Schlechte Arbeitsbedingungen in Kitas Schlechte Arbeitsbedingungen in Kitas: Erzieher fordern mehr Anerkennung

Halle (Saale) - Mit zwei 30 Meter langen „Bodenzeitungen“, mehreren kleinen Info-Türmen und einem Aktionsstand haben am Dienstagnachmittag Gewerkschafter und Kita-Mitarbeiter den „Tag der Daseinsvorsorge“ begangen. Sie wollten damit auf die schlechten Arbeitsbedingungen für Erzieher und Betreuungspersonal in den Kitas und Horten aufmerksam machen.
„Haben Sie gewusst, dass viele Erzieher einen Zweitjob haben?“, steht beispielsweise mit großen schwarzen Buchstaben auf einer der Bodenzeitungen. Daneben noch viele weitere Negativbeispiele aus dem beruflichen Alltag von Erziehern. Der „Tag der Daseinsvorsorge“ war vom Verband kommunaler Unternehmen 2017 zuerst ins Leben gerufen worden.
„Die Arbeitgeber kommen uns im Moment kein bisschen entgegen."
„Wir wollen den Menschen vor Augen führen, wie unattraktiv der Job als Erzieher inzwischen wirklich geworden ist“, sagt Johannes Mielke, Gewerkschaftssekretär im Bereich Gemeinden für den Verdi-Bezirk Sachsen-Anhalt Süd. Er fordert einheitliche Tarifverträge und deutlich mehr Lohn für Erzieher.
„Die Arbeitgeber kommen uns im Moment kein bisschen entgegen. Das lassen wir uns nicht gefallen.“ Applaus, wie ihn systemrelevante Berufe in Corona-Zeiten bekommen hätten, reiche nicht aus. „Wir wollen mehr Anerkennung, beispielsweise auch in Form von Einmalzahlungen“, sagt Mielke.
„Politische Solidarität ist wichtig, das brauchen wir“
Der Spruch „Kinder sind unsere Zukunft“ dürfe nicht zu einer reinen Floskel verkommen, sagt Sylvia Weiß, Gewerkschafterin und Kita-Mitarbeiterin. Vielen Menschen sei nicht klar, dass unter den schlechten Arbeitsbedingungen der Erzieher langfristig auch die pädagogischen Aspekte der Kinderbetreuung leiden würden. „Wir müssen endlich attraktive Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen schaffen und diese auch finanziell absichern.“
Die Gewerkschafter erhielten am Mittwoch viel Zuspruch aus der Bevölkerung. Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby beteiligte sich am Aufbau der Bodenzeitungen, worüber Verdi-Sprecher Mielke sehr erfreut war. „Politische Solidarität ist wichtig, das brauchen wir“, sagte er.
Bei einer kleinen Umfrage am Rande der Protest-Aktion konnten Passanten mit farbigen Bällen abstimmen, ob sie unter den gegebenen Umständen heute noch Erzieher werden würden oder nicht. Nach wenigen Minuten war ein Abstimmungsergebnis deutlich zu erkennen, denn der Behälter mit „Nein“ war deutlich voller als der mit „Ja“. (mz)