Schmeißt NT-Intendant hin? Schmeißt NT-Intendant hin?: Matthias Brenner setzt Aufsichtsrat ein Ultimatum

Halle (Saale) - Götterdämmerung steht schon lange auf dem internen Spielplan der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH). Es ist Feuer im Haus und offenbar niemand weiß, wie es gelöscht werden kann. Das Verhältnis von Geschäftsführer Stefan Rosinski einerseits sowie den Chefs der Oper und des Schauspiels, Florian Lutz und Matthias Brenner, andererseits ist zerrüttet, wahrscheinlich ohne jede Aussicht auf Besserung.
Nachdem Lutz, dessen Vertrag als Intendant der Oper nicht über die Laufzeit bis 2021 hinaus verlängert wurde, faktisch aus dem Rennen ist, hat nun Brenner seinerseits dem halleschen Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos), der zugleich Vorsitzender des TOOH-Aufsichtsrates ist, sowie den übrigen Mitgliedern des Gremiums an diesem Dienstag einen Brief geschrieben. Vertraulich.
Brenner stellt in Konflikt mit Geschäftsführer Rosinski Ultimatum
Mit der klaren Ansage, für Verhandlungen hinsichtlich einer weiteren Amtszeit als Intendant des neuen theaters und des Thalia-Theaters nicht zur Verfügung zu stehen, sollte den Konflikten mit Geschäftsführer Rosinski nicht die Grundlage entzogen werden.
Wiegand, der am Mittwoch im Stadtrat für eine Neufassung der Geschäftsordnung der TOOH werben wollte - mit dem Ziel, die künstlerische Unabhängigkeit der Intendanten vom Geschäftsführer klarer zu fassen, zitierte in der Sitzung aus Brenners Brief, womit der Vorgang nun allerdings öffentlich geworden ist.
Das sorgte, wie man hört, für Unmut bei mehreren Stadträten - ebenso die Vorlage aus dem Rathaus selbst zur beabsichtigten Veränderung des Gesellschaftsvertrages der TOOH.
Nur ein „Schnellschuss“ der Verwaltung?
Aufsichtsratsmitglied Ulrike Wünscher (CDU) etwa sieht überhaupt keinen Anlass für eine solche Maßnahme, da nur zwei der fünf künstlerischen Leiter der TOOH sich darum bemüht hätten. Bodo Meerheim (Linke) sprach von einem „Schnellschuss“ der Verwaltung.
Brenner sagte der Mitteldeutschen Zeitung am Mittwochabend, er habe dem Aufsichtsrat und dessen Vorsitzendem Wiegand eine Erklärungsfrist bis zum 12. April gesetzt. An diesem Tag findet die Premiere von „The King’s Speech“ im Schauspiel Halle statt, für die Brenner als Regisseur verantwortlich zeichnet.
„Sollte ich bis dahin kein Signal des Aufsichtsrates erhalten, werde ich meine Tätigkeit in Halle nicht fortsetzen“, sagte er. Damit reagiere er auf einen „Prozess der Zerstörung“, der von Rosinski zunächst im Opernhaus in Gang gesetzt worden sei und inzwischen auch seinen, Brenners, Arbeitsbereich erreicht habe. Er selbst wolle nicht stillschweigend Anteil daran nehmen oder selbst Teil dieser Zerstörung werden.
Frist hat Linie gezogen
In diesem Zusammenhang verweist der Intendant des neuen theaters auch auf die ominöse Tondatei mit Schmähungen gegen Opernchef Lutz und seinen Mitarbeiter Michael von zur Mühlen. Diese soll, so der Vorwurf, Rosinski erreicht haben und von ihm an Dritte weitergegeben worden sein. Letzteres bestreitet der Geschäftsführer.
Wie immer man aber die Dinge beurteilen mag, zumal im halleschen Stadtrat und im Aufsichtsrat der TOOH - man wird an der Erkenntnis nicht vorbei kommen, dass die Lage ist, wie sie ist und so nicht bleiben kann, will man die künstlerische Arbeit der Bühnen Halle nicht ernstlich in Gefahr bringen. Inès Brock (Bündnis 90/Die Grünen) hat ihre, den Intendanten Brenner und Lutz zugeneigte Position im Stadtrat drastisch auf den Punkt gebracht: „Das Ziel im Fadenkreuz muss das systematische Mobbing Rosinskis sein“, sagte die TOOH-Aufsichtsrätin.
Wie nun weiter? Das ist die Frage. Der Oberbürgermeister kann eigentlich kein Interesse daran haben, Matthias Brenner zu verlieren. Er leistet gute Arbeit in seinem Haus, das vom Publikum geschätzt wird und in der Stadtgesellschaft fest verankert ist. Brenner indes hat mit der nun öffentlich gewordenen Frist eine Linie gezogen, hinter die er nicht so einfach zurücktreten kann. Es wird sich also etwas bewegen müssen in der Sache. So oder so. (mz)