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Seltener Orden Orden für die Aufbauhelfer der Leopoldina Benno Parthier und Volker ter Meulen

Von Hagen Eichler 04.05.2018, 19:40
Benno Parthier, Reiner Haseloff und Volker ter Meulen (v.l.n.r.)
Benno Parthier, Reiner Haseloff und Volker ter Meulen (v.l.n.r.) Staatskanzlei

Magdeburg - Musik, Laudatio, ein funkelnder Orden, eine ergriffene Dankesrede - wenn der Ministerpräsident die höchste Auszeichnung des Landes verleiht, regiert das Protokoll.

Nicht aber beim früheren Leopoldina-Präsidenten Benno Parthier, der am Freitag den Verdienstorden des Landes Sachsen-Anhalt erhielt. Auf die lange Aufzählung seiner Verdienste, vorgetragen von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), erwiderte er mit lediglich einem lakonischen Satz: „Ich bin entsetzt, was ich alles verbrochen habe.“

Sachsen-Anhalt ehrt Parthier und ter Meulen

Parthier, Chef der Wissenschaftsakademie Leopoldina von 1990 bis 2003, wurde ebenso geehrt wie sein Nachfolger Volker ter Meulen, Präsident von 2003 bis 2010.

Lediglich 28 lebende Menschen tragen bislang den Landes-Verdienstorden, Parthier und ter Meulen sind nun Nummer 29 und 30. Das Land ehrt zwei Wissenschaftler, die der Leopoldina zu einem weltweiten Ruf verholfen haben und Halle zu einem anerkannten Platz in der internationalen Wissenschaft.

Selbst während der deutschen Teilung habe die 1652 gegründete Institution etliche ihrer internationalen Kontakte erhalten können, sagte Haseloff. „Das hat damals gezeigt: Man ist nicht abgekoppelt, es gibt eine Gelehrtengemeinschaft über Ländergrenzen und Systeme hinweg.“

Große Verdienste für die Leopoldina

Dass die Leopoldina nach der Wiedervereinigung ihren Platz im deutschen Wissenschaftssystem gefunden habe, sei ein Verdienst der beiden Ausgezeichneten.

Parthier und ter Meulen sind mit den Geburtsjahren 1932 und 1933 fast gleich alt, haben ihre wissenschaftliche Karriere aber auf unterschiedlichen Seiten der innerdeutschen Grenze begonnen.

Botaniker Parthier seit 1994 an der Leopoldina

Der Botaniker Parthier stammt aus Holleben (Saalekreis), studierte und promovierte in Halle, wo er 1975 eine Professur für Molekularbiologie erhielt. Der Mediziner ter Meulen stammt aus Osnabrück, studierte und forschte an verschiedenen deutschen Universitäten und in den USA.

1984 wurde er in die Leopoldina gewählt, wo Parthier bereits seit zehn Jahren wirkte. 2008 stieg die traditionsreiche Einrichtung zur nationalen Akademie der Wissenschaften auf. Vorher gab es allerdings auch Schwierigkeiten und Rückschläge.

In den 1990er Jahren habe man die Herausforderung interdisziplinärer Arbeit und neuer Fächer meistern müssen, berichtete Parthier in seiner Dankesrede. Der nötige Umbau der Strukturen habe zu „langwierigen Diskussionen“ geführt.

Ter Meulen erinnerte auch daran, dass die Leopoldina einen ersten Anlauf zur Aufwertung als nationale Akademie zunächst ablehnte, „wofür wir Jüngeren kein Verständnis hatten“. Erst später sei der Schritt durch die Bemühungen der damaligen Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan (CDU) geglückt.

ter Meulen dankt Wolfgang Böhmer für großes Engagement

Einen persönlichen Dank gab es für Alt-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU), der die Ordensverleihung in der ersten Reihe verfolgte. Hätte das Land das heutige Weiße Haus nicht gekauft, sagte ter Meulen, „dann wäre es jetzt noch immer eine graue Ruine“.

Der Leopoldina gehören rund 1600 Wissenschaftler aus 30 Ländern an. 35 von ihnen sind sogar Nobelpreisträger. Die Akademie versteht sich als Einrichtung, die wichtige gesellschaftliche Themen wissenschaftlich bearbeitet und die Ergebnisse sowohl der Öffentlichkeit als auch der Politik vermittelt. Die Leopoldina berät unter anderem die Bundesregierung. (mz)