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Pilotprojekt in Halle Pilotprojekt in Halle: Wer das Seepferdchen hat, kann nicht immer schwimmen

Von Silvia Zöller 09.09.2018, 13:01
Die Angst vor dem Wasser verlieren - das ist das Wichtigste beim Schwimmenlernen. Deswegen wird sich auch mit Wasser begossen.
Die Angst vor dem Wasser verlieren - das ist das Wichtigste beim Schwimmenlernen. Deswegen wird sich auch mit Wasser begossen. Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn die Badesaison in diesem Jahr beendet ist, werden wieder rund 600 Menschen in Deutschland ihr Leben verloren haben - weil sie nicht schwimmen konnten. „Wir bekommen oft Anrufe von besorgten Eltern, die berichten, dass ihr Kind zwar das Seepferdchen hat, aber trotzdem nicht schwimmen kann“, sagt Edda Kaminski, Präsidentin des Landesschwimmverbandes.

Verschiedene Vereine bieten in Halle Schwimmkurse für Kinder an. Die beiden neuen Kurse im Stadtbad und in der Saline, die der Landesschwimmverband mit der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes anbietet, sind ausgebucht. Erst für das nächste Schuljahr sind neue Anmeldungen für Vier- bis Siebenjährige möglich. Auch Erwachsene können schwimmen lernen: Unter anderem bietet auch die Wasserwacht mittwochs ab 19 Uhr Kurse an. Hier gibt es Restplätze auf Anfrage.
››Anmeldung und Infos unter: wasserwacht-halle.de
Der Verein Saaleschwimmer bringt Erwachsenen donnerstags ab 19 Uhr in der Saline das Schwimmen bei. Werden Plätze frei, können Interessenten nachrücken.
››Anmeldung unter: [email protected]

Deswegen hat sich der Verband gemeinsam mit der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes Gedanken darüber gemacht, wie man Kindern das Schwimmen so beibringen kann, dass sie sich nicht nur sicher im nassen Element bewegen können, sondern sich auch retten können, wenn sie einmal in einen Teich oder einen Pool fallen.

Stadtbad Halle: In zwei Gruppen lernen derzeit 20 Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren

Herausgekommen ist ein in Deutschland einmaliges Pilotprojekt, das jetzt in der Praxis getestet wird: In zwei Gruppen lernen derzeit 20 Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren im Stadtbad mit dem nassen Element umzugehen. Dabei wird mit den Beinen am Beckenrand gestrampelt, bis es spritzt und im flachen Bereich einfach Wasser über den Kopf geschüttet.

Alles das soll den Kindern erst einmal die Angst vor dem Wasser nehmen. Eine Aufgabe ist die Waschschüssel: „Ein Reifen wird ins Wasser gehalten, die Kinder spritzen sich Wasser ins Gesicht und sollen lernen, anschließend nicht mit den Händen zu wischen, sondern nur mit den Wimpern zu klimpern“, erklärt Trainerin Sylvia Sturm.

Schwimmkurs in Halle: Ein ganzes Jahr lang baut sich der Kurs in drei Modulen auf

Ein ganzes Jahr lang baut sich der Kurs in drei Modulen auf: Wassergewöhnung, dann die Grundlagen wie Atmung und Wasserlage, schließlich das eigentliche Schwimmen. Ausschließlich ohne Hilfsmittel, die direkt am Körper sind, lernen die Kinder das Schwimmen - lediglich Schwimmnudeln oder Stangen kommen zum Einsatz. Die Trainer haben sich für das in einer zweijährigen Vorbereitungszeit entwickelte Programm in Fortbildungen qualifiziert.

„Ganz wichtig ist uns auch, dass in unserem Seepferdchenkurs auch praktisch geübt wird, wie man sich bekleidet aus dem Wasser rettet“, so Edda Kaminski. Denn die wenigsten Kinder fallen mit dem Badeanzug in einen Teich oder einen Pool. Das Abzeichen, welches die Kinder zum Schluss bekommen, beweist, dass die Mädchen und Jungen nicht nur 25 Meter, sondern sogar 100 Meter schwimmen können.

Das Seepferdchen, das jedermann kaufen und vergeben kann, soll damit eine neue Qualität erhalten. Ob das mit dem Pilotprojekt erreicht wird, soll der Praxistest zeigen. (mz)

Das neue Seepferdchen
Das neue Seepferdchen
Silvio Kison