Maßnahmen-Paket Neun Millionen für Radwege - welche Ecken in Halle profitieren
Stadtrat beschließt Maßnahmen-Paket für besseren Radverkehr. Welche Ecken profitieren und warum manche Ideen zum Scheitern verurteilt waren.

Halle (Saale) - Als Radfahrer auf der Ludwig-Wucherer-Straße lebt man gefährlich. Sei es durch abbiegende Autos auf der einen - oder sich plötzlich öffnende Autotüren auf der anderen Seite, es gibt immer wieder Unfälle auf einer der wichtigsten Verkehrsadern in der Nördlichen Innenstadt. Damit das in Zukunft seltener vorkommt, soll die Radverkehrsführung dort verbessert werden. 250.000 Euro möchte die Stadt dafür in den kommenden zwei Jahren in die Hand nehmen.
Die Maßnahme auf der „Luwu“ ist Teil einer ganzen Fülle an Vorhaben, die der Stadtrat am gestrigen Mittwoch gemeinsam auf den Weg gebracht hat. Insgesamt 9,1 Millionen Euro sollen bis 2023 investiert werden, damit in Halle Fahrradfahren „sicherer und attraktiver“ wird, wie es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung formuliert ist. Das Geld kommt von der Bundesregierung, die es im Rahmen des Sonderprogramms „Stadt und Land“ an die Bundesländer verteilt. Nur zehn Prozent der anfallenden Kosten muss die Stadt aus eigener Kasse zahlen.
Hafenbahntrasse soll Straßenlaternen bekommen
Geplant sind neben der neuen Verkehrsführung auf der Ludwig-Wucherer-Straße auch ein Radweg an der Wallendorfer Straße zwischen Kanena und Bruckdorf, sowie ein Radweg in der Lieskauer Straße (Dölau) vom Bahnübergang bis zur Röntgenstraße und in Trotha an der Magdeburger Chaussee. Außerdem sollen im gesamten Stadtgebiet mehr öffentliche Fahrradbügel aufgestellt werden und die Ampelschaltung an wichtigen Knotenpunkten wie beispielsweise am Rennbahnkreuz verbessert werden.
Auch die Hafenbahntrasse im Süden der Stadt soll profitieren. Was mehr als 1.000 Menschen mit ihren Unterschriften bei einer Petition gefordert hatten, soll nun umgesetzt werden: Die Hafenbahntrasse soll Straßenlaternen bekommen. Laut René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung, sollen die Lampen dabei auch möglichst insektenfreundlich sein. Um den Süden der Stadt besser mit Neustadt zu verbinden, soll der Weg entlang der Fernwärmeleitung ausgebaut werden. Dafür soll für knapp 1,3 Millionen Euro eine neue Brücke über den Kanal gebaut werden.
Kopfsteinpflaster oder Asphalt-Flickenteppich
In der Innenstadt soll zwischen den Straßen Weidenplan und Unterberg sowie in der Emil-Abderhalden-Straße eine „fahrradfreundliche Fahrbahnoberfläche“ geschaffen werden. Die Straßen bestehen aktuell zu einem Großteil aus Kopfsteinpflaster oder einem Asphalt-Flickenteppich.
„Es bestehen gute Chancen, dass wir Fördermittel bekommen, aber die Zeit drängt“, sagte Stadträtin Silke Burkert (SPD). Ihre Fraktion wollte am Mittwoch eigentlich noch einige zusätzliche Maßnahmen beschließen lassen, zog aber viele ihrer Ideen wieder zurück. Der Grund: Die Stadt kann nicht in allen Fällen ohne Weiteres bauen. Etwa zwischen Dölau und Nietleben, wo seit langer Zeit ein Radweg gefordert wird, müsste die Verwaltung laut René Rebenstorf zuerst ein langwieriges Planfeststellungsverfahren starten, weil der Naturschutz bedacht werden muss. Außerdem befinden sich zu bebauende Grundstücke teilweise in Privatbesitz.
Hinzu kommt, dass das Förderprogramm „Stadt und Land“ nur bis Ende 2023 läuft. Alle Maßnahmen, die bis dahin noch nicht fertig sind, können nicht mehr bezahlt werden und kommen daher für die Stadt nicht in Frage. Aus dem Grund lehnt die Stadt auch die Idee ab, die provisorische Baustraße neben den Schienen von der Otto-Straße bis zum S-Bahnhof Südstadt dauerhaft als Radweg zu etablieren. Eine Bürgerinitiative hatte die Idee populär gemacht. (mz)