Schulsozialarbeit in Halle-Neustadt Schulsozialarbeit in Halle-Neustadt: Die Problemlöserin von der Salzmann-Schule
Halle (Saale) - Manchmal haben Schüler Probleme, die sie alleine nicht in den Griff bekommen. Einen Konflikt in der Familie, die schwerkranke Mutter oder Einsamkeit zum Beispiel. „Lehrer haben selten und teilweise gar nicht die Zeit, sich neben dem Unterricht um die Kinder und Jugendlichen zu kümmern“, sagt Raik Pönitz, Schulleiter der Salzmann-Förderschule in Neustadt. Für solche Fälle gibt es seit mehr als zehn Jahren die Schulsozialarbeiterin Ulrike Pilz. Ihr Einsatz ist mit der Zeit unverzichtbar geworden.
Arbeit hat Pilz immer. Sie bereitet Projekte vor, in denen Themen wie Rechtsextremismus behandelt werden, macht soziale Kompetenztrainings und holt das Jobcenter in die Schule, um Berufsberatungen anzubieten. Zu den Aufgaben gehört aber auch, Klassenfahrten zu begleiten, Arbeitsgemeinschaften zu organisieren, Streitschlichter auszubilden sowie Netzwerke zu anderen Institutionen aufzubauen. „Vor allem ist sie aber Mittler zwischen Eltern, Lehrern und Schülern“, sagt Pönitz.
Oft gebe es Hemmschwellen, die erst die Diplompädagogin Pilz schafft zu überwinden. „Ich habe immer ein offenes Ohr und bin dabei neutral, sehe die Situationen aus anderen Blickwinkeln“, sagt sie über sich selbst. So sei es bei finanziellen Engpässen in der Familie einfacher, sie um Rat zu bitten, als direkt das Jugendamt anzurufen. Die Eltern schätzten die Distanz der Schulsozialarbeit, die gerade in der Förderschule gefragt sei.
Sozial-emotionaler Förderschwerpunkt
An der Salzmann-Schule gibt es einen so genannten sozial-emotionalen Förderschwerpunkt. „Wer zu uns geschickt wird, wird in normalen Bildungseinrichtungen nur als störend empfunden“, erklärt Pönitz. Kinder, die auf Tische springen, brüllen, unberechenbar scheinen. Doch in den Gängen ist es während des Unterrichts ruhig. „Weil es klare Strukturen gibt und wir uns intensiv um die Schüler kümmern“, so Pönitz. Zu den klaren Strukturen zählt nicht nur das fast rituelle Vorbereiten auf den Unterricht, sondern eben auch die Schulsozialarbeiterin.
Sie ist eine feste Institution. Weshalb man froh ist, dass die Finanzierung durch EU-Gelder kürzlich wie an 35 anderen halleschen Schulen bis zum Jahr 2018 gesichert wurde. 7,5 Millionen Euro kommen aus dem Schulsozialfonds „Schulerfolg sichern“. Die Arbeiterwohlfahrt Halle-Merseburg, die Trägerin der Sozialarbeit an der Salzmann-Schule und anderen in Halle ist, fordert für 150 Schüler mindestens eine Vollzeitstelle. Bundesweit brauche es folglich rund 62.000 neue Stellen.
Die zusätzlichen Kosten für diesen Ausbau beziffern Awo und Mitglieder des Kooperationsverbunds Schulsozialarbeit auf etwa 3,6 Milliarden Euro jährlich. Kerstin Köferstein, die die Schulsozialarbeit für das Jugend- und Familienzentrum St. Georgen leitet, ist von der Wirksamkeit der Schulsozialarbeit überzeugt. „Den Problemen, mit denen Schüler zu uns kommen, würde sich sonst keiner annehmen“, so Köferstein.
„Pilz ist eine Konstante für alle“
„Trotz der jetzigen Förderung über drei Jahre kann man nicht von Kontinuität sprechen“, sagt Ulrike Pilz, die sich ein bundesweites Konzept wünscht. In den vergangenen zehn Jahren musste sie sich immer wieder „voraussichtlich arbeitslos“ melden, weil nicht sicher war, ob ihre Stelle weiter bezahlt wird. Denn bisher werden Schulsozialarbeiter in Sachsen-Anhalt meist durch Fördermittel der Europäischen Union und des Bundes finanziert, mal monatsweise, mal für ein, mal für zwei Jahre.
„Pilz ist eine Konstante für alle, nur so kann sie Vertrauen aufbauen und Entwicklungen begleiten“, sagt Schulleiter Pönitz. So war sie anfangs vor allem damit beschäftigt, den Lehrern sozialpädagogische Kompetenztrainings zu geben. „Vieles wird seitdem schon im Unterricht richtig angegangen, ich kann mich auf andere Dinge konzentrieren“, erzählt sie.
Die sind immer bedarfsorientiert. „Gefördert werden sozialpädagogische Projekte an Schulen aller Schulformen, an denen ein anhand einer Situationsanalyse ermittelter Bedarf für Schulsozialarbeit besteht“, heißt es im Ministerialblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Während die Richtlinien von Intervention und Prävention immer dieselben sind, unterscheidet sich der Umgang, je nachdem ob es eine Förder-, eine Grund- oder eine berufsbildende Schule ist. „Ich muss mit einem 16-Jährigen Gymnasiasten ja ganz anders reden, als mit einem lernbehinderten Förderschüler“, erklärt Pilz.