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Outlaws Outlaws: Die "Geächteten" feiern Geburtstag

Von Peter Godazgar 25.09.2015, 07:46
Fünf Jahre - ein Grund zum Feiern
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Halle (Saale) - Mit vier Mitarbeitern fing es an - heute, fünf Jahre später, sind es bereits 40. Kein Wunder, dass Steffen Kröner nicht ohne Stolz sagt: „Wir sind in Halle angekommen.“ Wir, das sind die Kollegen der regionalen Geschäftsstelle Halle/Leipzig der gemeinnützigen Kinder- und Jugendhilfe „Outlaw“. Kröner ist deren Regional-Geschäftsführer. Mit einer Festwoche wird das kleine Jubiläum derzeit gefeiert - Motto: „Fünf Tage für fünf erfolgreiche Jahre“. Am Sonntag endet die Festwoche mit einem Volleyball-Turnier in der Kooperativen Gesamtschule „Ulrich von Hutten“; acht Teams sind dabei.

Outlaw (zu Deutsch: „Geächeteter“, siehe auch „1987 gegründet“) startete 2010 mit zwei Jugend-WGs am Moritzzwinger. Schwerpunkt waren und sind Angebote zu möglichst flexiblen erzieherischen Hilfen. So sei man in der Lage, unterschiedliche Hilfeformen umzusetzen, sagt Kröner. Dahinter steht die Überzeugung, dass geeignete Hilfe individuell zugeschnitten sein muss. Die Angebote sollen sich an den Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und Eltern orientieren und nicht umgekehrt. Seit 2011 betreibt die gGmbH außerdem eine integrative Kindertagesstätte in der Kantstraße, in enger Kooperation mit der benachbarten Paul-Riebeck-Stiftung. Im selben Jahr startete man in Querfurt im Saalekreis mit offenen Beratungs- und Bildungsangeboten für Familien. 2013 wurde in der Krukenbergstraße in Halle eine „Flexi-WG“ eröffnet. Dort ist Platz für neun Kinder.

Bundesweit gibt es neben der zentralen Geschäftsstelle im nordrhein-westfälischen Greven noch sechs regionale Geschäftsstellen der „Outlaw gemeinnützige Gesellschaft für Kinder und Jugendhilfe mbH“. Das Unternehmen ist in zehn Bundesländern tätig. Den Namen hat der freie Träger übrigens von einem Schiff, dem Zweimaster Outlaw, auf dem seinerzeit als schwierig geltende Jugendliche betreut wurden. Outlaw ist auch Mitglied beim Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Anfangs von anderen freien Trägern durchaus skeptisch beäugt, habe man inzwischen gute Arbeitsformen gefunden, gemeinsame Interessen nach außen zu tragen, sagt Regional-Chef Kröner - und nennt vor allem den regelmäßig tagenden Arbeitskreis der freien Träger als wirksames Instrument.

Zumal der Bedarf an solcherlei Hilfen ja unstrittig ist. Ohne die Situation unnötig dramatisieren zu wollen, sagt Kröner doch auch: „Es gibt in Halle Armut, die man sich als Außenstehender nicht vorstellen kann.“ Und: „Es gibt zunehmend Gruppen, die abgekoppelt werden.“ Die Outlaw-Mitarbeiter leisten hier Basis-Arbeit, wenn beispielsweise in der praktischen Arbeit mit überforderten Eltern geübt wird, wie man eine Mahlzeit für die Kinder zubereitet. Oder auch nur einfach mit ihnen spielt. Kröner: „Das ist mitunter ein Knochenjob.“

Neue Arbeit sieht Kröner auch auf die „Outlaws“ zukommen - durch die Flüchtlingsproblematik. Vor allem für die vielen unbegleiteten Jugendlichen müssten Formen der Unterstützung gefunden werden. Konkretes Interesse habe man als Unternehmen am Aufbau einer sogenannten Clearing-Einrichtung. Dort würden die Jugendlichen nur so lange bleiben, bis die grundsätzlichen Fragen geklärt sind, etwa zur Herkunft oder auch zu möglichen Verwandten. Und wie soll es sonst weitergehen? Perspektivisch kann man sich eine zweite Kita in Halle vorstellen. Voraussetzung ist ein geeignetes Gebäude. „Zukunftsmusik“, sagt Steffen Kröner. Und auch in Querfurt will man wachsen: Dort sollen mehr stationäre Plätze für erzieherische Hilfen geschaffen werden.