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Stadtentwicklung in Halle  Stadtentwicklung in Halle : Endstation für Heide-Nord?

Von Jan Möbius 30.09.2015, 12:29
Wucherndes Unkraut statt Kunden: Die Lettiner Einkaufsoase wird abgerissen.
Wucherndes Unkraut statt Kunden: Die Lettiner Einkaufsoase wird abgerissen. Jens Schlüter Lizenz

Halle (Saale) - „Nein“, sagt Nancy Weigt. „Trist ist das hier nicht.“ Immerhin lebe ihr Stadtteil von seinen Kontrasten und von der Nähe zur Heide. Aber, so die 26-Jährige, es sei ein trostloser Anblick, die Teile von Heide-Nord noch immer bieten und die das Image von der angeblichen sozialen Endstation befeuern würden. Die junge Frau schiebt den Kinderwagen mit ihrem vier Monate alten Sohn vorbei an grauen Plattenbauten.

„Da drüben“, sagt sie, „da wurde schon eine Menge saniert und viel gemacht.“ Hier, im ersten Wohnkomplex von Halles jüngstem Stadtteil fehle es an Schub und Initiative. Heide-Nord ist ein Sorgenkind der Stadt. Nicht nur die Bewohner der Siedlung zwischen den zumeist von Besserverdienern bewohnten Stadtteilen Dölau, Lettin und Kröllwitz beschleicht der Eindruck: Niemand hat eine zündende Idee für Heide-Nord.

Zukunftswerkstatt deklariert

Die jüngste Bürgerversammlung vor zwei Wochen, als Zukunftswerkstatt deklariert, offenbarte einmal mehr das Dilemma. Auf viele Fragen gab es zwar Antworten. An konkreten Inhalten aber fehlte es oft. Auch auf Fragen, die die MZ im Nachgang der Versammlung an die Stadt stellte, gab es keine oder ausweichende Antworten. Angesprochen etwa auf das Problem Kinderarmut gab das Rathaus keine Zahlen heraus. Auch auf die konkrete Frage, wie denn die Zukunft von Heide-Nord nun konkret aussieht, kam keine Antwort. Lediglich, dass von den rund 5.600 Einwohnern mehr als 1.300 von Hartz IV leben würden, räumte die Stadt ein. Hilflosigkeit?

Wenngleich der nun verkündete Abriss der Lettiner Einkaufs-Oase (LEO), dem einstigen Vorzeigeobjekt, dafür ein Indiz sein könnte, sieht die Bürgerinitiative (BI) Heide-Nord/Lettin die Zukunft eher weniger düster. „Wenn man auch die letzte Bürgerversammlung nicht unbedingt als Zukunftswerkstatt bezeichnen konnte“, sagte Stefan Schneider, der im Stadtteil Lettin Leiter der örtlichen freiwilligen Feuerwehr ist und sich an der Seite von Halles ehemaligem Baudezernenten Wolfgang Heinrich in der BI engagiert.

„Einiges“, so sagt Schneider, „haben wir ja schon erreicht.“ Damit meint er unter anderem, dass die Sparkasse nach ihrem Abzug aus Heide-Nord nun zwei Mal pro Woche einen Bus schickt, in dem vor allem ältere Leute ihre Bankgeschäfte erledigen können, ohne dafür ins benachbarte Dölau zu müssen. Und man merke eine Veränderung im Stadtteil: „Es wohnen wieder mehr Studenten in Heide-Nord. Offenbar ist der Stadtteil doch noch interessant. Der Leerstand liegt unter zehn Prozent“, so Schneider. Ob das an den Entwicklungen auf dem nahen Campus Heide-Süd liegt? Man weiß es nicht.

Attraktivität steigern

„Wenn man Heide-Nord weiter am Leben halten und die Attraktivität steigern will, muss neben Versprechungen auch was Erkennbares passieren“, sagt Schneider. Das fange mit der maroden Grundschule und ihrem Umfeld an. Momentan wolle niemand aus Lettin, dem Viertel Blumenau oder dem neuen, schicken Waldstraßenviertel seine Kinder dort einschulen. „Dadurch geht aber auch die soziale Durchmischung verloren“, warnt Schneider. Zudem müsse vor allem die kommunale Wohnungsgesellschaft HWG noch an der Sanierung ihres Wohnungsbestandes arbeiten. Andere Vermieter seien da bereits weiter.

Die BI sei jetzt noch einmal mit konkreten Fragen und Problemen an die Stadt herangetreten. Unter anderem fehle es an niedergelassenen Ärzten. „Für Heide-Nord und Lettin gibt es eine einzige Praxis. Das ist deutlich zu wenig“, sagt Schneider. (mz)

Saniert und unsaniert liegen in Heide-Nord oft dicht beieinander.
Saniert und unsaniert liegen in Heide-Nord oft dicht beieinander.
Jens Schlüter Lizenz