Rettung vor Verfall Rettung vor Verfall: Wohnen in alter Kaffeerösterei
Halle (Saale) - Aufmerksamen Spaziergängern dürfte nicht entgangen sein, dass sich mitten in der Innenstadt, an der Kleinen Märker/Ecke Christian-Wolff-Straße etwas tut. Das historische Gebäudeensemble hinter der Konzerthalle Ulrichskirche, deren ältestes Gebäude von 1702 stammt und vielen geschichtsinteressierten Hallensern noch als „Alte Kaffeerösterei“ bekannt ist, zeigt sich mit Planen verhüllt. Dahinter aber, im Innenhof, haben Handwerker das Sagen.
„Hier entstehen neun Wohnungen“, erklärt Ludwig Schlereth und zeigt auf ein ehemaliges Fabrikgebäude, in dem einst der Kaffee gelagert, geröstet und abgepackt wurde. Schon zu Weihnachten sollen die Mieter in die dank Aufzug altersgerechten Wohnungen einziehen können.
Überlegungen und Diskussionen
Der hallesche Jurist und Notar war bereits 2008 auf diesen, wie er sagt „interessanten Gebäudekomplex“ aufmerksam geworden und hat die zunächst als Gemeinschaft geplante umfangreiche Sanierung selbst in die Hand genommen, nachdem es im Vorfeld jahrelange Überlegungen und Diskussionen verschiedener, mehr oder weniger ernsthafter Interessenten gegeben hatte. „Die für eine solche Lage mitten im Zentrum der Stadt kaum vorstellbare Ruhe im Innenhof und das Ambiente dieses historischen Gebäudekomplexes waren entscheidend dafür, dass ich mir eine Mitwirkung an der Realisierung dieses Vorhabens vorstellen konnte“, sagt Schlereth.
Eine eigens gegründete Gesellschaft erwarb das Grundstück, doch weitere Jahre vergingen, bis der Startschuss zur Sanierung fallen konnte. Während der jahrelangen Verhandlungen hatte sich der bauliche Zustand der Gebäude weiter erheblich verschlechtert, so dass eine Sanierung bereits unter Kostengesichtspunkten zunehmend unrealistischer wurde. So mussten wegen erheblichen Schwammbefalls die an der Christian-Wolff-Straße gelegenen Gebäude bereits abgebrochen werden.
Förderung der Sanierungsmaßnahme
Erst als 2015 eine teilweise Förderung der Sanierungsmaßnahme durch die Stadt in Betracht kam, schien ein erneuter Versuch der Rettung des verbliebenen Gebäude denkbar. Nachdem Schlereth zugesagt hatte, sich wirtschaftlich in das Unternehmen einzubringen, war der Weg frei für die Sanierung.
Nach einer Bauzeit von lediglich zehn Monaten konnte inzwischen der Rohbau des ersten Gebäudeteils im Innenhof fertiggestellt werden. Das soll am Freitag mit einem mit einem Richtfest gemeinsam mit den beteiligten Baufirmen gefeiert werden.
Kaffeerösterei gerettet
Mit der Sanierung ist es gelungen, das erste Gebäude der ehemaligen Kaffeerösterei, das seit über 40 Jahren leer stand, vor dem endgültigen Verfall zu retten. „Die Wohnungen im einstigen Lagergebäude der Kaffeerösterei werden nach neuesten Standards und jeweils mit Balkon, Terrasse oder Loggia ausgestattet“, so Schlereth, der betont, dass beim Bau die aktuellen Richtlinien der energieeffizienten Sanierung berücksichtigt werden. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts soll ab 2017 die Sanierung der beiden unmittelbar an der Kleinen Märkerstraße gelegenen denkmalgeschützten Altgebäude beginnen. „Dort könnte möglicherweise ein Café einziehen“, blickt Schlereth in die Zukunft.
Im Anschluss soll auf der jetzigen Freifläche zur Christian-Wolff-Straße hin ein Neubau errichtet werden, um so gemäß dem historischen Vorbild wieder einen geschlossenen Innenhof zu erhalten. (mz)