Salinemuseum Halle Salinemuseum Halle : Salzsieder hoffen auf eigene Solequelle

Halle (Saale) - Wer Salinensalz aus Halle kauft, nimmt an, dass der Rohstoff auch aus der Saalestadt kommt. Doch weit gefehlt - das war nur bis 1973 der Fall, dann versiegte der Solestrom in dem 560 Meter tiefen Bohrloch am Holzplatz. Grund war der Bau der Hochstraße nach Halle-Neustadt. Seitdem kommt rund 20-prozentige Sole mit Tankwagen aus Staßfurt. Dort wird Wasser unter hohem Druck in salzhaltige Schichten gepresst und dann mit dem gelösten Salz als Sole wieder hochgepumpt.
Für den Geschäftsführer des Technischen Halloren- und Salinemuseums Halle, Steffen Kohlert, ist das keine Mogelpackung. „Das ist die gleiche salzführende Schicht wie in Halle. Und Salz ist Natriumchlorid, egal woher es kommt“, sagt Kohlert. „Die Besonderheit und die eigentliche Kunst besteht in der Herstellung, dem Sieden, hier in Halle.“
Am 31. Dezember 1964 endete in Halle die reguläre Salzproduktion. Aber im 1969 gegründeten Salinemuseum werden jährlich noch rund 100 Tonnen Siedesalz in Handarbeit gewonnen und in den Supermärkten der Region verkauft.
Halloren seit 1491
Kohlert ist auch Vorsteher der „Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle“. Die Mitglieder nennen sich Halloren. Die Gründungsurkunde der Brüderschaft stammt aus dem Jahr 1491. Aber Salz wurde hier schon viel eher gesotten. Archäologen hatten 2013 eine rund 3100 Jahre alte Salzsiedestelle entdeckt. „Das beweist, dass in Halle seit der Spätbronzezeit große Mengen Salz gewonnen wurden“, erläutert der Landesarchäologe Harald Meller.
Das Salz wurde damals in sogenannten Briquetagen, das sind kleine handgeformte Kegel aus Ton, gesotten. Um an das Salz zu gelangen, wurden die Kegel zerschlagen. Das Salz nachte die damaligen Herrscher reich, und die Erfolgsgeschichte wiederholte sich im Mittelalter. Die Blütezeit des Salzsiedens in Halle war im 13./14. Jahrhundert. Rund 100 Siedeorte - sogenannte Koten - gab es in der Stadt. Die Sole kam damals aus vier städtischen Brunnen.
Viermal im Jahr veranstaltet das Salinemuseum ein Schausieden. Mit einer Siebschaufel holt ein Hallore das Salz vom Grund der 60 Quadratmeter großen Siedepfanne und schlägt per Muskelkraft den nassen Haufen auf einem Metallrost über der Pfanne aus. Nach dem Trocknen und Zerkleinern wird es abgepackt.
Fahnenschwenken und Zappeltanz
„Unsere Qualität hat die Menschen überzeugt, denn das Salz wird nicht als Souvenir, sondern als Verbrauchsgut gekauft“, sagt Kohlert. „Die Temperatur darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein. Etwa um 85 Grad sind ideal, damit sich das Salz am Grund der Siedepfanne absetzt“, berichtet Hallore Tobias Heinicke. Natürlich müssen noch andere Bedingungen stimmen, damit Salzwasser zu wohlschmeckendem Siedesalz verkocht werden kann. Aber das sind Betriebsgeheimnisse der Halloren.
In der Stadt leben heute 54 Halloren. Sie verwalten das Erbe. Dazu gehören neben der Salzproduktion auch Bräuche wie Fahnenschwenken und Zappeltanz, das Fischerstechen und der Silberschatz, der zu besonderen Anlässen öffentlich gezeigt wird. Der aus Schenkungen zusammengekommene Schatz besteht aus 94 silbernen Trinkgefäßen, zwei silberne Gürtelketten und der Amtskette des Vorstehers der Brüderschaft. Das älteste Stück stammt aus dem Jahr 1671.
Auch wenn die Qualität des angelieferten Salzes aus der Staßfurter Sole stimmen mag - Kohlert hofft dennoch, dass eines Tages das alte Bohrloch am Holzplatz in Halle wieder sprudelt. Eine Reaktivierung würde 250.000 Euro kosten. „Aber dieses Geld hat das Museum einfach nicht“, sagt der Geschäftsführer. „Wir sind aber für jeden Vorschlag offen.“ (dpa)