Rentnerleben? Rentnerleben? : Warum Vizeweltmeister inzwischen ein Fischrestaurant betreibt

Halle (Saale) - Der Mann hat es etwas eilig, denn am Nachmittag muss er ins Fitness-Studio. Dort gehört der einstige Leistungssportler Peter Graber mit seinen 73 Jahren immer zu den Ältesten. Und zu den ältesten Sportarten gehört auch jene olympische Disziplin, in der es der Hallenser aus Kröllwitz 1966 zum Junioren-Vizeweltmeister gebracht hatte. Er war also zugleich ein Meister beim Fechten, beim Schießen, beim Querfeldein-Lauf, beim Schwimmen und Springreiten.
Bei einer Sportkombination also, die viel mit dem zu tun hat, was das reale Leben stets gefordert hat - und wohl auch künftig wieder stärker fordern wird, nämlich: Hindernisse überwinden, sich zu wehren wissen, Ausdauer zeigen, auf verschiedene Weise zügig vorankommen und bei alledem nicht untergehen! Auch in diesem übertragenen Sinn hat Peter Graber seinen Fünfkampf gemeistert - und meistert ihn noch.
Kois sind schwimmende Maskottchen eines Lokals in Kröllwitz
Geboren in Oberschlesien, hat sein Leben mit der Vertreibung seiner Familie begonnen und ihn fast direkt in seine nun eigentliche Heimat nach Halle geführt, wo er aufgewachsen ist, seine Familie gegründet und sein Haus in Kröllwitz auf eine fast noch grüne Wiese gebaut hat. Halle war auch der Ort seiner Karrieren im Sport und im Beruf - als Berufsschullehrer zuvorletzt.
Und Kröllwitz ist der Ort einer erstaunlichen Fortsetzung dieser Berufslaufbahn von Peter Graber wie seiner Frau Helga. Denn beide betreiben - nun schon weit ins Rentenalter hineinreichend - ihre Speisegaststätte „Zum Koi“ im Sandbirkenweg 2. Koi, nicht etwa deshalb, weil Fische dieses Namens hier womöglich auf dem Teller landen. Nein, Kois sind schwimmende Maskottchen eines Lokals mit dem Schwerpunkt Fischgerichte: Nicht mit irgendwelchem Fisch freilich, sondern mit Fisch, den Graber selbst mit fängt - einmal monatlich beim Hochseefischen auf der Ostsee.
Was ist mit dem wohlverdienten Rentnerleben?
„Wegen des frischen Fischs kommen viele bekannte Hallenser zu uns“, freut sich Graber, der auch sonst offenbar stets gute Laune verbreitet und mit seinem Vollzeitjob an fünf Öffnungstagen vollauf zufrieden zu sein scheint. Und was ist mit dem wohlverdienten Rentnerleben? Dafür, meint Graber, habe er meist nur montags und im Urlaub Zeit. Noch weniger Zeit übrig hat er dagegen für Ärzte und Krankheiten. „Na ja, Spaß beiseite, etwas ist in meinem Alter ja immer“, schränkt der Anfang-Siebziger ein - um dann gleich wieder auf seine heutigen Kämpfe zu sprechen zu kommen.
Was den Sport angeht, ist Graber vom Fünfkampf auf einen Dreikampf runtergegangen - und nimmt, wenn’s klappt - an Triathlon-Wettbewerben teil. „In meiner Altersgruppe bin ich dann meistens unter den ersten Dreien“, sagt Graber, der sich immerhin an den „kleinen Triathlon“ wagt: Mit anfangs 500 Meter Schwimmen, mit 20 Kilometer Radfahren und abschließend mit einem 5.000-Meter-Lauf.
Eine Frage muss Peter Graber dann aber doch noch beantworten: Warum das alles, dieses Pensum - die Arbeit in einem Alter, in dem sich das fast niemand mehr antut? „Ohne das alles würde mir die Decke auf den Kopf fallen“, sagt der Fünfkämpfer - und macht locker weiter wie bisher. Und rät anderen, es so ähnlich zu versuchen. (mz)