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Schlosspark Teutschenthal Schlosspark Teutschenthal: Wentzels Garten zählt 946 Bäume

Von Ralf Böhme 11.04.2003, 16:11

Teutschenthal/MZ. - Die Historie des Teutschenthaler Gartenreichs lag bisher weitgehend im Dunkeln. Im Ergebnis mehrjähriger Forschungsarbeit lüftete Steffi Breuer, eine Diplomandin der Fachhochschule Anhalt, einige der Geheimnisse und belegte den Rang des Kleinods. Selbst die Eigentümer, die Familie Wentzel, waren von den Ergebnissen völlig überrascht. Die Dynastie von Agrarunternehmern, die nach 1880 das Herrenhaus errichtete, verfügte zuvor nur über wenige Unterlagen.

Jedes einzelne Gewächs im Park nahm Steffi Breuer unter die Lupe. Hilfreich war der Vergleich von Luftaufnahmen aus den Jahren 1953 und 1993.

Die 35-Jährige aus Teutschenthal bestimmte sämtliche Arten und nahm die Vermessung der Stämme vor. Genau 946 Bäume wurden in die Übersicht aufgenommen. Eine Feldulme wies beispielsweise einen Stammumfang von über 260 Zentimetern auf. Daneben machte Breuer auf den abwechslungsreichen Wechsel der Baumarten aufmerksam. Ahorn, Buche und Erle wuchsen in der Überzahl. Steffi Breuer: "Seltene Bäume gaben der Mischung von Beginn an den botanischen Pfiff, darunter Gingko, Götterbäume, Balkan-Rosskastanie, Mammutbaum und Schwedische Maulbeere."

Voraussetzung für die spätere Anlage war der Aufkauf des Geländes durch Friedrich Philipp Carl Ludwig Wentzel im Jahr 1860. Den ersten Hinweis auf den Schlossgarten enthielt das Kirchenbuch der Laurentius-Gemeinde Teutschenthal. Der Pfarrer vermerkte eine Beerdigung im Mausoleum der Wentzels im umzäunten Park. Reste einer Mauer fand die Forscherin bei Ausgrabungen.

Eine Darstellung von 1905 wies seine Fläche mit etwa zehn Hektar und einer Sichtachse vom Schloss zum 300 Meter entfernten Wasserturm aus. Steffi Breuer: "Inzwischen ist der Park mehr als doppelt so groß." 1913 erfolgte eine erste Erweiterung bis an den Bachlauf der Würde, gleichbedeutend mit dem Ortsrand von Teutschenthal.

Hinweise auf eine Besonderheit gaben ältere Teutschenthaler, die sich noch an den Zustand vor etwa 60 Jahren erinnerten. Hans Boche und Margarete Gerlach bestätigten die frühere Existenz einer repräsentativen Pergola neben dem Torhaus. Als Gärtner wusste Boche diesen Teil des Parks zu schätzen. "Rosen, Ziersträucher und Spalierobst - eine Augenweide."

In seiner Erinnerung verlor der Park nach 1945 einige seiner schönsten Teile. Boche: "Die Kommune rodete Flächen, und es wurde dort Gemüse angebaut." Zu DDR-Zeiten diente der Park vielen Zwecken. Ein Wohnheim für Studenten entstand, weil das Schloss als Schule genutzt wurde. Freilichtbühne, Kioske, Kleingartenanlagen und Tanzdiele veränderten die Ansicht. Die Rückübertragung des Besitzes an Familie Wentzel im Jahr 1992 leitete die Restauration ein. Steffi Breuer empfahl dazu einen Plan mit über 50 Vorhaben, darunter die Wiederherstellung eines Rundwegs.