Schön gewandet Schön gewandet: Was tun wenn es Lieblingsklamotten nicht zu kaufen gibt?

Halle (Saale) - Was tut frau, wenn es die Lieblingsklamotten einfach nicht zu kaufen gibt? Ganz einfach: Sie eröffnet einen eigenen Laden. So zumindest hat es Barbara Treichel gehalten - und sie hat ganz offensichtlich das Richtige getan. Denn ihre Boutique, die auch aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Händel-Haus den schönen Namen „Gewandhaus“ trägt, gibt es jetzt seit genau 20 Jahren. Ein Jubiläum also, das die Inhaberin gemeinsam mit ihren Kundinnen begehen möchte - mit Sonderangeboten in der kommenden Woche.
Das Jubiläum ist aber auch Anlass, zurückzublicken, wie aus der damals 30-jährigen Betriebswirtin eine Unternehmerin mit Herzblut wurde. „Ich war da gerade Mutter einer einjährigen Tochter und wollte mich selbstständig machen“, so die Hallenserin, die damals ihre Kleidung in einem kleinen Geschäft in der Lu-Wu gekauft hatte. Doch der schloss irgendwann - so blieb nur Eigeninitiative. Und die hat die junge Mutter an den Tag gelegt.
„Ich habe in Berlin alle möglichen Boutiquen, die mir gefielen, abgeklappert und mir Tipps geben lassen“
Zum Beispiel, um die Frage zu beantworten, woher sie selbst die Sachen für ihr Geschäft beziehen sollte. „Ich habe in Berlin alle möglichen Boutiquen, die mir gefielen, abgeklappert und mir Tipps von den jeweiligen Inhabern geben lassen“, erinnert sich die engagierte Geschäftsfrau, die für ihren Traum einen Kredit aufgenommen und ein Existenzgründerseminar besucht hat - und ansonsten auf ihre Ausbildung bauen konnte.
„Bei der Auskunft habe ich mir dann per Telefon Kontakte zu den Messen der Branche besorgt - und wenig später stand ich auf der Düsseldorfer Messe CPD, der wichtigsten“, lacht Barbara Treichel, der als Noch-nicht-Selbstständiger zur Messe gar kein Eintritt gewährt worden wäre. Aber auch da hatte die patente Frau eine Idee: „Ich hab einfach einen Messebesucher in der Schlange vor der Kasse gefragt, ob er mir - gegen Bezahlung natürlich - ’ne Karte mitbringen könnte.“ Konnte er.
„Ich habe so ziemlich all das getan, wovon mir mein Steuerberater abgeraten hatte“
Auch bei der Geschäftsgründung setzte Barbara Treichel auf unkonventionelle Methoden. „Ich habe so ziemlich all das getan, wovon mir mein Steuerberater abgeraten hatte - aber irgendwie hat es geklappt“, freut sich die Geschäftsfrau noch heute. Dennoch hatte auch Barbara Treichel, vor allem anfangs, schwere Zeiten. Doch wichtiger als ein Geschäft, das Gewinn abwirft, ist ihr bis heute die Nähe zu ihren Kundinnen, zu denen die 19-jährige Studentin ebenso wie die 80-jährige Seniorin zählen.
„Was ich aus meinem Laden heraushole, lässt sich nicht in Zahlen fassen“, kontert sie einen Ratschlag zur Gewinnoptimierung ihres damaligen Steuerberaters. Und noch etwas liebt Barbara Treichel: dass Kundinnen von außerhalb, die zum Beispiel während der Händelfestspiele, des Festivals „Women in Jazz“ oder auch größerer Ausstellungen in der Moritzburg ihre Boutique aufsuchen, Halle als schöne Stadt loben. (mz)