Braucht es den wirklich? Sicherheitsdienst in Halle-Neustadt beunruhigt Anwohner: "Warum brauchen wir hier einen Wachschutz?"

Halle (Saale) - Seit mehr als 24 Jahren leben Edeltraud und Günther Presuhn (Namen von der Redaktion geändert) in einem großen Plattenbau im Ibsenweg in Halle-Neustadt. Sie fühlen sich wohl in ihrer kleinen Wohnung und genießen den tollen Ausblick, den sie aus ihrer Etage haben. Eines ist dem Ehepaar dabei ganz wichtig: Sie fühlen sich in ihrem Viertel sicher. Es gibt keinerlei Probleme. „In unserem Haus und in den Nachbarhäusern leben auch einige Ausländer. Sie sind aber sehr nett und hilfsbereit - andernorts gibt es ja mit ihnen oftmals Schwierigkeiten, bei uns aber nicht“, erzählt die 67-jährige Edeltraud Presuhn.
Verwaltung engagiert Wachschutz - aber wird der tatsächlich gebraucht?
Umso mehr ärgert sich das Ehepaar über eine Neuerung, die ihr Haus und die Nachbarhäuser betrifft. Der Vermieter, die Hallensische Gebäudeverwaltung, hat seit Anfang Juli einen privaten Sicherheitsdienst engagiert. Der MDW Mitteldeutsche Wachschutz wurde, laut eines Aushanges, mit der „nächtlichen Wohngebiets- und Wohnhausbestreifung“ beauftragt.
Das Sicherheitsunternehmen sei durch den Eigentümer bevollmächtigt, sich jederzeit innerhalb und außerhalb des Wohnhauses aufzuhalten, heißt es in dem Aushang. Sollte es zu Lärmbelästigungen, unerlaubter Müllentsorgung und anderweitigen Verstößen gegen die Hausordnung kommen, greift der Sicherheitsdienst ein.
Anwohner sehen sich vor vollendete Tatsachen gestellt
„Ich verstehe die Welt nicht mehr! Warum brauchen wir hier einen Wachschutz? Vor allem ist es mir unbegreiflich, dass uns niemand davon in Kenntnis gesetzt hat“, beklagt sich Günther Presuhn. Es habe keinen Brief und auch keine Versammlung der Hausgemeinschaft gegeben. Den Aushang hätten die Presuhns nicht entdeckt, weil er nicht am Hauptaushang angebracht war. Sie haben ihn übersehen - wie viele andere Mieter auch, erzählt das Ehepaar.
„Als unser Enkel zu Besuch war, sagte er uns, dass es am Eingang diesen Aushang gibt“, so Edeltraud Presuhn. Nun befürchtet das Ehepaar eine höhere Miete. „So ein Sicherheitsdienst kostet ja eine Menge Geld. Das muss bezahlt werden - sicherlich werden die Mieten steigen. Ich sehe es aber nicht ein, für etwas zu bezahlen, was nicht benötigt wird“, so Günther Presuhn.
Polizei sieht keine Auffälligkeiten im Ibsenweg
Das Polizeirevier in Halle bestätigt gegenüber der MZ, dass es im Bereich des Ibsenweges - aus polizeilicher Sicht - keinerlei Auffälligkeiten gibt.
Die Hallensische Gebäudeverwaltung, die in der Saalestadt vor allem unter dem Namen „Hallywood“ auftritt, möchte die Fragen der MZ nur in einem persönlichen Gespräch im Mieterbüro beantworten. Viele Antworten gibt es allerdings nicht.
Verwaltung spricht von „präventiver Maßnahme“
„Der Wachschutz wurde als präventive Maßnahme beauftragt. Der Investor der Gebäude möchte sein Hab und Gut schützen“, erklärt Hallywood-Mitarbeiter Große, der seinen Vornamen nicht in der Zeitung lesen und auch seine Position innerhalb des Unternehmens nicht preisgeben möchte.
Für den Einsatz des Sicherheitsdienstes gibt es keinen Grund, erklärt Große. Es sei „das gute Recht“ des Eigentümers, seine Häuser zu schützen. „Schließlich gibt es dort auch öffentliche Bereiche, die von anderen Personen betreten werden können“, erklärt er weiter.
Sicherheitsdienst in Halle-Neustadt: Verwaltung sieht sich im Recht
Er bestätigt außerdem, dass der Sicherheitsdienst die Häuser Ibsenweg 1 bis 4 nun dauerhaft bewache. „Der Informationsfluss ist durch den Aushang gesichert - wie wir unsere Mieter informieren, muss man uns überlassen“, sagt Peter Göth, verantwortlich für die Vermietung und Verwaltung bei der Hallensischen Gebäudeverwaltung.
Briefe oder eine Versammlung seien aus seiner Sicht nicht nötig gewesen. Ob die Mieten nun steigen, wollte die Hausverwaltung ebenfalls nicht verraten und verwies auf „rechtliche Vorschriften“, die das regeln würden. (mz)