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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Zirkusschule zieht vorübergehend ins Zelt

Von Sandra M. Hänel 13.02.2012, 12:12
Die 18-jährige Rike Möbius (M.) probt im CircusVariete des Zentrums für Zirkus und Bewegungskünste Halle (ZZB) mit den neunjährigen Zwillingsschwestern Matilda Leonie (li.) und Lene Emilia Seidel im Kugellaufkurs. (FOTO: DAPD)
Die 18-jährige Rike Möbius (M.) probt im CircusVariete des Zentrums für Zirkus und Bewegungskünste Halle (ZZB) mit den neunjährigen Zwillingsschwestern Matilda Leonie (li.) und Lene Emilia Seidel im Kugellaufkurs. (FOTO: DAPD) dapd

Halle (Saale)/dapd. - Flink tippeln die nackten Füße von Matilda aufeiner großen Kugel aus Kunststoff und bringen sie zum Rollen. Mitausgebreiteten Armen hält die Neunjährige die Balance und rolltdurch eine Turnhalle, wo noch etwa ein Dutzend weitere Kinder densogenannten Kugellauf üben. Der Kurs ist ein Angebot der einzigenZirkusschule Sachsen-Anhalts. Noch absolvieren die Schüler ihreTrainingseinheiten zwischen festen Mauern. Doch schon bald sollendie Übungskurse in ein Zirkuszelt verlegt werden - wenn auch nur füreine Übergangszeit.

Das 90 Quadratmeter große Zelt sei schon gekauft und werdedemnächst aufgebaut, sagt der Geschäftsführer des Vereins für Zirkusund bewegtes Lernen Halle (ZZB), Jürgen Wiehl. In den Osterferienwolle der Verein mit seinen Kindern, dem Jugendzirkus Klatschmohnund dem «Circus Varieté» einziehen. Dann könne in der Manege weitergeübt und auch aufgeführt werden. «Für Mitte April ist dieEröffnungsveranstaltung im Zelt geplant.»

In einem Hof der Großen Steinstraße in Halles Innenstadt wurde imJahr 2000 die Zirkusschule gegründet, die nach eigenen Angaben einevon nur vier Einrichtungen insgesamt in Deutschland ist, die auchZirkuspädagogik anbietet. In 13 Disziplinen probieren sich aktuell90 Kursteilnehmer aus.

Akrobatik bis Luftartistik

«Das macht einfach Spaß, vor allem, weil es auch nicht allekönnen», lacht Matilda. Sie erzählt, dass ihre Mitschüler in derSchule gar nicht glauben könnten, dass sie Zirkusakrobatikbeherrsche. Ihre Zwillingsschwester Nele sagt: «Wenn man anfängt,den Kugellauf zu üben, ist es schwierig. Doch dann ist es ganzleicht.»

Die 18-jährige Rike Möbius ist schon seit sechs Jahren dabei. DieBewunderung für das ausgefallene Hobby habe ihr anfangs auch gutgefallen, sagt sie. Inzwischen ist die Gymnasiastin Mittrainerinbeim Kugellauf, übt Luftartistik und Jonglage.

Gerne würde sie beruflich im Fach bleiben. Die Lust, «etwas mitZirkus zu machen», sei da, sagt sie. Die Begeisterung amZirkusverein und den Kursen sei groß, bestätigt Wiehl. Neben Kindernund Jugendlichen würden sich auch zunehmend Erwachsene für diespeziellen Bewegungsangebote interessieren. Die meisten Schülerseien zwischen 12 und 14 Jahren alt, das Mindestalter für dieAufnahme liegt bei fünf.

Kurse ausgebucht

«Die Kurse sind ausgebucht. Wir platzen eigentlich aus allenNähten», sagt Wiehl. Die räumlichen Kapazitäten im angestammtenDomizil hätten sich nun erschöpft. Zudem sei der bestehendeMietvertrag für das Haus nicht mehr verlängert worden. Ein Umzug seideshalb unumgänglich. Das Zirkuszelt am Rossplatz sei aber nur eineInterimslösung. «Nur über einen Winter soll das Zelt stehen», sagtWiehl. Der Verein habe bereits eine neue, feste Heimat im Auge.

Die Zirkusgemeinschaft hat bei einer Zwangsversteigerung bereitsein Gebäude im Paulusviertel von Halle erworben. Dort sei «die besteLage für die Zirkusschule», meint Wiehl. Noch ist das Haus aber eineRuine. Bis zum Herbst 2013 sollen dort in einer ersten Bauphase einProberaum mit 200 Quadratmetern, Umkleideräume und WC entstehen.Auch eine Kleinkunstbühne mit 200 Sitzplätzen sei geplant sowie einZirkuscafé.