MZ-Archivtext: MZ-Archivtext: Hintergrund: Gelbe Mafia

Halle (Saale)/MZ - Das Operationsgebiet der "Gelben Mafia" erstreckt sich auf alle neuen Bundesländer. Insgesamt sind bereits über 100 Straftaten registriert worden. Sachsen und Thüringen waren bisher besonders stark betroffen. Die Täter stammten nach Ansicht der Ermittler nicht aus dem Personenkreis der ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter, sondern kommen möglicherweise illegal über die Grenze.

Das Vorgehen der Kriminellen war in den meisten Fällen identisch: Überfallartig (oder unter Verwendung eines Vorwandes) verschafften sie sich Zutritt zu Wohnungen ihrer Landsleute. Oft waren die Opfer im Begriff, die Heimreise anzutreten und verfügten über erhebliche Barmittel. Die Polizei geht davon aus, daß die Täter über Insiderinformationen verfügen, durch die ihnen "lohnende" Opfer zur Kenntnis gebracht werden. Die "gelbe Mafia" geht bei ihren Überfällen stets mit äußerster Brutalität vor: So wurden einem vietnamesischen Händler im Dezember 1992 in Halberstadt eine Hand abgehackt, die zweite verstümmelt. Tatwaffe war ein Samurai-Schwert. Ein ähnlicher Fall in Halle: Acht Vietnamesen überfallen einen Landsmann an seiner Haustür und bringen ihm schwerste Stichverletzungen bei. Überfälle, bei denen Gewalt angedroht beziehungsweise angewendet wurde, gab es u. a. auch in Weißenfels und Halle. Hier wurden zuletzt im November 1993 Vietnamesen in ihrer Wohnung von zehn Landsleuten angegriffen, die mit Pistolen und Samurai-Schwertern bewaffnet waren. Sie fesselten, knebelten und mißhandelten ihre Opfer. Die Täter flüchteten mit 20 000 DM und sämtlichen Papieren. (MZ)