Saalesparkasse Saalesparkasse: Kunstforum Halle auf der Kippe

Halle (Saale) - Erst war es nur ein Gerücht, doch es hielt sich hartnäckig: Das Gerücht, dass es mit dem Kunstforum der Stiftung der Saalesparkasse wohl zu Ende geht. Und, dass die Villa in der Bernburger Straße 8 verkauft werden soll: Jene Villa, die für ein originelles und eigenwilliges Kulturangebot in Halle seit ziemlich genau zehn Jahren ein nobles Ambiente bietet. Und in der zugleich ein großzügiges Raumangebot vorgehalten wird. Ein Angebot an Künstler und Projekte, das in Halle sonst weitgehend fehlt.
Kein Dementi der Sparkasse
„Wir machen uns Gedanken, aber es gibt noch nichts Konkretes“, sagt Christian Germer, der Pressesprecher der Saalesparkasse auf MZ-Anfrage zu den Gerüchten: Sowohl zu den Gerüchten, die eine Schließung des Forums und deren möglichen Termin betreffen, wie auch zu denen hinsichtlich der vermuteten Absicht, die Villa solle zeitnah veräußert werden. Doch klar ist auch eins: Ein Dementi müsste anders klingen.
Es war im Mai 2006, als die im Besitz der Sparkasse befindliche und noch bis 1999 als Filiale genutzte Villa als Kunstforum eröffnet wurde - als ein Projekt, das der langjährige Sparkassen-Chef Friedrich Stumpf angeschoben hatte. Stumpf galt in Halle stets als kunstsinnig - und war in seiner Amtszeit auch dafür bekannt, ein Herz für die Kunst zu haben. Und das richtige „Händchen“ für die Art, wie man sie fördern kann und muss.
1,7 Millionen Euro für denkmalgerechte Sanierung
1,7 Millionen Euro hatte die Sparkasse in die denkmalgerechte Sanierung der 1873 erbauten, herrschaftlichen Villa gesteckt. Insbesondere auch eine Heimstatt für eine von der Sparkassenstiftung erworbene Sammlung von fast 500 Grafiken aus vier Jahrhunderten zum Thema Russland sollte das Haus werden. Und tatsächlich ist diese Sammlung dann in diversen Präsentationen und einer - gelegentlich auch als skurril empfundenen, weil langjährigen - Vortragsreihe vorgestellt worden.
Doch zugleich hat das Kunstforum dann mit einer großen Breite und einem ungewöhnlichen Profil eingelöst, was Sachsen-Anhalts damaliger Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz bei der Eröffnung des Hauses folgendermaßen beschrieben hatte: „Ohne das Engagement der Sparkassen ist vieles in Sachen Kunst gar nicht möglich.“
Lücke für die Bildende Kunst
Im Kunstforum möglich wurden so originelle Veranstaltungen wie das jährliche „Hausmusikfestival“. Und das Haus bot in seinem großen Ausstellungsraum im Erdgeschoss einen großartigen Rahmen für Krimi-Nächte oder andere Literatur-Abende - und es füllte nicht zuletzt eine Lücke für die in Halle darbende Bildende Kunst, die sich aufgetan hatte nach der Schließung der Künstler-Verbandsgalerie im Marktschlösschen (später am Domplatz) sowie der lange als Kunsthallen-Ersatz fungierenden „Villa Kobe“ und der Kulturinsel-Galerie.
Andere Ausstellungsräume sind zwar vorhanden, aber gerade den zahlreichen in Halle ansässigen Profi-Künstlern weniger zugänglich - denn: Die unweit der Kunststiftung gelegene Galerie im Volkspark ist vor allem Kunststudenten vorbehalten, die Villa der Landeskunststiftung am Neuwerk aktuellen Stipendiaten. Und in den Räumen des Kunstvereins Talstraße wird eine Brücke geschlagen zur internationalen, zeitgenössischen Kunst, während die Moritzburg fast nur die großen Werke der Kunstgeschichte präsentiert.
Im Kunstforum hat zuletzt eine große Personalausstellung des halleschen Kunstpreisträgers Hans-Christoph Rackwitz stattgefunden - in einem großen und würdigen Rahmen mit professioneller Präsentation. Solch ein Rahmen und diese Möglichkeit fällt dann auch noch weg, wenn das Kunstforum kippt. (mz)