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PTSV Halle PTSV Halle: Ist der Post-Sportverein bald heimatlos?

Von Dirk Skrzypczak 29.03.2017, 05:00
Der Post-Sportplatz in Halle-Ost ist seit über 60 Jahren die Heimstätte des PTSV. Sind die Anlage und der Verein entbehrlich?
Der Post-Sportplatz in Halle-Ost ist seit über 60 Jahren die Heimstätte des PTSV. Sind die Anlage und der Verein entbehrlich? Günter Bauer

Halle (Saale) - Seit mehr als 60 Jahren ist die Sportanlage an der Ecke Grenzstraße/Delitzscher Straße in Halle die Heimat des Postturnsportvereins (PTSV) mit seinen 700 Mitgliedern in zwölf Abteilungen. Doch der Verein sorgt sich um seine Zukunft. Der Grund: Die Stadt Halle will den Flächennutzungsplan für das Gewerbebestandsgebiet Halle-Ost überarbeiten.

Und in der Änderung ist der Postsportplatz nicht mehr als Sonderbaufläche für den Sport ausgewiesen. Der Eigentümer des Areals kann das Grundstück also nutzen, wie er es will - auch für die Ansiedlung von Gewerbe.

Besitzer der Sportstätte des PTSV Halle ist die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation

Der PTSV bekommt die Konsequenzen bereits zu spüren. Besitzer der Sportstätte ist die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation. „Wir haben von der Behörde schon einen Brief erhalten, in dem sie uns mitteilt, dass sie sich mittelfristig von dem Grundstück trennen will“, sagt Vereinsvorsitzender Uwe Böhm. Im Dezember 2016 hatten sich Vertreter der Bundesanstalt vor Ort mit der Vereinsspitze getroffen.

„Unser Nutzungsvertrag war ausgelaufen, und wir wollten mit ihnen über einen neuen Kontrakt reden.“ Bislang hatten beide Seiten mit langfristigen Verträgen zusammengearbeitet, die Laufzeit betrug zumeist zehn Jahre oder mehr. Die neue Vereinbarung zwischen Verein und Bundesanstalt ist zwar unbefristet, enthält aber eine Kündigungsfrist von drei Monaten.

PTSV-Geschäftsführer: „Das wäre der Todesstoß für den Verein mit seiner langen Tradition.“

„So eine Klausel gab es zuvor nicht. Im Prinzip kann man uns jederzeit den Stuhl vor die Tür stellen“, sorgt sich Böhm. PTSV-Geschäftsführer Wolfgang Kroll fürchtet Schlimmes: „Das wäre der Todesstoß für den Verein mit seiner langen Tradition.“

Das Schicksal des PTSV beschäftigt auch den Stadtrat. Die CDU-Fraktion will am Mittwoch auf der Ratssitzung eine entsprechende Anfrage an die Stadtverwaltung richten. Sie sieht Ungereimtheiten in der Begründung zur Novelle des Flächennutzungsplans. In ihrer Stellungnahme lehnt die Verwaltung eine Darstellung als Sonderbaufläche Sport ab. Der Eigentümer könnte sonst ein Übernahmeverlangen durch die Stadt ableiten.

Fachbereich Sport ist gegen eine entsprechende Festsetzung im B-Plan

Der Fachbereich Sport ist gegen eine entsprechende Festsetzung im B-Plan, „da die Sportflächen für das Sportflächenangebot in Halle nicht zwingend erforderlich sind“, heißt es. Merkwürdig, so die CDU, dass der Fachbereichsleiter Sport im Sportausschuss am 8. Februar von dieser Aussage nichts wusste. Man verlange deshalb Klarheit.

Im PTSV wächst die Verunsicherung. Die Anlage in Halle-Ost wird regelmäßig von etwa 300 Aktiven genutzt, hauptsächlich von den Fußballern, Keglern und in der warmen Jahreszeit auch von den Beachvolleyballern. „Wir besitzen die einzige Kegelbahn in der Stadt. Hier spielen und trainieren auch Mitglieder anderer Vereine“, erzählt Böhm.

PTSV Halle wollte die alten Baracken aus DDR-Zeiten abreißen und ein schmuckes Vereinsheim bauen

Zudem habe man große Pläne, wolle die alten Baracken aus DDR-Zeiten abreißen und ein schmuckes Vereinsheim bauen. „So etwas geht natürlich nur, wenn wir eine langfristige Planungssicherheit haben“, sagt der Vereins-Chef und hofft auf die Unterstützung der Kommunalpolitiker aus möglichst allen Fraktionen. Denn beschlossen ist die Überarbeitung des Flächennutzungsplans für das Gewerbegebiet bislang noch nicht.

Zumal sich der PTSV finanziell selbst engagieren muss, will er seine Anlage erhalten. „Wir haben mit der Bundesanstalt die Vereinbarung getroffen, dass wir alle auflaufenden Kosten tragen“, sagt Geschäftsführer Kroll. Unter anderem zahle der Verein die Grundstückssteuern. Und den Beitrag zum Straßenausbau der Delitzscher Straße, rund 17.000 Euro fallen laut Kroll für den Sportplatz an, stottere man an die Stadt in Raten zu je 1.000 Euro ab.

Die Befürchtung des PTSV ist nun, dass der Post-Konzern wartet, bis die volle Summe beglichen ist und den Sportlern danach kündigt. Deshalb fordern Kommunalpolitiker bereits, dass die Stadt dem PTSV eine Ersatzfläche anbieten müsse, sollte in Halle-Ost das Aus kommen. (mz)