Außenminister in Halle Sigmar Gabriel in Halle: Auftritt von Pfeifkonzert und "Hau ab"-Rufen begleitet

Halle (Saale) - Pfiffe und Hasstiraden: Der Auftritt von Bundesaußenminister Sigmar Gabriel in Halle ist am Freitag von lautstarken Protesten begleitet worden. Gabriel war als prominenter Wahlkampf-Unterstützer für Halles SPD-Direktkandidaten Karamba Diaby in die Stadt gekommen. Seine Rede auf dem halleschen Boulevard wurde allerdings von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Auch „Hau ab“ und „Arbeiterverräter SPD“-Rufe schallten über den Platz (Video oben).
Pfiffe für Außenminister Sigmar Gabriel in Halle
„Worauf sind wir stolz?“, mit dieser Frage begann Gabriel seinen Auftritt vor einigen hundert Menschen. Sofort begannen die Störer mit Zwischenrufen und Pfiffen, wie im Video oben zu hören ist.
„Die Demokraten dieses Landes müssen auch stolz darauf sein, dass wir ein Land sind, in dem auch solche Leute [gemeint waren die Protestler/Anm. d. Red.] öffentlich auftreten dürfen“, beantwortete Gabriel seine Eingangs-Frage schnell. Und weiter: „Denn in dem Land, das diese Leute sich wünschen, dürfen Leute, die sich SO benehmen, ja nicht mehr öffentlich reden.“ Dabei zeigte der Außenminister in die Menge auf die lautstarke Störer-Gruppe. Er sei stolz, sagte Gabriel weiter, in einem Land zu leben, in dem die Meinungsfreiheit so groß sei, dass auch Menschen, die sich so aufführten, frei und offen ihre Ansichten kundtun dürften.
Sigmar Gabriel unbeeindruckt von lauten Protesten
Es war nicht das erste Mal, dass dem Außenminister ein solchen Empfang bereitet wurde. Das ließ er auch die Protestler wissen und zeigte sich von den Pfiffen unbeeindruckt und scherzte sogar: „Sie glauben gar nicht, wie lange sich so eine Rede durchhalte. Gucken Sie mich an, ich habe mehr Luft als sie“. Seinen Anhängern konnte er damit ein paar Lacher entlocken.
Den ganzen Auftritt (44 Minuten) von Sigmar Gabriel in Halle, sehen Sie hier im Video:
Dr. Karamba Diaby kommentiert Gabriels Besuch und die Stör-Aktionen auf Facebook
„Wir lassen uns nicht einschüchtern“, kommentierte Dr. Karamba Diaby am Abend den Auftritt auf Facebook.
Heute besuchte uns Sigmar Gabriel in Halle. Einige Rechtspopulisten nutzten diese Gelegenheit, um die Veranstaltung vor der Ulrichkriche durch Pfeifen, Hasstiraden und Hetze zu stören. Doch das hatte keine Wirkung. Denn klar ist: Wir lassen uns nicht einschüchtern! Sigmar und ich haben deshalb weitergemacht, weil wir wissen, dass die überwältigende Mehrheit für eine offene und solidarische Gesellschaft einsteht. Wir wissen, dass viel auf dem Spiel steht, wenn wir nicht gegen die Rechtspopulisten ankämpfen. Noch zwei Wochen liegen vor uns! Ich werde auch in diesen Wochen alles geben, damit wir als SPD ein starkes Ergebnis erhalten und die Rechtspopulisten aus dem Parlament halten. Auf Eure Unterstützung dabei zähle ich! #SozialGerechtKaramba
Diaby hatte zuletzt durch seine Reaktion auf einen rassistischen Facebook-Post gegen seine Person deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Die NPD hatte Ende August auf ihrer Facebook-Seite unter dem Post eines Wahlkampfbildes von Diaby geschrieben: „Deutsche“ Volksvertreter nach heutigem SPD-Verständnis.“ Unter dem Post waren daraufhin weitere rassistische Beleidigungen geäußert worden.
Tausende Facebook-Nutzer widerum hatten ihre Solidarität mit Diaby im Netz bekundet. Diaby hatte angekündigt, Strafanzeige gegen einzelne „rassistische Kommentatoren“ zu stellen. (mz)