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Projekt Projekt: Hör mal, wer da piepst

Von JULIA REINARD 11.03.2010, 17:53

HALLE/MZ. - "Küken haben sieben unterschiedliche Pieps-Geräusche, die Glucke erkennt an ihnen, was den Kleinen fehlt", erklärte Max-Jürgen Lehmann den Kindern. Weil er Rentner ist, konnte sich der erfahrene Geflügelzüchter die Zeit nehmen, mit der Körperbehindertenschule in Halle zusammenzuarbeiten.

Viel Wärme nach der Geburt

Beherzt griff er in die offene Glasbox, holte zwei der Flauschbällchen heraus und stellte sie auf das gelbe Handtuch vor die Kinder. "Wollt ihr auch?", fragte er die Schüler, und die Mutigen versuchten mit einer Hand vorsichtig ein Küken zu greifen - aber die sprangen wieder ab. Mit zwei Händen ging es besser: Die Schüler liefen um die Box und setzten die kleinen Lebewesen auf dem Handtuch ab. "Passt auf, dass die Tiere nicht auf die Tischplatte laufen", sagte Biologie-Lehrerin Kathrin Wuthe. Die Küken brauchen es nämlich nach dem Schlüpfen noch eine Weile etwa 30 Grad warm. Da wäre die Tischplatte schon zu kalt für die Füßchen gewesen.

Wuthe hatte das Projekt organisiert, denn im Unterricht der fünften Klassen behandelte sie gerade die Themen Geflügel und Fortpflanzung. Als Hühnerzüchter Lehmann ihr vorschlug, auszubrütende Eier zur Verfügung zu stellen, sagte sie erfreut zu. Knapp drei Wochen lang kontrollierten die Schüler der Fünften die Temperatur im Brutkasten: Sie musste konstant bei 38 Grad Celsius liegen. 21 Tage brauchen befruchtete Hühnereier, bis ein Küken schlüpft, aber dank der guten Pflege der Schüler durchpickten schon am 19. Tag die ersten zwei Küken ihre Eier. Am nächsten Morgen wimmelten zwölf wuschelweiche Exemplare in der Glasbox. Als der Geflügelzüchter die Tiere nach 20 Tagen besuchte und wieder mitnahm, piepsten sogar 14 kleinen Kehlen.

Kein Wunder, dass die Tür zum Biologie-Raum in den vergangenen zwei Tagen nicht mehr still stand. Alle Schüler wollten einen Blick auf die Tiere werfen, sie vielleicht sogar aus dem Kasten nehmen. Gelernt haben sie aber auch etwas, denn geduldig erzählte Lehmann immer wieder, wie ein Hühnerleben entsteht.

Die erste Schule in Halle

Für den 72-Jährigen war es die erste Kooperation mit der Körperbehindertenschule Halle. Zwar hatte er schon mehrmals mit Schulen im Mansfelder Land zusammengearbeitet, aber erst die Empfehlung einer Bekannten habe ihn nach Halle geführt - und die Begeisterung der Schüler für das Projekt habe ihn gleich überzeugt, sagte er. Biologie-Lehrerin Wuthe konnte den Förderverein der Schule dafür gewinnen, Lehmann die Fahrtkosten zu erstatten. In einigen Wochen möchte er wiederkommen und ausgewachsene Tiere des Rassegeflügelvereins, dem er als Hühnerzüchter angehört, mitbringen. Um den Schülern auch zu zeigen, wohin sich die Küken entwickeln.