MZ-Serie "Tatort Halle" - Teil 7 MZ-Serie "Tatort Halle" - Teil 7: Waffen sind das wirklich letzte Mittel

Halle (Saale) - Ralf Klingler läuft wie auf dünnem Eis. Schritt für Schritt tastet er sich voran. In der Hand hält der Polizist seine Pistole - durchgeladen, entsichert. Klinglers Augen fokussieren die Tür direkt vor ihm. Plötzlich taucht dort eine dunkle Gestalt auf. Vermummt. In der Hand ebenfalls eine Pistole. „Polizei! Keine Bewegung! Oder ich schieße!“ Ralf Klingler stellt laut und deutlich klar, dass er im Notfall von seiner Waffe Gebrauch machen wird. Viel weiter, als bis zu seiner Warnung, kommt der Beamte aber nicht. Sein Gegenüber reißt die Pistole nach oben. Klingler muss reagieren: Zwei Schüsse peitschen durch den Raum, der Mann an der Tür bricht zusammen - getroffen am Bein. Für den Polizisten ist die Übung beendet, der Film auf der Leinwand stoppt. „Ich bin froh, dass ich in meinen 40 Dienstjahren nie schießen musste“, sagt Ralf Klingler.
Wie jeder andere Beamte auch, muss der Dezernatsleiter in der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd vier Mal pro Jahr zum Schießstand - also auch als Chef, dessen Arbeitsplatz eigentlich das Büro ist. „Kein Kollege kommt um das Training herum“, sagt Klingler. Der sichere Umgang mit der persönlichen Pistole vom Typ SIG Sauer P6 und der Maschinenpistole MP5 wird dabei trainiert - mit Übungsmunition.
Training in der Frohen Zukunft
Die Trainings finden auf einem Gelände im halleschen Stadtteil Frohe Zukunft statt. Dort verfügt die Polizeidirektion über eine sogenannte Raumzellenschießanlage - ein in eine große Halle integrierter Schießstand mit zwei Übungsbahnen, großen Leinwänden und Abluftanlage. Auf denen können die Polizeitrainer Uta Meißner und Olaf Müller computergesteuert verschiedene Szenen darstellen und Filme einspielen. „Die Übungen variieren. Wir stellen bewegliche und feste Ziele dar, können dabei verschiedene Techniken üben und das einsatzmäßige Schießen trainieren“, sagt Uta Meißner.
Vor den Übungen wird zunächst die Munition getauscht. Die Beamten geben ihre Magazine ab und erhalten Übungsmunition. Ihre Waffen behalten die Polizisten hingegen, sie sind echt. Uta Meißner und Olaf Müller gehen mit ihren Kollegen die theoretischen Grundlagen durch, üben spezielle Dinge wie unterschiedliche Arten des Magazinwechsels. Erst danach wird geschossen. „50 Prozent der abgegebenen Schüsse müssen treffen. Nur dann gilt die Übung als erfüllt“, sagt Trainer Müller. Ralf Klingler schafft das. Das Ergebnis wird notiert, verbrauchte Munition gezählt und registriert.
Auch wenn Beamte im Dienst schießen müssen, wird Buch geführt. „Wir führen darüber genau Statistik. Immerhin ist die Nutzung der Dienstwaffe ein außergewöhnlicher Fall. Es ist klar geregelt, wann geschossen werden darf“, so Klingler. Bevor ein Schuss auf einen Verdächtigen abgegeben werden darf, muss der Beamte prüfen, ob er andere Mittel einsetzen kann. Pfefferspray etwa oder den Schlagstock. „Selbst wenn geschossen werden muss, geht es nur darum, den Verdächtigen handlungsunfähig zu machen, nicht, ihn zu töten“, sagt Klingler. Das Training ziele genau darauf ab: „Wir wollen die Beamten so gezielt vorbereiten wie nur möglich.“ (mz)


