Seit Wochen werden in Halle Autos angezündet Seit Wochen werden in Halle Autos angezündet: Jagd nach den Feuerteufeln

Halle (Saale) - 40 Brände, darunter 13 abgefackelte Fahrzeuge und ein Schaden im sechsstelligen Eurobereich: Seit Wochen zieht sich eine Brandspur durch das Stadtgebiet. Die Täter schlagen scheinbar wahllos zu. „Ein Muster ist bisher nicht zu erkennen. Die Attacken richten sich nicht gegen bestimmte Automarken oder Einrichtungen und sind auch nicht alleine auf die Neustadt begrenzt“, sagt Kriminaloberkommissar Maik Rosemann, der die Soko „Neustadt“ leitet, in der Brandermittler nach den Feuerteufeln suchen.
Spekulationen in sozialen Netzwerken, dass hinter den Brandstiftungen Kinder oder Jugendliche stecken könnten, wollte Rosemann nicht kommentieren. „Von uns kommen diese Informationen nicht. Und angesichts der Spuren, die wir an den Tatorten gefunden haben, gehen wir auch nicht von dem einen Täter oder einer Gruppe aus, die für die Straftaten verantwortlich ist. Es ist sogar wahrscheinlich, dass wir es mit Trittbrettfahrern zu tun haben“, sagt Rosemann.
Ermittlungsgruppe arbeitet seit dem 23. August
Die Ermittlungsgruppe arbeitet seit dem 23. August. An jenem Freitag hatten in der Carl-Zeiss-Straße zwei Pkw in Flammen gestanden. Das Feuer beschädigte auch weitere Autos, die dort parkten. Danach ging es fast Schlag auf Schlag. Am ersten Septemberwochenende zählte die Polizei in der Neustadt zehn Brände an zwei Tagen. Betroffen war auch der Allgemeine Behindertenverband, der durch die Brandstiftung einen seiner Transporter verlor.
Am 4. September wurde die Neustadt erneut zum Brennpunkt. Wieder waren zwei Fahrzeuge betroffen. Und nur drei Tage später, am 7. September, loderten die Flammen fast zeitgleich in einer Gartenlaube an den Pulverweiden und wenige hunderte Meter weiter am Wohnzentrum Lührmann. Dort wurden zwei Lkw durch Brände komplett zerstört und ein weiteres Fahrzeug sowie die Hauswand beschädigt.
Brandbeschleuniger benutzt
Die Polizei hat Hinweise gefunden, dass bei den mutwillig gelegten Feuern Brandbeschleuniger benutzt worden sind. Um welche Substanzen es sich handelt, könne man mit letzter Gewissheit noch nicht sagen. „Wir warten auf das Ergebnis der Analyse aus dem Landeskriminalamt“, so Rosemann.
„Natürlich wissen wir um die Brisanz und die Unruhe in der Öffentlichkeit. Deshalb wurde auch die Polizeipräsenz in der Stadt verstärkt“, sagt Thomas Müller, Sprecher im Polizeirevier Halle. Man setze zudem Beamte in Zivil auf Streife ein, um Tätern auf die Schliche zu kommen.
Autos unter Straßenlaternen parken
Autofahrern Tipps zu geben, wie sie ihr Eigentum wirksam schützen können, sei hingegen schwierig, meinen Rosemann und Müller. Die Brandstifter haben bisher bevorzugt an Wochenenden und nachts zugeschlagen. Autos unter Straßenlaternen zu parken, könnte die Täter abschrecken, weil sie Gefahr laufen, entdeckt zu werden. Dass in Internetforen mittlerweile darüber diskutiert wird, Bürgerwehren zu gründen, die nachts Patrouillen laufen, sieht die Polizei kritisch. „Strafverfolgung ist Sache der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Anarchie hilft uns nicht weiter“, sagt Müller.
Unterdessen hat auch die Citygemeinschaft in Halles Innenstadt für den betroffenen Behindertenverband gesammelt. 1.070 Euro kamen zusammen. (mz)