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Siebte Museumsnacht in Halle Siebte Museumsnacht in Halle: Die Stasi-Bar hat geöffnet

Von Silvia Zöller 23.04.2015, 19:48
Marit Krätzer von der Stasi-Unterlagenbehörde (links) und Finanzamtvorsteherin Brigitte Berking stehen zur Museumsnacht zwar nicht hinter dem Tresen - aber sie laden in die Bar der ehemaligen Stasi-Zentrale ein.
Marit Krätzer von der Stasi-Unterlagenbehörde (links) und Finanzamtvorsteherin Brigitte Berking stehen zur Museumsnacht zwar nicht hinter dem Tresen - aber sie laden in die Bar der ehemaligen Stasi-Zentrale ein. Günter Bauer Lizenz

Halle (Saale) - Es war eine Stadt für sich: die Gebäude der Staatssicherheit am Gimritzer Damm. Hier gab es nicht nur Büros und Nachrichtentechnik, sondern auch eine Krankenstation, eine Sparkasse und eine Autolackiererei. Ebenfalls nicht für den Normalbürger waren der Kino- und Veranstaltungssaal und die Bar im Sozialgebäude der Behörde gedacht- beides kann zur Museumsnacht am Samstag nun erstmals besichtigt werden.

Tanzveranstaltungen und Kinovorführungen

„Alle großen Festveranstaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit fanden in dem Dzierzynski-Saal statt. Auch Erich Mielke war hier zu Gast“, sagt Marit Krätzer, Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde Halle. Es gab Tanzveranstaltungen, Kinovorführungen, und auch die Jahrestage der Gründung der DDR und andere wurden hier gefeiert. Agentin und Stasi-Oberstleutnant Christel Guillaume, Ehefrau von Günter Guillaume, hielt in der besten Stube der Bezirksverwaltung nachweislich mehrfach Vorträge.

Vom Archäologischen Museum der Uni bis zum Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen in der Leopoldina sind am Samstag Museen in Halle geöffnet. Die siebte Museumsnacht mit 321 Veranstaltungen wird zusammen mit Leipzig veranstaltet - die gemeinsame Eröffnung ist um 18 Uhr in den Franckeschen Stiftungen.

Die Eintrittskarte ist gleichzeitig Bus- und Bahnticket, so dass Besucher sich kostenlos zu den verschiedenen Veranstaltungsorten bringen lassen können. Sie kostet acht Euro (ermäßigt sechs Euro) und ist an allen teilnehmenden Museen, sowie in der Touristinformation und in den Service-Centern der Havag erhältlich. Die Tickets gelten bereits ab 16 Uhr und ermöglichen den Museumsnacht-Besuchern auch die kostenlose Fahrt nach Leipzig mit den Bahnlinien S3 und S5X.

Bus-Shuttles hat die Havag zusätzlich eingerichtet. Sie fahren im 30-Minuten-Takt auf zwei Linien. Die Linie M1 führt vom Hauptbahnhof über die Berliner Brücke bis zum Volkspark und über den Uniplatz zurück zum Bahnhof. Linie M2 startet vom Hauptbahnhof und fährt über den Franckeplatz, Blücherstraße, Talstraße, Saline und Hallmarkt zurück zum Hauptbahnhof.

„Der Saal hatte eine eigene Bühne, Kinotechnik und einen Klimaanlage“, so Krätzer. Doch auch für sie und ihre Mitarbeiter bleibt der 430 Personen fassende Saal aus zwei Gründen normalerweise verschlossen: Weil er im heutigen Finanzamt in der Blücherstraße 1 - dem früheren Hauptgebäude der Staatssicherheit - und damit nicht in, sondern genau gegenüber der Unterlagenbehörde ist. „Und weil er sehr baufällig ist“, so Krätzer. Der Fußboden sei dermaßen marode, dass der Saal am Samstag aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden darf. Wohl aber ist ein Blick in den Raum möglich - dort werden auch Bilder ausgestellt, die Veranstaltungen im ehemaligen Prachtobjekt zeigen.

Stasi-Bar im Charme der 70er Jahre

Und auch die ehemalige Stasi-Bar darf erstmalig betreten werden, die heute noch ganz im Charme der 70er Jahre erhalten ist. 1973 wurde sie eingeweiht und diente nicht nur für den alkoholischen Absacker am Abend, sondern mittags auch als Speisesaal für die leitenden Offiziere. Und genau dort gibt es gemäß des Mottos der Museumsnacht „Kopfkino“ in vielen Varianten: NT-Intendant Matthias Brenner und die Schauspielerin Nele Heyse werden um 20 Uhr und um 22.30 Uhr auf den Hockern der Bar sitzen und aus Unterlagen der Staatssicherheit lesen, die in der Wendezeit entstanden sind. Der amüsante Titel der 30-minütigen Lesung: „Keine Akten vernichten! Akten schwimmen auf der Saale, nichts durchs Klo vernichten.“

Führungen über das Gelände

Außerdem gibt es Führungen über das Gelände, bei dem alle Details der Nutzung erläutert werden. Besucher können auch die neue digitale Mediathek testen, bei der man Filme und Tondokumente abrufen kann. Das Archiv ist ebenfalls geöffnet. Wer möchte, kann an diesem Abend gleich seinen Antrag auf Akteneinsicht stellen. Dafür ist es notwendig, den Personalausweis mitzubringen.

Alle Infos finden Sie im Internet unter: www.museumsnacht-halle-leipzig.de. (mz)