Nach Unfall auf Europachaussee in Halle Nach Unfall auf Europachaussee in Halle: Motorradfahrer soll Polizisten absichtlich mit Tempo 200 überfahren haben

Halle (Saale) - Fast 200 Kilometer pro Stunde bei erlaubten 70: Mit dieser Geschwindigkeit soll ein 31 Jahre alter Motorradfahrer mit seiner Maschine auf der Europachaussee in Halle auf einen 27-jährigen Polizisten zugerast sein. Das geht nach MZ-Informationen aus dem Ermittlungsbericht der Polizei hervor, den die Beamten der Staatsanwaltschaft übergeben haben. In offiziellen Stellungnahmen war bisher immer von einer Geschwindigkeit um die 140 Kilometer pro Stunde die Rede. Zudem gehen die ermittelnden Beamten nach Auswertung der Zeugenaussagen davon aus, dass Conrad M. den Polizisten gezielt überfuhr. Beide Männer wurden bei dem Zusammenstoß getötet. Offiziell kann das wohl nie geklärt werden: „Wir ermitteln nicht gegen einen Toten“, sagte Klaus Wiechmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle.
Motorradfahrer beschleunigte nochmal
Zu den genauen Umständen, die am Abend des 23. April zu der Tragödie führten, halten sich Polizei und Staatsanwaltschaft offiziell weiter bedeckt. Nach MZ-Informationen wurde die Maschine von Conrad M. das erste Mal mit dem Messgerät erfasst, als sie rund 400 Meter von der Kontrollstelle auf einem Seitenstreifen an der als Osttangente bekannten Umgehungsstraße entfernt war. Zeugen der Tragödie sollen laut Ermittlungsbericht später ausgesagt haben, dass der 31-Jährige auf dieser kurzen Distanz noch einmal beschleunigt habe und auf den Polizisten Alexander S., der mit seiner Kelle auf der Straße stand, zugerast sei.
Dafür spricht, dass es kaum Bremsspuren auf dem Asphalt an der Unfallstelle gab. Nach MZ-Informationen zeigte das Präzisions-Messgerät vom Typ „TraffiPatrol“ noch lange nach dem Unfall den Wert von fast 200 Kilometern pro Stunde an. Nicht nur, dass Conrad M. viel zu schnell unterwegs war: Zudem soll er unter Drogeneinfluss gestanden haben. Und auch sein Verhältnis zur Polizei war alles andere als gut. Denn gegen Conrad M. wurden bereits dutzende Verfahren unter anderem wegen verschiedener Verkehrsdelikte geführt. Einen gültigen Führerschein soll er am Unfalltag auch nicht besessen haben.
Die Polizei hat die Ermittlungen zu dem Unfall inzwischen abgeschlossen. Das Verfahren und die dazugehörigen Akten sind am Donnerstag an die Staatsanwaltschaft in Halle übergeben worden, wie Sprecher Wiechmann der MZ sagte. „Wir haben die Unterlagen ganz frisch auf den Tisch bekommen.“ Der Staatsanwalt rechnet jedoch erst für Mitte Juni mit einer Entscheidung über den Fortgang des Verfahrens. Dabei spielt vor allem ein zweiter Motorradfahrer die Hauptrolle. Laut Staatsanwalt Wiechmann handelt es sich dabei um einen Bekannten von Conrad M., der auf der Europachaussee kurz hinter dem 31-Jährigen fuhr. Er soll an der Unfallstelle nur Sekunden nach dem Crash vorbeigefahren sein.
Und nicht nur deshalb gilt er als wichtigster Zeuge: Der Mann soll dem Vernehmen nach sein Motorrad hinter der Unfallstelle gewendet haben und noch einmal zurückgekehrt sein, bevor er vor den nahenden Kollegen des toten Polizisten die Flucht ergriff. Derzeit wird davon ausgegangen, dass sich beide Motorradfahrer ein illegales Rennen lieferten.
Auf der Umgehungsstraße Europachaussee in Halle ist am 24. März 2015 ein Motorradfahrer verunglückt. Nach Polizeiangaben hatte der Mann mit seiner Maschine zunächst mehrere andere Fahrzeuge überholt und wollte sich kurz vor der Abfahrt Leipziger Chaussee wieder auf der rechten Fahrspur einordnen. Dabei sei er ins Schlingern geraten, gestürzt und gegen einen Lichtmast geprallt. Er wurde mit schweren Verletzungen in die Bergmannstrost-Kliniken gebracht. Wegen der Bergungsarbeiten und der Unfallaufnahme durch die Polizei musste die Europachaussee in der betroffenen Fahrtrichtung für etwa eineinhalb Stunde gesperrt werden. (mz)
Bei einem Unfall auf der Europachaussee wurde am 30. Januar 2015 ein Autofahrer schwer verletzt. Mit Kopfverletzungen musste er ins Krankenhaus eingeliefert werden und wurde dort stationär behandelt. An der Kreuzung mit der Camillo-Irmscher-Straße waren zwei Autos frontal zusammengestoßen. Der 61-jährige Unfallverursacher war von der Fahrbahn abgekommen und so in den Gegenverkehr geraten. Durch den Zusammenstoß erlitt der 31-jährige Fahrer des anderen Wagens Verletzungen. Für die Bergung der beiden Wagen, bei denen Totalschaden entstand, und für die Unfallaufnahme sperrte die Polizei die Europachaussee eineinhalb Stunden komplett, der Verkehr wurde umgeleitet. Der Unfallverursacher stand nach dem Zusammenstoß unter Schock und konnte deswegen keine Angaben machen. (mz)
Am 11. April 2013 blockierte ein umgestürzter Lkw die Europachaussee. Der Fahrer des Lasters hatte nach Angaben von Polizeisprecher Ralf Karlstedt bei einem Überholmanöver zwischen der Dieselstraße und der B 6 die Kontrolle über seinen Sattelzug verloren. Dabei geriet der Lkw, ähnlich wie beim Unfall auf der Autobahn wenige Stunden zuvor, auf den unbefestigten Randstreifen, kam ins Schleudern und stürzte um. Quer über alle Fahrbahnen blieb er schließlich liegen.
Ein Abschlepp-Unternehmen mit schwerer Spezialtechnik für die Lkw-Bergung musste anrücken, um den mit Textilien beladenen Sattelzug wieder auf die Räder zu stellen. Doch das war ein schwieriges Unterfangen: Denn alle Flüssigkeiten wie Hydrauliköl und Diesel mussten abgepumpt und beim Unfall locker gewordene Teile abgeschraubt werden. (mz)
Am 30. Mai 2010 ereignete sich in Halle gegen 13.20 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 34-jähriger Hallenser befuhr mit seinem Motorrad die Europachaussee aus Richtung Grenzstraße kommend in Richtung Leipziger Chaussee. Ungefähr 300 Meter vor der Unterführung Leipziger Chaussee kam der Kradfahrer laut Polizei mit seinem Motorrad aus bisher ungeklärter Ursache nach links von der Fahrbahn ab, befuhr kurzzeitig den Randstreifen, schlingerte dann über beide Fahrstreifen sowie den Mittelgrünstreifen, kam zu Fall und kollidierte in der weiteren Folge mit einer Peitschenleuchte. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. (mz)
Der zweite Motorradfahrer muss deshalb höchstens mit einer Anklage wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr rechnen. Eine wesentlich mildere Strafe wegen unterlassener Hilfeleistung gilt in Ermittlerkreisen jedoch als noch wahrscheinlicher. (mz)


