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Sanierungskosten bei 28 Millionen Schäden am Stadthaus in Halle noch viel schlimmer als befürchtet

Von Dirk Skrzypczak 15.10.2021, 08:59
Karsten Hoeppe aus dem Fachbereich Immobilien begutachtet das Dach des Stadthauses.
Karsten Hoeppe aus dem Fachbereich Immobilien begutachtet das Dach des Stadthauses. (Foto: Dirk Skrzypczak)

Halle (Saale)/MZ - Am prachtvollen Stadthaus auf dem Markt bröckelt nicht nur der Putz. Bereits im Mai musste der große Saal gesperrt werden. Bei einer Kontrolle war festgestellt worden, dass 75 Prozent der Drähte nicht mehr vorhanden sind, die die Stuckdecke an der Dachkonstruktion halten. Der Saal wurde daraufhin gesperrt. Nun steht fest: Es ist wohl alles noch viel schlimmer. „Die am Stadthaus bestehenden gravierenden Mängel sind in den Abhängigkeiten der Gebäudeteile wie Gründung, Mauer, Dach und Fassade miteinander verbunden“, erklärt die Stadt. Man müsse das Gebäude daher als Gesamtheit betrachten. Die Behebung der Schäden sei daher durch isolierte Arbeiten nicht möglich. Das gesamte Stadthaus müsse saniert werden. Eine Alternative dazu gebe es nicht. Die Kosten sind happig, betragen nach einer ersten Analyse rund 28 Millionen Euro. Am 19. Oktober hat der Finanzausschuss das Problem auf dem Tisch.

Die Stadt warnt davor, sollten die Arbeiten nicht zeitnah beginnen. Die Schäden würden größer und könnten zum Versagen einzelner oder mehrerer Baukonstruktionen führen. „Die Nutzung und der Bestand des Denkmals geraten dann dauerhaft in Gefahr.“

Lange Mängelliste

Das Stadthaus Halle wurde 1891 bis 1894 unter Leitung des Kölner Architekten Emil Schreiterer erbaut. Bereits kurz nach der Fertigstellung waren wegen einer unzureichenden Gründung des Gebäudes Risse im Gefüge des Mauerwerkes aufgetreten. Diese Risse setzen sich laut Stadt seither in Mauerwerk und Außenfassade fort. Im Rahmen der Planungen zur Reparatur der Nordfassade und der Stuckdecke habe man auch Mängel in den Bereichen des Mauerwerks, des Turmaufbaus, der Dachkonstruktion und -abdeckung festgestellt.

Seit seiner Fertigstellung wurde das Stadthaus nicht grundlegend saniert. Wie jetzt festgestellt wurde, sollen auch bei den 1992 durch den damaligen Pächter durchgeführten Reparaturen vorhandene Mängel nur unzureichend behoben worden sein. Eine Dokumentation sei der Stadt nicht übergeben worden. Auch andere Bauteile weisen Schäden auf. Die haustechnischen Anlagen mit Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsinstallationen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik.