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"Saaletal" in Lettin wird abgerissen "Saaletal" in Lettin wird abgerissen: Schandfleck statt Gartenparadies

Von Claudia Crodel 26.07.2017, 11:40
Davon, dass die Sparte „Saaletal“ mal eine Idylle war, ist nichts mehr zu sehen.
Davon, dass die Sparte „Saaletal“ mal eine Idylle war, ist nichts mehr zu sehen. Holger John

Halle (Saale) - Wer auf dem Saaleradweg unterwegs ist, aus Halle hinaus in Richtung Norden fährt, der radelt entspannt über den frisch sanierten Radwanderweg. Doch zwangsläufig kommt er an einem Areal vorbei, das noch immer an das Hochwasser im Juni 2013 erinnert. Am Ortsausgang von Lettin befand sich einst die Kleingartenanlage „Saaletal“.

Statt schicker, mit kleingärtnerischem Geschick gepflegter Parzellen bietet sich heute ein kurioser Anblick: Leer stehende Lauben, halb zertrümmert, von Unkraut überwucherte Beete, hier und da noch ein Obstbaum mit unreifen Äpfeln oder Pflaumen. Ein paar farbenfroh blühende Blumen trotzen dieser verwahrlosten Landschaft.

Verlassene Gartenanlage in Halle: Eigenartiger Tourismus

Mittlerweile hat sich ein eigenartiger Tourismus entwickelt. Unbekannte haben Laubentüren eingetreten, Fenster zerschmettert und gewütet. Auch ein Feuer hat es dort schon gegeben. Aber auch „Abenteurer“ sind unterwegs, schauen, ob es dort noch etwas zu holen gibt. Marion R., die ihren vollständigen Namen nicht nennen will, verlässt per Fahrrad die Anlage mit einem Sommerblumenstrauß.

Lange haben die Gartenfreunde in Lettin durchgehalten. „Immer wieder haben Hochwasser der Anlage zugesetzt“ , sagt Jürgen Maßalsky, Vorsitzender des Stadtverbands der Gartenfreunde. Es sei für die Kleingärtner immer wieder ein Schlag ins Gesicht gewesen, wenn ihr mühsam Geschaffenes einfach überflutet worden ist.

Pacht für Gartenanlage: Kosten verteilten sich auf immer weniger Leute

„Doch das betraf nicht nur die Parzellen, sondern auch die Elektroleitungen, die jedes Mal in arge Mitleidenschaft gezogen wurden, eben so wie die Wasserleitungen, das Vereinsheim, in dem sich Unterlagen buchstäblich auflösten, und die Gaststätte“, zählt Maßalsky auf. Die Instandsetzung sei immer wieder ein Kraftakt gewesen, von der finanziellen Investition mal ganz abgesehen.

Die logische Folge war, dass immer mehr Mitglieder des Gartenvereins ihre Gärten aufgaben. Ein größerer Teil der Anlage lag mit der Zeit brach. Die Pacht an die Grundstückseigentümer - vorwiegend die Stadt Halle - musste der Verein trotzdem weiter zahlen. Die Kosten verteilten sich auf immer weniger Leute.

Insgesamt 173 Gärten zum Abriss freigegeben

Im Dezember 2015 gaben die verbliebenen Pächter der bereits im Jahr 1932 gegründeten Anlage das Areal endgültig auf. Insgesamt 173 Gärten auf einer Gesamtfläche von 82.224 Quadratmetern wurden zum Abriss freigegeben. Doch nun, eineinhalb Jahre später, hat sich in Sachen Abriss noch immer nichts getan. Was passiert nun mit dem Schandfleck am Rande Lettin? Die Stadt habe Fördermittel aus dem Fluthilfefonds beantragt, war von Maßalsky zu erfahren.

Und wie ist der genaue Stand der Dinge? „Gegenwärtig bereitet die Stadt die Ausschreibung folgender Leistungen vor: Rodung, Rückbau bestehender Objekte, Beräumung und Entsorgung“, sagt Martin Heinz, Leiter des Fachbereichs Immobilien der Stadt Halle. Die Abrissarbeiten seien für den November anberaumt, wenn die naturschutzrechtliche Schutzzeit vorbei ist. Die Fläche soll nach dem Abriss als Grünland genutzt werden und als Überflutungsfläche zur Verfügung stehen.

Den einstigen Vereinsmitgliedern der Kleingartenanlage „Saaletal“ bleibt die Erinnerung an ihre einst so geliebte Parzelle. „Manch einer hat aus Altersgründen ganz aufgegeben. Andere haben sich für einen Kleingarten in einer anderen Anlage - oft näher am eigenen Wohnort - entschieden“, sagt Jürgen Maßalsky. (mz)