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Das Gesicht der Polizei Nach 39 Jahren: Chef der Pressestelle in der „PI“ Halle geht in den Ruhestand

Der gebürtige Thüringer Ralf Karlstedt geht nach 39 Jahren im Dienst in den Ruhestand. Bekannt ist er als Chef der Pressestelle in der „PI“.

Von Dirk Skrzypczak 23.10.2021, 12:00
Polizeisprecher Ralf Karlstedt, hier mit dem Einsatzhelm aus seiner Zeit als Leiter des Reviereinsatzdienstes,  zieht die Uniform für immer aus.
Polizeisprecher Ralf Karlstedt, hier mit dem Einsatzhelm aus seiner Zeit als Leiter des Reviereinsatzdienstes, zieht die Uniform für immer aus. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Ralf Karlstedt räumt sein Büro auf der Südseite der Polizeiinspektion in Halle auf und aus. Im Prinzip ist jedes Utensil mit einer Erinnerung verbunden. Auch der weiße Einsatzhelm, den der 60-Jährige etwas länger in den Händen hält. Von 2000 bis 2007 war der gebürtige Thüringer aus Bad Frankenhausen Leiter des Reviereinsatzdienstes im Polizeirevier Süd in der Saalestadt und Chef für 100 Polizisten.

Nach 39 Jahren: Chef der Pressestelle in der „PI“ Halle geht in den Ruhestand

„Diese Aufgabe war eine große Herausforderung. Aber sie hat auch viel Spaß gemacht, weil ich gern mit Menschen zusammenarbeite“, sagt Karlstedt. Der Öffentlichkeit bekannt war er zuletzt als Sprecher der Polizeiinspektion. Seit 2012 hatte er die Öffentlichkeitsarbeit im südlichen Sachsen-Anhalt gesteuert. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Ralf Karlstedt ist beliebt und geachtet: Bei seinem Team in der Pressestelle, das ihn als verständnisvollen Chef schätzt und die ruhige und besonnene Art vermissen wird, die der hochgewachsene Beamte stets ausstrahlte. Von Mario Schwan, dem Leiter der Polizeiinspektion, bekommt „Karli“ zum Abschied den Ritterschlag:

Er war über viele Jahre das Gesicht der Polizei im Süden Sachsen-Anhalts und hat mit seiner Kompetenz maßgeblich die polizeiliche Öffentlichkeitsarbeit geprägt.“

Mario Schwan, Leiter der Polizeiinspektion über Karlstedt.

Dreifacher Opa hat 1983 seine Polizeikarriere begonnen

Für die Journalisten war Karlstedt zudem ein verlässlicher Partner, der den schwierigen Spagat meistern musste, nicht zu viel sagen zu dürfen und dennoch das öffentliche Bedürfnis nach Informationen stillen zu können.

Derartige Lobhudelei mag der dreifache Opa freilich nicht. Bescheidenheit ist ein weiterer seiner angenehmen Wesenszüge. „Als Chef ist man nur so gut wie sein Team“, sagt Karlstedt. 1983 hatte er seine Polizeikarriere begonnen und war drei Jahre - alleine - in Halle Streife gelaufen. War es früher „besser“ als heute? „Die Zeiten kann man nicht vergleichen und sollte es auch nicht tun“, antwortet er.

Umgang mit den sozialen Medien sei schwierig

Die Uniformen, ja die seien heute schicker als damals. Eigentlich wollte Karlstedt ja in die Verwaltung, im Hintergrund die Strippen ziehen. Er hat Ökonomie studiert, nach der Wende mit Kollegen die Ausrüstung der Kampfgruppeneinheiten und der Staatssicherheit eingesammelt, in der Aus- und Fortbildung gearbeitet.

Als Pressesprecher sammelte er zwischenzeitlich immer mal wieder Erfahrungen. Das sei ein Metier, das die Polizei ungemein fordere. Vor allem der Umgang mit den sozialen Medien sei schwierig. „Oft weiß die Öffentlichkeit nicht, was von dem, das gepostet wird, wahr ist und was nicht.“

Im Ruhestand plant Karlstedt Gutes zu tun und zu joggen

Extrem war das 2019 beim Attentat in Halle, als innerhalb kurzer Zeit Hunderte Meldungen durch soziale Netzwerke schwirrten. Die „PI“ hat selbst einen Twitter-Account, um live auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. „Diese Art der Kommunikation zahlt sich für uns als Behörde aus“, ist Karlstedt jedenfalls überzeugt. Der Terror vor zwei Jahren hat sich bei ihm eingebrannt.

Ich hätte so eine schreckliche Tat bei uns nie für möglich gehalten

Ralf Karlstedt, Pressesprecher.

Es sind schöne wie aufwühlende Erinnerungen, die ihn in den Ruhestand begleiten. „Ich freue mich auf die Zeit, die jetzt kommt. Und ich gehe mit einer großen Dankbarkeit, weil ich mit Menschen zu tun hatte, die ihren Job sehr gut erledigen.“ Was er jetzt wohl tun wird? Joggen natürlich. Bis zu 1.500 Kilometer spult er jährlich ab. Und er will Gutes tun und sich sozial engagieren. Für seinen Nachfolger Michael Ripke hinterlässt er große Fußspuren, auch wenn es Ralf Karlstedt selbst anders sieht. Das neue Gesicht werde passen, sagt er. Da habe er keine Zweifel.