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Rassismus-Debatte Rassismus-Debatte: Warum Umbenennung der "Mohren-Apotheke" für Inhaberin schwierig ist

Von Jonas Nayda 18.11.2020, 07:00
Auch die Mohren-Apotheke in Halle soll umbenannt werden, fordert ein Bündnis.
Auch die Mohren-Apotheke in Halle soll umbenannt werden, fordert ein Bündnis. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die „Mohren-Apotheke“ am Reileck soll umbenannt werden. Das fordert zumindest eine Internet-Petition, die seit Montag mehr als 500 Menschen unterschrieben haben. „Das M-Wort muss weg!“, lautet der Titel der Kampagne, die vom „Bündnis M-Wort abschaffen“ ins Leben gerufen wurde. Die Forderung bezieht sich nicht auf Halle allein, sondern auf alle sechs „Mohren-Apotheken“, die in Sachsen-Anhalt existieren. Der Name der Apotheken sei rassistisch und werde von großen Teilen der schwarzen Community in Deutschland abgelehnt, heißt es in dem Kampagnentext.

Namensänderung schwierig: Betriebserlaubnis der Apotheke sei auf den Firmennamen personalisiert

Hannah Mugaragu, Studentin aus Magdeburg und Mitbegründerin des Bündnisses, erklärt auf MZ-Anfrage, dass sie und andere Menschen mit schwarzer Hautfarbe sich von der Bezeichnung „Mohr“ diskriminiert fühlen. Der Begriff sei eine Fremdbezeichnung, die spätestens seit der Kolonialzeit abwertend und diffamierend sei. Er müsse aus dem öffentlichen Raum verschwinden. „Wir wollen das strukturelle Problem hinter diesen Namen ansprechen“, sagt Mugaragu.

Es müsse eine gesellschaftliche Debatte angestoßen werden, damit der Rassismus bekämpft werden könne. Anna-Carolin Freydank, die Inhaberin der halleschen Mohren-Apotheke, sagt auf MZ-Nachfrage, dass eine Namensänderung in ihrem Fall sehr schwierig sei. Die Betriebserlaubnis der Apotheke sei auf den Firmennamen personalisiert. Würde der sich ändern, müssten hunderte beglaubigte Urkunden für jeden Geschäftspartner neu ausgestellt werden. 

Zusammenhang mit „Mohr“: Medikamente mit importierten Zutaten aus Afrika hergestellt

Das sei wirtschaftlich nicht zu stemmen. Die „Mohren-Apotheke“ wurde im Jahr 1894 gegründet. Die Argumente der Antirassismus-Aktivisten kann Freydank nachvollziehen. Sie habe bereits einige alte Symbole entfernt, beispielsweise das Antlitz einer schwarzen Person auf dem Apothekenstempel. Mit dem Namen ihres Geschäfts wolle sie niemanden verletzen, sagt sie. Die Statue eines schwarzen Kriegers in traditioneller afrikanischer Montur, die an der Fassade der Apotheke prangt, zeige den heiligen Mauritius, der als ihr Schutzpatron gelte.

Der Zusammenhang bestehe unter anderem darin, dass im Mittelalter viele Medikamente mit importierten Zutaten aus Afrika hergestellt wurden. Mauritius war der Sage nach ein schwarzhäutiger Söldner, der sich weigerte, Christen zu töten und der dafür später heilig gesprochen wurde. Der Begriff „Mohr“ stammt sowohl vom lateinischen „maurus“ für schwarz oder afrikanisch als auch vom griechischen „moros“ für dumm, töricht oder gottlos ab. (mz)