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„Masterplan“ für Halle So soll die Saale sauberer werden

Grüne und CDU wollen mit „Masterplan“ verhindern, dass Regen- und Abwasser in den Fluss fließen. Das soll die Gesundheit von Badegästen schützen.

15.04.2021, 12:00

Halle (Saale) - Wer schon häufiger in der Saale baden war, weiß, dass der Fluss nach starkem Regen eher zu meiden ist: Zu dem sonst recht klaren Wasser gesellt sich dann nämlich eine Mischung aus Regen- und Abwasser, inklusive Fäkalien und Unrat. Ursache ist das hallesche Kanalisationssystem, das dieses sogenannte Mischwasser eigentlich in die Kanalisation leiten soll, bei zu starkem Regen aber schlicht überläuft und so die Saale verunreinigt. Nicht weniger als ein „Masterplan“ soll es sein, der langfristig genau das verhindert, kurzfristig Bürger vor Gefahren warnt und aktuell von Grünen- und CDU-Stadträten gefordert wird.

Den „Masterplan“ soll die Stadtverwaltung erarbeiten. Darauf einigten sich am Dienstag mehrheitlich die Stadträte im Planungsausschuss. Die finale Entscheidung trifft dann der Stadtrat in seiner Sitzung Ende April. Angestoßen wurde die Idee bereits Ende Oktober vergangenen Jahres von der Grünen-Fraktion im Stadtrat. Die CDU-Fraktion sprang im Zuge der Beratungen mit ins Boot, setzte sich für kleinere Änderungen ein und hat sich mit den Grünen nun auf eine gemeinsame Basis geeinigt.

„Das ist auf Dauer kein haltbarer Zustand“

Gefordert werden drei Punkte. Zunächst soll kurzfristig auf die gesundheitlichen Gefahren für Badende hingewiesen werden, wenn insbesondere nach starkem Regen die Saale mit dem übergelaufenen Mischwasser belastet ist. „Wir hatten in den vergangenen Jahren mehrfach solche Ereignisse. Das ist auf Dauer kein haltbarer Zustand“, sagte der Vorsitzende Christian Feigl (Grüne) zur Beratung im Planungsausschuss. Ein Warnsystem gibt es bisher nicht. Lediglich Schilder, wie beispielsweise am Saalestrand an der Peißnitz, weisen darauf hin, dass wegen der nicht-überwachten Wasserqualität vom Baden in der Saale grundsätzlich abgeraten wird. Das Saalewasser werde zwar sehr wohl überwacht, allerdings nicht in Hinblick auf punktuelle Einflüsse wie eben Niederschläge, sagte Mathias Wendland, Leiter des Gewässerkundlichen Landesdienstes, bereits im Juli 2020 gegenüber der MZ.

Mittel- und langfristig sollen Speicherkapazitäten und Regenrückhalteanlagen ausgebaut werden, die den Zufluss von Regenwasser in die Kanalisation deutlich verringern. Immer mit dem Ziel, ein Überlaufen des Mischwasserkanals einzuschränken. Als drittes soll an die Hallenser durch sogenannte „Informations- und Aufklärungsaktionen“ appelliert werden, ihren Müll nicht unsachgemäß im Abwasser zu entsorgen. Insbesondere wasserunlösliche Hygieneartikel, Essensreste oder Arzneimittel würden die Wasserqualität beinträchtigen.

Wasser tritt aus 38 Überläufen aus und wird von dort aus in die Saale geleitet

Dass das Abwassersystem in Halle bei starkem Regen überläuft, ist baulich bedingt und wird entsprechend auch gezielt gesteuert. 36 Speicheranlagen und 29 Regenrückhaltebecken würden die Wasserzufuhr in die Saale verzögern, sagte Jörg Schulze, Geschäftsführer der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft, ebenfalls im Juli 2020 gegenüber der MZ. Das Wasser, das trotzdem zu viel ist, tritt aus 38 Überläufen aus und wird von dort aus in die Saale geleitet.

Das hallesche Mischwassersystem, was Regen- und Abwasser bündelt und über Kanäle in Richtung Klärwerk ableitet, ist mehr als 100 Jahre alt und wurde für damals deutlich weniger Menschen konzipiert. Inzwischen gibt es immer mehr Haushalte und immer mehr Abwasser. Parallel wurden immer mehr Flächen bebaut und versiegelt, so dass weniger Regenwasser im Boden versickern kann. In Folge muss das Abwassersystem modernisiert werden. „Das ist ein langwieriges und teures Verfahren. Dem Ziel können wir nur Schritt für Schritt näher kommen“, sagte Feigl. (mz/Franz Ruch)