Rathaus in Halle Rathaus in Halle: Marquardt tritt Dienst als neue Kultur- und Sportdezernentin an

Halle/MZ - Am Montag ist Judith Marquardts erster Amtstag im Rathaus. Über die schwierige Situation in ihrem Ressort Kultur und Sport sprach Felix Knothe mit der 49-Jährigen.
Frau Marquardt, was wird am Montag Ihre erste Amtshandlung sein?
Marquardt: Als erstes bekomme ich vom Oberbürgermeister meine Ernennungsurkunde. Gleich danach bespreche ich mich mit den Fachbereichsleitern. Es gibt viele drängende Probleme, die wir sofort angehen müssen, die angekündigten Kulturkürzungen sind das drängendste. Auch wie es weitergeht mit Eissporthalle und Planetarium, sind wichtige Fragen; die Stadtbibliothek und viele Sportvereine waren ebenfalls vom Hochwasser betroffen - darüber muss ich mich informieren. Eine sehr große Rolle spielt natürlich die Haushaltskonsolidierung: Da wird die Frage sein, wie wir unseren Geschäftsbereich aufstellen, um der Konsolidierung Rechnung zu tragen, ohne Qualitätseinbußen zu verursachen.
In all diesen Bereichen gibt es zugespitzte Diskussionen. Sie kommen in ein Pulverfass.
Marquardt: Die Situation ist deshalb so schwierig, weil ja schon seit Jahren gespart worden ist, gerade auch bei Kultur und Sport. Wenn die angekündigten Kürzungen vom Land so umgesetzt werden sollten, wird die Lage wirklich äußerst kritisch. Ich habe mich sehr gefreut, dass der Oberbürgermeister gesagt hat, dass er die vom Land vorgegebenen Zahlen so nicht akzeptiert und dass alle Sparten der TOO GmbH erhalten bleiben sollen.
Dennoch ist die Stimmung zwischen Kulturbetrieb und dem Rathaus gerade auf dem Tiefpunkt. Das macht Ihre Aufgabe nicht leichter.
Marquardt: Der Oberbürgermeister und der Chef der Kultur GmbH Rolf Stiska arbeiten gemeinsam an einem Plan. Das ist eine gute Sache, denn wir wollen keine Konfrontation. Die Verwaltung und die Kultureinrichtungen müssen zusammenarbeiten. Sicherlich ist etwas Missstimmung entstanden, auch im Zusammenhang mit der Absage der Händelfestspiele. Aber wir müssen die gewaltigen Probleme gemeinsam lösen. Ich möchte dabei Mitgestalterin und Mittlerin sein.
Haben Sie schon konkrete Vorschläge zur Lösung der Probleme?
Marquardt: Ohne Details zu kennen, kann man vieles vorschlagen, was vielleicht gar nicht realistisch ist. Ich muss die genauen Fakten und Zahlen sehen, um einschätzen zu können, welche Möglichkeiten es gibt. Wichtig ist, dass die Kommunikation wieder stimmt.
Haben Sie noch Hoffnung, dass die Landeskürzungen geringer ausfallen könnten?
Marquardt: Sie würden uns in größte Not bringen. Daher hoffe ich sehr, dass sie nicht so dramatisch ausfallen, wie angekündigt. Knapp drei Millionen von etwa zwölf Millionen Euro - das wäre ein riesiger Einschnitt. Das kann man als Stadt allein nicht einfach so kompensieren. Der Oberbürgermeister weiß, wie wichtig die Kultur ist, und er weiß, dass wir ein A-Orchester haben und Magdeburg ein B-Orchester - die Zahlen sind also nicht vergleichbar. Ich möchte wissen, wie das kulturpolitische Konzept des Kultusministers aussieht. Ich kenne es nicht und werde das Gespräch mit ihm suchen. Eine wichtige Aussage aus der Stadt ist zunächst, dass der städtische Zuschuss nicht reduziert wird.
Bekannte Künstler wie Ragna Schirmer erwägen offenbar die Abwanderung - eine Überreaktion?
Marquardt: Das wäre ein sehr großer Verlust für uns. Ich hoffe, dass es nicht soweit kommt.
In der Stadtverwaltung sind die Haushaltsberatungen schon in vollem Gange. Vieles ist bereits ohne Sie gelaufen. Es geht um Millioneneinsparungen, auch in Ihrem Bereich. Hätten Sie nicht eher Einfluss nehmen müssen?
Marquardt: Einfluss kann ich erst nehmen, wenn ich im Amt bin. Ich bin jedoch über die Haushaltsberatungen regelmäßig informiert worden. Aber ich hatte natürlich bis jetzt auch einen anderen Vollzeitjob und muss mich nun ganz schnell in meine neue Aufgabe einarbeiten.