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Neues Friseurgeschäft in Halle Neues Friseurgeschäft in Halle: Für 36-Jährige wird ein Traum wahr

Von Claudia crodel 05.09.2019, 10:15
Victoria Reibert eröffnet am Samstag ihren eigenen Friseursalon.
Victoria Reibert eröffnet am Samstag ihren eigenen Friseursalon. Silvio Kison

Halle (Saale) - Ein wenig aufgeregt ist Victoria Reibert schon. Die 36-Jährige hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Das hieß für sie noch einmal die Schulbank drücken und den Meister ablegen. Ganz fertig ist sie mit der Ausbildung noch nicht, doch für die Meisterurkunde hat sie bereits einen Platz gleich neben der Eingangstür ihres neuen Salons in der Geiststraße freigehalten. Dort hängen bereits Meisterurkunden ihrer Großmutter und ihres Vaters. Der Salon wird am Samstag, 7. September, eröffnet.

Dass ein neues Friseurgeschäft seine Pforten öffnet, ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Bei Victoria Reibert aber schon, schließlich ist ihre Familie seit fünf Generationen dem Friseurhandwerk verbunden. Kleine Vitrinen an der einen Wand des Salons zeugen davon. In ihnen zeigt sie historisches Werkzeug, das ihre Vorfahren benutzten.

„Friseure haben ja damals auch Zähne gezogen“

Ururgroßvater, Albert Raack, begann den Beruf, ab 1880 in Bitterfeld zu erlernen. Damals war das Berufsbild noch ein wenig anders, denn neben dem Frisieren und Haareschneiden erhielt er auch im Barbieren und in Chirurgie eine Ausbildung und musste dementsprechende Prüfungen ablegen. „Friseure haben ja damals auch Zähne gezogen“, erklärt Victoria Reibert, die sich nicht vorstellen kann, dass sie so etwas selbst machen müsste. „Ich liebe meine Schere. Das ist mir genug“, sagt sie und lacht.

Der Ururgroßvater hatte eine Tochter, die einen Friseur namens Hermann Richter heiratete. Aus dieser Ehe ist Victoria Reiberts Oma, Margarete Luise Richter, hervorgegangen. Sie legte 1946 ihre Meisterprüfung im Friseurhandwerk ab und hatte einen Salon in einem kleinen Ort bei Wittenberg, in dem später auch ihr Sohn Ralf Reibert ins Handwerk einstieg. Ralf Reibert ist Victorias Vater.

„Meine Oma hat im Salon gestanden, bis sie 80 Jahre alt war“

„Meine Oma hat im Salon gestanden, bis sie 80 Jahre alt war. Das war im Jahr 2003“, erzählt Victoria Reibert. Damals war sie selbst gerade im zweiten Lehrjahr. Die Berufsausbildung absolvierte sie im Bayrischen Wald in Zwiesel bei Bodenmais. „Ich gehöre ja der Generation an, für die es schwer war, eine Lehrstelle in Sachsen-Anhalt zu finden. Meine Oma hätte mich auch selbst ausgebildet, aber das wollte ich nicht. Ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen“, erzählt sie. Mit zwei Koffern und einhundert Mark sei sie nach Zwiesel aufgebrochen.

Dass sie Friseurin werden will, das wusste die junge Frau schon mit fünf Jahren. „Ich war ja oft im Salon von meiner Oma und meinem Vater. Damals war Friseur noch wie Familie“, meint sie. „Ich fand den Trubel immer so toll damals“, begründet sie. Nach ihrer Ausbildung war sie 15 Jahre lang als angestellte Friseurin tätig. Doch als solche lebte sie oft von der Hand in den Hand.

„Ausschlaggebend für meinen Schritt in die Selbstständigkeit war eine Krankheit“

„Ausschlaggebend für meinen Schritt in die Selbstständigkeit war eine Krankheit. Mein Ex-Chef war auch nicht an einer Vertragsverlängerung interessiert“, erzählt sie. Da startete sie lieber selbst noch einmal richtig durch. Den neuen Salon betreibt sie gemeinsam mit der Friseurin Anna Correia, die 2017 als bester Lehrling in Halle ihre Ausbildung abschloss.

Dass es noch viele andere Friseursalons gibt, stört sie nicht. „Konkurrenzdenken liegt mir nicht, Arbeit ist für alle da, wenn sie gut gemacht wird“, so ihre Ansicht. Und auch die vielen Barbiere, die es mittlerweile gibt, scheinen sie nicht zu stören. „Wenn sie auch ihren Meister machen, ist es doch okay, dass sie auch Haare schneiden. Wenn nicht, sollten sie die Schere jedoch aus der Hand legen“, sagt sie. (mz)