Wassertourismus Saale-Leipzig-Kanal bekommt dicke Finanzspritze vom Bund

Halle (Saale) - Die Freizeitruderer aus Saarbrücken haben sich mit ihrem Vierer mit Steuermann vor der Saale-Schleuse in Meuschau in Position gebracht. 20 Minuten dauert es, bis sie den Höhenunterschied überwunden haben und sie die Schleusenkammer wieder verlassen. „Es ist idyllisch hier. Nur ist es mit unseren Skulls nicht leicht, die Schleusen zu bedienen, wenn sie automatisiert sind“, sagt die Reisegruppe, die gemütlich in den nächsten Tagen mit dem „Saarsprinter“ noch bis Bernburg fahren möchte.
Die Saale hat Potenzial
Im Sommer ist die Saale ein beliebtes Ausflugsziel für Sportboote, Ruderer und Paddler. Ein Großteil der rund 10.000 Schleusungen an den sieben Schleusen zwischen Trotha und der Rischmühle in Merseburg entfallen auf die warmen Monate. „Die Freizeitschifffahrt nimmt zu, der Wassersport auch. Es sind vermehrt auch Sportler mit Stehpaddelbrettern unterwegs“, sagt Konstantin Carlo Heidrich, seit dem 2. Januar dieses Jahres Außenbezirksleiter für den Abschnitt Merseburg im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Magdeburg.
Und der 32-jährige Potsdamer ist der Überzeugung, dass die Saale ihr touristisches Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft hat. „Ich glaube fest daran, dass der Saale-Leipzig-Kanal eine realistische Chance hat, fertiggestellt zu werden“, sagt Heidrich.
Saale-Leipzig-Kanal: Wie der Bund finanziell unterstützen will
Schließlich habe der Bund bereits erklärt, die Hälfte der Kosten für die sogenannte Inwertsetzung des Kanals übernehmen zu wollen. Zwölf Kilometer der Wasserstraße sind fertig, etwa acht Kilometer fehlen noch zwischen Günthersdorf und Leuna.
Die Investitionskosten für die Fertigstellung werden mit über 100 Millionen Euro beziffert. Und der Bund würde eben nicht nur 50 Prozent dieser Summe tragen, sondern auch die Hälfte der Kosten für den Unterhalt. „Allerdings müsste bald eine Betreibergesellschaft gegründet werden, denn ewig wird der Bund die Mittel nicht bereitstellen.“
Im April hatte der Stadtrat in Halle Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) ermächtigt, mit Leipzig, Leuna und Schkopau eine Arbeitsgruppe zu gründen, die die politische Entscheidungen für den Bau vorbereiten soll.
Saaleschleuse in Böllberg hat Sanierung dringend nötig
Bis es soweit ist, hat der Außenbezirk mit seinen 25 Mitarbeitern auch sonst gut zu tun. Von den sieben Saaleschleusen des Außenbezirks sind vier automatisiert - mit einer Fernüberwachung aus Merseburg oder Bernburg. „Die drei anderen Schleusen sollen auch umgebaut werden, damit sie automatisiert betrieben werden können. Trotha ist als nächstes an der Reihe“, sagt Heidrich.
Dringenden Handlungsbedarf sieht das WSA zudem an der Schleuse Böllberg. 1989 war sie neu aufgebaut worden. Betonkrebs zerfrisst das Bauwerk. „Wir müssen schnell handeln“, so Heidrich. Während der Bauzeit wäre die Schleuse dann für die Motorschifffahrt gesperrt. Für Ruderer und Paddler soll (wie an den anderen Schleusen auch) ein Weg gebaut werden, damit die Boote an der Schleuse vorbeigetragen oder auf einem Bootswagen geschoben werden können. Bis 2020 sollen alle Schleusen so ausgestattet sein. (mz)