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Nachlässiger Umgang der Corona-Regeln Nachlässiger Umgang der Corona-Regeln: Sind mehr Kontrollen in Restaurants nötig?

Halle (Saale - Die Sternstraße gilt neben der Kleinen Ulrichstraße als Halles Ausgehmeile. Griechische, deutsche, japanische und italienische Speisen können die Gäste in den Freisitzen der verkehrsberuhigten Straße genießen. Zu Corona-Hochzeiten herrschte dort gähnende Leere. Nach dem Lockdown ist mittags und in den Abendstunden allmählich wieder Leben in die Flaniermeile zurückgekehrt. Das löst bei einigen Anwohnern allerdings Unmut ...

Von Tanja Goldbecher 10.08.2020, 13:30

Die Sternstraße gilt neben der Kleinen Ulrichstraße als Halles Ausgehmeile. Griechische, deutsche, japanische und italienische Speisen können die Gäste in den Freisitzen der verkehrsberuhigten Straße genießen. Zu Corona-Hochzeiten herrschte dort gähnende Leere. Nach dem Lockdown ist mittags und in den Abendstunden allmählich wieder Leben in die Flaniermeile zurückgekehrt. Das löst bei einigen Anwohnern allerdings Unmut aus.

Anwohner verärgert: Nachlässiger Umgang mit Corona-Regeln

„Nach der Wiedereröffnung Ende April hat das Ordnungsamt die Gaststätten nur sehr sporadisch und oberflächlich kontrolliert“, kritisiert ein MZ-Leser. Die Kontrollen würden fast ausschließlich an Vormittagen stattfinden, wenn sich wenig Gäste in den Restaurants aufhalten. Der Mindestabstand zwischen den Tischen werde lediglich per Augenmaß überprüft.

Die Kellner würden keinen Mundschutz tragen. Auch der Lärmschutz in den Abendstunden werde nicht kontrolliert. „Mir scheint, dass das Krisenmanagement auf dem Papier durchaus gelungen ist und in der Realität Erfolge aufweist. Das Handeln des Ordnungsamtes in der Sternstraße ist im besten Fall jedoch kontrovers“, beklagt ein Anwohner.

Gastronomen: Ordnungsamt kontrolliert täglich

Stadtverwaltung und Gastwirte widersprechen dieser Darstellung. Demnach werden die halleschen Gastronomien täglich stichprobenartig und anlassbezogen kontrolliert. Dabei achte das Ordnungsamt darauf, dass ein Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Gästen und nicht zwischen den Tischen eingehalten wird.

Für Kellner bestehe zudem laut siebter Eindämmungsverordnung keine Maskenpflicht. Wie viele Verstöße es bisher gegen die Pandemieverordnung in der Sternstraße gegeben hat, kann die Verwaltung nicht mitteilen. Es gebe keine statistische Erfassung nach Straßen.

Angst vor erneuter Schließung: Gastronom in Halle hält sich strikt an Corona-Regeln

Dass die Behörden regelmäßig in der Sternstraße auftauchen, bestätigt Luca Visconti. Der 38-Jährige betreibt die italienische und bei Hallensern beliebte Pizzeria „Stella“ in der Ausgehmeile. Erst am Mittwoch sei das Ordnungsamt bei ihm gewesen. „Die Mitarbeiter prüfen nicht nur Mindestabstände. Sie wollen auch die Namenslisten und unsere Desinfektionsmittel sehen“, sagt Visconti.

Er halte sich strikt an die Vorschriften - schließlich musste er im März und April hohe Einbußen hinnehmen und will keine erneute Schließung riskieren. Die Anzahl der Tische im Freisitz hat er beispielsweise von 20 auf 14 Stück reduziert. Bei manchen Maßnahmen wie die Namenserfassung der Restaurantbesucher bezweifelt er jedoch deren Nutzen. „Ich kann nicht überprüfen, ob die Gäste ihren echten Namen und ihre korrekte Telefonnummer aufschreiben“, sagt der gebürtige Italiener.

„Pleite wegen Corona": Schwierige Zeiten für hallesche Gastronomen

Sonst müsste er Personalausweise kontrollieren, was noch mehr Gäste abschrecken würde. Nach dem Lockdown habe sich die Situation zwar gebessert. Es würden wieder Kunden die Lokale in der Sternstraße aufsuchen, allerdings längst nicht so zahlreich wie vor der Pandemie. Er rechnet mit 30 Prozent weniger Umsatz als im vergangenen Jahr. Er habe zwar Soforthilfe vom Staat erhalten. Diese habe jedoch nicht für die Miete und sämtliche andere Kosten gereicht.

„Ich musste auch aus privater Tasche Geld investieren, um das Restaurant zu erhalten“, sagt Visconti. Anderen ist das nicht gelungen. Das österreichische Restaurant „Geschwister Knoll“, das sich neben dem Stadtmuseum und am Anfang der Sternstraße befindet, hat nach dem Lockdown nicht wieder aufgemacht. Pleite wegen Corona, so lautet die kurze Begründung der Betreiber. (mz)