Neuer Campusgarten auf ehemaligem Armeegelände Neuer Campusgarten auf ehemaligem Armeegelände: Wie gefährlich ist der Untergrund?

Halle (Saale) - Kartoffeln und Möhren gehören doch eigentlich nicht in ein Beet zwischen Parkplatz und Hörsaalgebäude. Doch in naher Zukunft könnte das auf dem Campus Heide Süd trotzdem Realität werden. Einige Studenten der Martin-Luther-Universität (MLU) haben am Dienstag damit begonnen, einen Campusgarten auf dem Unigelände aufzubauen. Mit dem Projekt wollen sie den Campus attraktiver machen.
Stadtgärten liegen im Trend. Immer mehr Menschen bauen Nutzpflanzen auf kleinen Flächen mitten in der Stadt an. Die Zahl der Gemeinschaftsgärten hat sich deutschlandweit in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Wie eine Gruppe Wissenschaftler der MLU gemeinsam mit der Fachhochschule Münster herausgefunden haben, geht es beim Gemeinschaftsgärtnern sogar um mehr, als nur Gemüse.
„Vielen Menschen fehlt das Soziale“
„Vielen Menschen fehlt das Soziale, also die Teilhabe an gesellschaftlichen Entwicklungen, die Mitbestimmung“, sagt Insa Theesfeld, Professorin für Agrar- und Ernährungswissenschaften an der MLU. Im Garten kann Jeder ganz einfach mitmachen und auch mitbestimmen, was angebaut werden soll. Dabei lernen die Menschen voneinander und sie engagieren sich teilweise politisch, etwa wenn es um die Frage der Nutzungsrechte von städtischen Flächen geht.
Die etwa 100 Quadratmeter große Fläche des neuen Campusgartens hinter dem Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften gehört als Teil der ehemaligen Kasernenanlagen inzwischen dem Land Sachsen-Anhalt, das es der MLU zur Verfügung stellt. Die Militär-Vergangenheit stellt allerdings ein Problem für die Garten-Ambitionen der Studenten dar. Denn aktuell kann nicht garantiert werden, dass der Untergrund frei von gefährlichen Stoffen ist. Ob eine Kontamination vorliegt, ist unklar.
Studenten gehen mit der Herausforderung kreativ um
Während die sowjetische Armee das Gelände nutzte, standen Panzer und weiteres militärisches Gerät auf dem Hof. Benzin oder andere Flüssigkeiten könnten dabei in den Boden gelangt sein. Obwohl beim Einzug der Uni auf dem Gelände in Heide Süd in den 1990er-Jahren die Erdschicht etwa einen Meter tief ausgetauscht worden war, wären aufwendige Test nötig, um den Verdacht zweifelsfrei ausräumen zu können. Dafür fehlt der Hochschulgruppe „Campusgarten“ das Geld.
Die Studenten gehen mit der Herausforderung kreativ um. „Wir pflanzen einfach nichts essbares direkt in den Boden, sondern nehmen für Nutzpflanzen Hochbeete aus Holz“, sagt Franziska Stöhr, Sprecherin der studentischen Initiative. Blumen und andere Pflanzen, die nicht essbar sind, können aber natürlich auch direkt in die Erde gesetzt werden. Den Anfang machte ein immergrünes Geißblatt (Lonicera Henryi), das am Dienstag feierlich mit dem ersten Spatenstich im Campusgarten eingepflanzt wurde.
Mit dem Garten soll der Campus Heide Süd insgesamt aufgewertet werden
Mit dem Garten soll der Campus Heide Süd insgesamt aufgewertet werden. „Wenn die Vorlesungen vorbei sind, fahren die meisten Studierenden sofort von hier weg, weil es hier einfach nichts gibt“, sagt Stöhr, die Agrarwissenschaften im Master studiert. Doch zumindest für Gartenfreunde wird sich das bald ändern.
In den nächsten Wochen sollen unter anderem drei Hochbeete mit frischer Erde gefüllt werden und schließlich soll ein richtiger kleiner Garten entstehen, in dem im Sommer gewerkelt oder gechillt werden kann. „Der Campusgarten soll ein Ort der Begegnung werden. Unsere Hochschulgruppe ist offen für jeden“, sagt Stöhr. Es werde gemeinschaftlich entschieden, welche Pflanzen angebaut werden.
Der Nutzungsvertrag für den Campusgarten ist langfristig angelegt. Solange die Hochschulgruppe aktiv ist, kann sie die Fläche ohne zeitliche Begrenzung bewirtschaften. Bislang engagieren sich rund ein Dutzend Studenten aus verschiedenen Fakultäten in der Gruppe. Der Studierendenrat der MLU unterstützt sie finanziell. (mz)