Rechnungshof Rechnungshof : Der umtriebige Herr Rauschenbach
Halle/MZ - Jens Rauschenbach ist derzeit wohl eine der umstrittenen Figuren in der halleschen Politik. Seit gut zwei Wochen offizieller Finanzberater der Stadt, steht er im Zentrum der Kontroverse zwischen dem Landesverwaltungsamt und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Erst dessen klares Eintreten für den aus Altenburg stammenden Experten hat ihn einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Dabei zieht Rauschenbach schon lange viele Fäden in Halle.
Herausgehobenes Beispiel ist der Erdgas-Sportpark, dessen Bau nun vom Landesrechnungshof kritisiert wird - darunter auch Aspekte, die Rauschenbach betreffen. Seine nach ihm benannte Firma war an der Ausschreibung und der Steuerung des 17,5-Millionen-Projekts beteiligt. Und auch beim Betrieb mischt Rauschenbach mit. Nomineller Geschäftsführer der Stadion Halle Betriebs GmbH ist zwar Stadt-Kämmerer Egbert Geier. Doch das Geschäft erledigen Rauschenbachs Leute. Wer die Nummer der Betriebs-GmbH wählt, landet immer bei Rauschenbach & Kollegen. Oliver Kühr, Jurist bei Rauschenbach, ist auch offizieller Ansprechpartner beim Stadion.
Rauschenbachs Geschäftsmodell heißt „ganzheitliches Consulting“. Beratung von Kommunen und Betreuung kommunaler Gesellschaften aus einer Hand ist Rauschenbachs Ziel. Sein Aufstieg ist vor allem mit der Ära Dagmar Szabados (SPD) verbunden. Fast bei allen großen Projekten ihrer Amtszeit war der 43-jährige, der selbst SPD-Mitglied ist, auf die eine oder andere Art beteiligt (siehe „Schulen, Stadthaushalt und Konsolidierung“). Nicht wenige waren daher überrascht, dass ausgerechnet Oberbürgermeister Bernd Wiegand, der sonst so viel Distanz wie möglich zu seiner Amtsvorgängerin sucht, sich für diese Personalie starkmacht.
Doch für Wiegand ist Rauschenbach alternativlos. Nur er hat die nötigen Fähigkeiten, Einblicke und auch Beziehungen. Rauschenbach ist gut vernetzt, bis nach Magdeburg und Berlin. CDU und SPD im Stadtrat stehen im Prinzip hinter ihm, wenn nicht die kritische Haltung des Landesverwaltungsamts wäre. Die Behörde blockiert die Bestellung Rauschenbachs zum Sparberater der Stadt. Also ist er erst einmal „nur“ Finanzberater, doch seine Agenda umfasst mehr, als für die 15?000 Euro, für die er arbeitet, zu haben ist.
Bei der Bewerbung als Sparberater im Vergabeausschuss des Stadtrats sagte er nach MZ-Informationen, Aufträge der Stadt Halle hätten nie mehr als zehn Prozent seines Umsatzes ausgemacht. In der Tat berät Rauschenbach deutschlandweit Kommunen. Ein schlechtes Pflaster scheint Halle aber nicht zu sein.