Schwimmer aus Halle in Netanya Schwimmer aus Halle in Netanya: Paul Biedermann holt EM-Gold im 200 Meter Freistil

Netanya - Was für ein Tag. Die gewagte Reise ins unsichere Israel hat sich vollauf gelohnt. Halles Schwimm-Star Paul Biedermann kostete den EM-Abschied als Goldmedaillengewinner voll aus, Weltmeister Marco Koch feierte grinsend den nächsten Titel in deutscher Rekordzeit. Die deutschen Topschwimmer haben auf dem langen Weg zu den Olympischen Spielen in Rio bei der Kurzbahn-EM mit zwei Siegen binnen weniger Minuten überzeugt. Einen Tag nach Silber über 400 Meter Freistil gewann Weltrekordler Biedermann gestern in Netanya über die halbe Distanz in 1:42,68 Minuten sein siebtes und letztes EM-Gold. Koch schrammte bei seinem souveränen Auftritt über 200 Meter Brust in 2:00,53 Minuten nur um fünf Hundertstelsekunden am Weltrekord vorbei. Nur 0,29 Sekunden fehlten der deutschen Mixed-Staffel auf Bronze.
Erleichterung bei Biedermann
Biedermann schlug beim goldenen Abschied von der Kurzbahn kraftvoll ins Wasser. Sieg im letzten internationalen Rennen auf der 25-Meter-Bahn - viel besser hätte es für den 29-Jährigen acht Monate vor den Sommerspielen nicht laufen können. „Ich freue mich sehr, mein letztes Kurzbahnrennen und dann noch einmal Gold. Einfach schön. Ich habe alles gegeben und bin zufrieden mit der Zeit“, klang der sonst sehr sachliche Biedermann schon recht emotional. Stolz stand er zu den Klängen der Hymne später ganz oben auf dem Podest. „Ich freue mich so, so schön. Ich bin erstmal ganz erleichtert“, gestand der 29-Jährige. 0,17 Sekunden betrug Biedermanns Vorsprung am Ende auf den Belgier Pieter Timmers. Seinen Weltrekord aus dem Jahr 2009 (1:39,37), als noch mit Anzügen geschwommen wurde, zu verbessern, stand nie zur Debatte.
Das Resultat ist für den Hallenser ein weiterer Motivations-Schub auf dem Weg nach Rio. Dort wird er nach den Spielen seine Karriere beenden. Und in der jetzigen Form, sofern er sie konservieren, oder gar ausbauen kann, dürfte er auch in Brasilien zumindest zu den Medaillen-Kandidaten zählen. Aber vielleicht war die Medaille von Netanya sein letztes internationales Einzel-Gold. Insgesamt hat er damit nun ein Dutzend EM-Titel gewonnen.
Goldfavorit Koch siegte deutlich klarer. 1,46 Sekunden betrug sein Vorsprung auf den Ungarn Daniel Gyurta, dem er wenigstens den Weltrekord noch ließ. „Scheiße“ habe er beim Blick auf die Anzeigetafel gedacht, schilderte Koch. „Das ist eigentlich eine schöne Zeit, aber nur fünf Hundertstel über dem Weltrekord - das ist schon ärgerlich“, sagte der Europameister. „So knapp, da wäre ich lieber deutlicher drüber gewesen.“ Aber letztlich war das bestenfalls ein klitzekleiner Schönheitsfehler am beeindruckenden Auftritt. „Das war ein schönes Rennen mit persönlicher Bestzeit“, hob der Weltmeister dieses Sommers aus Kasan hervor. Für den 25-Jährigen war es der zweite EM-Titel auf einer 25-Meter-Bahn nach 2010.
Christian vom Lehn schlug im Finale über 200 Meter Brust als Sechster in 2:05,32 Minuten an, Philip Heintz kam im Biedermann-Rennen in 1:44,27 auf Rang sieben. Die Mixed-Staffel mit Jan-Philip Glania, Koch, Alexandra Wenk und Nina Kost schlug sich über 4 x 50 Meter Lagen in 1:39,32 auf dem fünften Rang beim Sieg Italiens (1:38,33) achtbar.
Nach den starken Auftritten von Biedermann und Koch darf Chefbundestrainer Henning Lambertz auf seinen dritten Trumpf hoffen. Heute kann die WM-Vierte Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling die bereits vierte deutsche Plakette der Titelkämpfe beisteuern. Wie Biedermann und Koch bestreitet auch die Magdeburgerin die EM in Israel ohne spezielle Vorbereitung. Bei allen Schwimmern mit internationalen Ambitionen ist das Training schon voll auf das Ringe-Spektakel abgestimmt. (dpa/sid/mz)