Reitsport Reitsport: Rasante Tour mit drei Pedalen
Halle (Saale)/MZ. - Auf die Beinarbeit kommt es an. Und auf drei auf den ersten Blick recht unscheinbare Pedale. Am Wochenende findet in Seeben wieder das große Fahrturnier statt. Pferde mit Kutschen in rasanter Fahrt. Und tatsächlich ist eine solche Pferdekutsche in Sachen Pedale gar nicht so weit weg vom herkömmlichen Auto. Auch wenn es natürlich nicht um Gas, Kupplung und Bremse geht.
Die MZ hat einen Blick auf das Arbeitsgerät von Matthias Pfeifer vom Reit- und Fahrverein in Seeben geworfen. Und überraschendes festgestellt. Denn seine drei Pedale sind allesamt Bremsen.
"Der rechte Fuß ist zuständig für die Bremsen an der Vorder- und Hinterachse", erklärt Pfeifer. Jede Achse hat ein Pedal. "Richtig drauftreten, dann steht das gute Stück sofort und unwiderruflich. Dann können meine beiden Pferde ziehen, wie sie wollen. Nichts geht mehr." Und damit das linke Bein auch etwas zu tun hat, gibt es noch ein weiteres Pedal, zuständig für eine Bremse an einem kleinen Drehkranz vorn an der Kutsche. "Durch eine ganz leichte Berührung wird verhindert, dass die Kutsche bei engen Kurvendurchfahrten ins Schleudern gerät."
So einfach zu bedienen ist eine Kutsche. Und trotzdem dauert es mindestens "vier bis fünf Jahre, bis man tauglich für den Wettkampfsport ist", sagt Matthias Pfeifer. Zum nächsten Satz lächelt er: "Ich bin schon seit 1998 im Geschäft, aber ab und an stehe ich dann doch wieder vor einem Rätsel."
Das hat etwas damit zu tun, dass der Fahrsport eben mit Pferden zu tun hat. Die kennen zwar alle Kniffe und Tricks, haben aber doch manchmal und immer zum unpassendsten Moment ihren eigenen Kopf. Weil Pferde die Kutsche ziehen, sind auch die drei Bremspedale als einziges technisches Hilfsmittel ausreichend. Für das Gasgeben sind die Tiere zuständig. "15 Stundenkilometer ist das Durchschnittstempo, auch mal 18 bis 20 auf schnurgeraden Strecken. Auf einer unbelebten Straße schaffe ich auch Tempo 25 bis 30. Aber dann wird es rasant, für Anfänger wohl eher ungeeignet."
Denn das edle Gefährt kann durchaus zu Bruch gehen. "Das ist weniger ein materieller Schaden, denn eine Kutsche bekommt man gebraucht schon für 500 Euro. Das hat eher etwas mit dem Stolz zu tun. Vieles ist Hand- und Heimarbeit, mehrmals geflickt und ganz auf die jeweilige Reiternatur abgestimmt. Sich an eine neue Kutsche zu gewöhnen, das ist wie mit einem neuen Auto. Mühsam manchmal."
Vorgeschrieben ist an den Kutschen für den großen Turniersport tatsächlich wenig. Lediglich der Achsabstand darf 1,50 Meter für die Dressur- und Geländefahrten nicht überschreiten. Bei den Hindernisfahrten sollten es sogar nur 1,25 Meter sein, damit eine größere Wendigkeit der Kutsche erreicht wird.
Dressur, Gelände und Hindernis - das sind die drei Teildisziplinen für die Turnierfahrten der Zweispänner, mit denen auch Matthias Pfeifer am Pfingstwochenende in Seeben aussichtsreich mit seinem Beifahrer am Start ist. Der sitzt übrigens niemals auf dem Kutschbock, sondern hinter dem Fahrer und muss ähnlich wie beim Gespannfahren der Motorräder ab und an auch einiges artisches Können aufweisen und mit seinem Körpergewicht die Kutsche heil durch die Kurven bringen. Alles andere regelt dann Matthias Pfeifer mit seinen drei Pedalen.
Das dreitägige Fahrturnier in Seeben beginnt am Sonnabend um 8 Uhr mit der Fahrdressur. Siegerehrung ist am Pfingstmontag in den frühen Nachmittagsstunden.