Plötzlich 300 Euro mehr für die Betreuung Plötzlich 300 Euro mehr für die Betreuung : Empörung nach Preis-Sprung im Altenheim

Halle (Saale) - Neun Jahre lebt die Mutter von Günther S. im Cura Seniorenzentrum auf der Silberhöhe. „Anfangs musste sie 800 Euro für den Betreuungsplatz zahlen. Mittlerweile hat sich der Eigenanteil verdoppelt“, schimpft der Hallenser gegenüber der MZ. So habe das Pflegeheim die Gebühr erst im Frühjahr um 300 Euro pro Monat erhöht. Grund waren die neuen Regelungen durch das Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals.
Nun kommt zum 1. Mai eine weiterer saftiger Aufschlag dazu. In einem Schreiben an die Bewohner, das der MZ vorliegt, begründet Cura die Erhöhung mit einer Anpassung des Investitionskostenanteils. „Für mich werden die älteren hilfebedürftigen Menschen im Heim abgezockt“, sagt hingegen Günther S. Im Fall seiner Mutter seien das weitere 300 Euro im Monat. Nunmehr zahle sie 1.650 Euro monatlich statt 1.050 Euro wie zu Beginn des Jahres.
Cura-Gesallschaft: Drei Gründe für Erhöhung
Die Cura-Gesellschaft rechtfertigt die Aufschläge. „Zehn Jahre wurde der Eigenanteil gar nicht oder nur sehr gering erhöht. Nun ist leider aus drei Gründen eine spürbare Preisanpassung notwendig“, sagt Unternehmenssprecherin Melanie Hoffmeister auf MZ-Nachfrage. So werde die Pacht für das Gebäude durch den Eigentümer zum 1. Mai deutlich erhöht, das erste Mal seit 2009. Außerdem seien für Cura als Mieterin die Instandhaltungs- und Betriebskosten ebenfalls stark gestiegen. „
Und nicht zuletzt ist es der gemeinsame Wille von Bundesregierung, Pflegekassen und uns als Arbeitgeber, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden“, sagt Hoffmeister. Das Personal, das eine engagierte Arbeit oft auch nachts, an Wochenenden oder Feiertagen leiste, „habe das auch verdient“.
230 Senioren können in dem Zentrum auf der Silberhöhe betreut werden
230 Senioren können in dem Zentrum auf der Silberhöhe betreut werden. Die Erhöhungen fallen individuell unterschiedlich aus, so Hoffmeister. Kündigungen, die angesichts der Preisanhebungen möglich sind, habe es bis zum 26. April nicht gegeben. Die Auslastung des Heims liegt Cura zufolge bei 98 Prozent.
Mittlerweile beschäftigt sich das Landesverwaltungsamt als Aufsichtsbehörde mit der Preisgestaltung. „Uns liegt die Beschwerde eines Bewohners der Einrichtung vor, die gerade geprüft wird“, sagt Behörden-Sprecherin Denise Vopel. Sie verweist auf das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz. „Es schränkt die Vertragsfreiheit des Unternehmens zugunsten der pflegebedürftigen Bewohner erheblich ein und macht auch strenge Vorgaben zur Zulässigkeit von Entgelterhöhungen“, so Vopel.
Landesverwaltungsamt: Ob Cura rechtmäßig handelt, kann man derzeit noch nicht sagen
Ob Cura rechtmäßig handelt, könne man derzeit noch nicht sagen. „Grundsätzlich stellen wir aber fest, dass Erhöhungen in dieser Größenordnung aktuell nicht ungewöhnlich sind“, meint Vopel.
Die Stadt Halle weist derweil eine Verantwortung an den gestiegenen Nebenkosten von sich. Die Stadt sei Grundstückseigentümerin und habe ein Erbbaurecht eingeräumt, das Gebäude gehöre ihr aber nicht. Den Erbbauzins habe man im Januar 2017 erhöht, nicht jetzt.
Sind Sie ebenfalls betroffen und wollen uns Ihren Fall schildern?
Unterdessen rät Cura den Heimbewohnern, einen Antrag auf Kostenübernahme beim Sozialamt zu stellen, „sollten die Heimkosten die finanziellen Möglichkeiten übersteigen“. Das Sozialamt führe dann eine Bedürftigkeitsprüfung durch. Im Fall von Günther S. reicht die Rente seiner 97 Jahre alten Mutter nicht mehr aus, um den Mehraufwand finanziell auszugleichen. Er werde daher zunächst einspringen, um die gestiegenen Kosten auffangen zu können.
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