbildung mit sieben Jahren bei den Kiedricher Chorbuben in Hessen begann, auf dem Plan. "Händels Musik kann Emotionen kommunizieren", schwärmt er von seinem Lieblingskomponisten und macht das, was seine Leidenschaft ist - singen. Mitten im Restaurant des "Roten Ross" stimmt er - leise - ein Stück aus einer Arie von Händels "Julius Cäsar" an. Die Oper hat er im August bei den Salzburger Festspielen mit Cecilia Bartoli und Philippe Jaroussky ("liebe Menschen und tolle Kollegen") in den Hauptrollen gesungen. "Wir können bei Händel spüren, dass ein Mensch zu uns spricht. Das schafft Bach nicht", sagt er.
Dass er nicht zum letzten Mal bei den Händelfestspielen aufgetreten ist, darf man wohl hoffen. "Nach dem Konzert ist vor dem Konzert", meint Scholl und macht seine Entscheidung auch immer davon abhängig, wie zufrieden er das Publikum machen konnte. Allerdings ist Halle schon im Januar wieder fest im Terminkalender eingeplant: Am 23. Januar ist Scholl zusammen mit seiner Ehefrau, der Pianistin Tamar Halperin, bei den Aula-Konzerten der Universität zu Gast.
Nicht Händel, sondern Lieder von Mozart, Haydn, Schubert und Brahms stehen dann auf dem Programm - unter dem Titel "Wanderer" hat das Paar diese Titel jetzt auf CD veröffentlicht. Denn Scholl, der auch schon eigene Lieder und Popsongs im Programm hatte, liebt die Abwechslung. Und die Überraschung: Obwohl die Kopfstimme sein Metier ist, singt er hier in dem Schubert-Lied "Das Mädchen und der Tod" sowohl die Alt- als auch die Bariton-Stimme. Was dem Ausnahme-Sänger keinerlei besondere Anstrengung bedeutet: "Die hohe Stimmlage singe ich seit meiner Kindheit, der Bariton entspricht meiner Sprechstimme." So einfach ist das bei Andreas Scholl.
Genauso einfach wie seine Tipps, wie er sich auch im Winter fit für Konzerte hält und Erkältungen vorbeugt: Grippeschutzimpfung, Luftbefeuchter, Joggen, Dampfsauna und immer warme Füße. Da kann ja nichts schief gehen beim Januar-Termin in Halle.