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OB-Wahlkampf als Happening OB-Wahlkampf in Halle als Happening: Partei-Kandidaten fordern "Freiheit für Halle-Neustadt!"

Von Detlef Färber 20.09.2019, 11:15
Martin Bochmann (2.v.l.) und Dörte Jacobi (2.v.r.) bei der Kandidaten-Inszenierung im Peißnitzhaus
Martin Bochmann (2.v.l.) und Dörte Jacobi (2.v.r.) bei der Kandidaten-Inszenierung im Peißnitzhaus Silvio Kison

Halle (Saale) - Der Ort war gut gewählt - zumindest passte er: Das Peißnitzhaus - längst ein Lieblingsort von Jungen und Ewigjungen in Halle - hatten die beiden Bewerber aus den Reihen der Spaßpartei „Die Partei“ für ihren quasi programmatischen Auftritt ausgesucht: Für eine Art Pressekonferenz, die sich aber schnell als eher das entpuppte, was früher mal „Anspiel“ hieß: Ein szenischer Einstieg in ein Thema, mit dem dann schon viel, wenn nicht eigentlich alles gesagt ist.

Ein bisschen dem amerikanischen Wahlkampf nachempfunden war, was die Stadträtin Dörte Jacobi und der Stadtparteichef Martin Bochmann - beide von besagter Satirepartei - vom Präsidium aus zum Besten gaben, unterstützt von etlichen jungen Freunden der hiesigen satirischen Bewegung und einigen Veteranen des Frohsinns.

„Dörte, Dörte“ beziehungsweise „Martin, Martin“

Nach beinahe jedem der einprägsamen Slogans der beiden Kandidaten wurden von ihren „Anhängern“ Schilder mit ihren Namen hochgehalten oder gleich „Dörte, Dörte“ beziehungsweise „Martin, Martin“ skandiert: Wahlkampf nahe am Happening.

Fröhlich-utopisch bis skurril klang dann auch für an politische Hausmannskost gewöhnte Ohren, was an Zielen im - hier gleich für ganz selbstverständlich angesehen - Wahlsiegesfall von beiden Kandidaten verkündet wurde. Dass die „Wiederherstellung der vollen Unabhängigkeit von Halle-Neustadt!“ dabei ganz vorn rangierte, lässt sich aber auch als trickreiche Lösung eines Problems dieser Kandidatur verstehen - denn: Bochmann/Jacobi bewerben sich für den Rathausspitzenposten als Doppelspitze.

„Freiheit für Halle-Neustadt“ schüfe neue Posten

Das dürfen sie aber nicht, weil in der harten Realität der Kommunalverwaltung am Ende ein Einzelkämpfer seinen Kopf hinzuhalten hat. Doch was dann tun mit Kopf Nummer zwei? Die Teilung von Halle und Neustadt - gleich „mit Mauer, doch ohne Schießbefehl, versprochen“ - wäre da die Lösung für einen durchschlagenden Erfolg für gleich zwei Bewerber, denn „Freiheit für Halle-Neustadt“ schüfe ja neue Posten.

Warum sie aber überhaupt in ein solches Amt drängen - egal, wo genau? „Ich liebe es, meinen Namen auf dem Wahlzettel zu lesen“, antwortete Bochmann in hoffentlich bahnbrechender Offenheit - und Dörte Jacobi (Motto „mutig, mittig, mütterlich“) setzte ein hierzu passendes Motiv dagegen, das man sich durchaus auch aus dem Mund so manches Amtsverteidigers gut vorstellen könnte: „Mit mir als OB sind sie rundum geschützt.“

Einzige Frau auf Halles Kandidaten-Karussell

Dass sie die einzige Frau auf Halles Kandidaten-Karussell ist, kam zu ihren Gunsten auch zur Sprache und - als gelungenster Scherz - der Verweis aufs aktuelle Rathaus-Chefzimmer „mit Herrn Wiegand und Frau Ernst“. „Die“, so Dörte Jacobi, „leben die Doppelspitze ja schon sehr gut.“

Bleibt zu erwähnen, dass dann auch die Fragerunde für die Weltpresse als launige Inszenierung über die Bühne ging - was gut zum Ort (zur Peißnitz) passte, wo regelmäßig die „Kinderstadt“ namens „Halle an Salle“ zelebriert wird - mit allen Schikanen: Mit Büros, mit Bürokraten und einem Oberbürgermeister. Das zu werden, macht dort die meiste Laune - und ein Lolli winkt als Lohn. (mz)