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Restaurant Mahns Chateau am Hallmarkt Restaurant Mahns Chateau am Hallmarkt: Tausche Buch gegen Kochlöffel

Von Oliver Müller-Lorey 01.04.2016, 13:13
Alexander Mahn und Steffen Langusch in der Küche (v.l.)
Alexander Mahn und Steffen Langusch in der Küche (v.l.) Günter Bauer

Halle (Saale) - Der Schlossherr kennt seine Gäste. In „Mahns Chateau“, Mahns Schloss, speisen Hochschulprofessoren, Besucher der Leopoldina, Ärzte. Das Restaurant am Hallmarkt zählt zu den gehobenen Adressen in der Saalestadt. Und Alexander Mahn, der Schlossherr, hat nicht nur eine besondere Art zu kochen, sondern geht mit seinen Auszubildenden auch etwas anders um, als die übrigen Restaurantbetreiber. Drei von vier Azubis, die in der Küche herumwuseln, sind Studienabbrecher. „Im Studium lernen sie, sich selbst zu kümmern. Sie sind selbstständig, deshalb mag ich Studienabbrecher“, sagt Alexander Mahn. An ihnen schätzt er die Stressresistenz und die Wissbegierde, die sie an der Uni entwickeln.

Es ist nicht so, dass er an die Uni, die nur 500 Meter weit weg ist, fährt und gelangweilte Studenten fragt, ob sie nicht Lust hätten, eine Ausbildung bei ihm zu beginnen. Ganz im Gegenteil. „Ich suche nicht selbst aktiv nach Auszubildenden“, sagt der Restaurantbetreiber. Er wartet lieber, bis die Bewerber zu ihm kommen. Das hat nichts mit Arroganz, sondern mit seinem hohen Anspruch zu tun.

Kochlöffel statt Jurabuch

Vielleicht sind es deshalb auch nur zwei bis drei Bewerber im Jahr. „Aber dafür haben wir auch keine Abbrecher“, sagt er. Wer von sich aus auf ihn zukommt und wirklich all seine Energie in das Kochen stecken will, der ist ihm lieber als Leute, die sich bewerben, weil sie müssen.

Unter den ehemaligen Studenten ist auch Steffen Langusch, der bis vor zwei Jahren noch dachte, dass er einmal Rechtsanwalt oder Richter werden würde. Doch das Jurastudium war nicht das Richtige für ihn. Die Noten waren mäßig, er hätte mehr erreichen können, doch die Motivation fehlte. „Ich war irgendwann mit meiner Freundin hier. Ich dachte bis dahin , ich kann kochen. Aber das konnte ich nicht“, sagt der 23-Jährige. Alexander Mahn fragte er nach einem Praktikum, bei einem Bier klopften die beiden später ab, was der jeweils andere vom Kochberuf erwartete. Mittlerweile ist Langusch im dritten Lehrjahr und bereitet sich auf seine Prüfung vor. Und auf den Abschied vom Mahns Chateau.

Erst Heuschrecken in Südamerika grillen

Denn eines kriegen die Auszubildenden gleich am Anfang ihrer Zeit bei Alexander Mahn zu hören: Übernehmen will er sie nicht. „Sie sollen erst auf Wanderschaft gehen und sich dann wieder bei mir bewerben“, sagt er. Drei Jahre Heuschrecken grillen in Südamerika oder asiatische Nudeln auf den Straßen von Bangkok braten. Hauptsache nicht ein Leben lang in der gleichen Küche stehen.

Mahn sieht das als Investition in die Zukunft und hofft, dass seine ehemaligen Azubis irgendwann einmal mit viel Erfahrung zu ihm zurückkommen. Steffen Langusch weiß noch nicht, wohin es ihn nach seiner Zeit in Halle verschlägt. Umzuziehen ist er jedenfalls gewöhnt.

Ursprünglich stammt der 23-Jährige aus Moers in der Nähe von Duisburg (Nordrhein-Westfalen). „Halle ist wunderschön“, sagt er. Trotzdem wird er zu Hause immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Wie seine Mutter die berufliche Neuorientierung findet? „Sie hat schon sehr gerne davon gesprochen, dass ich Jura studiere“, sagt er. „Aber sie war nicht schockiert oder so.“ Am Kochen mag er, dass es darum geht, schnell viele kleine Aufgaben zu meistern, anders als in langen Gerichtsverfahren.

Auch Anwälte gehören zu Gästen im Mahns Chateau. Vielleicht trifft Steffen Langusch in ein paar Jahren einen alten Kommilitonen wieder - auf der anderen Seite des Tresens, wo man Kochjacke satt Anzug trägt. (mz)