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Poeten kämpfen um Gunst und um Punkte

Von Karen Haak 19.10.2007, 18:40

Halle/MZ. - Doch die Welle der Poetry Slams - immerhin finden in Deutschland 70 Wettbewerbe regelmäßig statt - soll und will nun die Form herkömmlicher Lesungen ganz erheblich auflockern. Anders als sonst treten hier nämlich gleich mehrere Dichter gegeneinander an.

Das Thema ist meist frei, die Zeit dagegen meistens begrenzt. Die Akteure sollen ihrem Text durch einen engagierten Vortrag noch zusätzlich Leben einhauchen. Außer der Stimme und dem eigenen Körper sind allerdings keine weiteren Hilfsmittel erlaubt.

Bereits vor mehr als zehn Jahren ist der Poetry-Trend aus Amerika nach Deutschland geschwappt. In Halle organisieren die Vereine "Halternativ" und "Sturmkultur" an jedem dritten Samstag im Monat einen Slam im Turm. "Die Veranstaltung ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern ein richtiges Event", sagt Organisator Tobias Glufke. Deshalb erwartet die Gäste nicht nur gelebte Literatur. Auch junge Bands rocken die Bühne und wer Bedarf hat, kann sich auch in einem Sitzmassage-Studio verwöhnen lassen.

Bei den letzten Veranstaltungen mischten übrigens hochdekorierte Slammer mit: Nadja Schlüter aus Bonn war bereits U20-Siegerin bei den deutschen Meisterschaften und holte sich auch in Halle den Titel der Poesiekönigin. Der Leipziger Julius Fischer, bekannt aus dem diesjährigen WDR-Slam, gewann im April die Herzen der hiesigen Literaturfreunde.

Wer den Titel diesmal nach Hause tragen darf, entscheidet natürlich wieder das Publikum. Meist gewinnt der, der den längsten und stürmischsten Applaus bekommt. Beim Poetry-Slam im Turm wird per Los eine Jury ermittelt, die dann Wertungen von null bis zehn Punkten vergibt. Null Punkte bekommen Gedichte, die nie hätten geschrieben werden dürfen. "Zehn Punkte stehen für das Poetischste, was den Juroren seit langem auf die Ohren gekommen ist", erklärt Tobias Glufke die Skala.

Ziel der regelmäßigen Slams ist es, die Leute zum Schreiben und Dichten zu animieren. Denn wer sich und seine Texte im Turm präsentieren möchte, braucht weder Bühnenerfahrung noch muss er bereits einen Gedichtband veröffentlicht haben. "Wir wollen jeden ansprechen. Auch die Hausfrau und der Arbeitslose sollen schreiben und vortragen", sagt Organisator Glufke. Denn in den Gedichten der Slammer geht es meist nicht um die ganz großen Heldentaten. Eher um die kleinen Helden - und um die die Tücken des Alltags.

Der nächster Poetry Slam findet Sonnabend, 20 Uhr, im Klub "Turm" der Moritzburg. Eintrittspreis: 4 Euro - mit Halle-Pass freier Eintritt.