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Museen in Halle Museen in Halle: Wie sechs Direktoren künftig zusammenarbeiten wollen

Von Katja Pausch 09.09.2016, 08:00
Haben ein Museumsnetzwerk gegründet: Die Museumsdirektoren Steffen Kohlert, Thomas Müller-Bahlke, Frank Steinheimer, Jane Unger, Thomas Bauer-Friedrich und Clemens Birnbaum wollen künftig gemeinsame Sache machen.
Haben ein Museumsnetzwerk gegründet: Die Museumsdirektoren Steffen Kohlert, Thomas Müller-Bahlke, Frank Steinheimer, Jane Unger, Thomas Bauer-Friedrich und Clemens Birnbaum wollen künftig gemeinsame Sache machen. Holger John

Halle (Saale) - Den Wahlspruch, den d’Artagnan seinen Freunden vorschlug inmitten der Intrige, in die die drei Musketiere in Alexandre Dumas weltberühmten Roman geraten sind, haben sich jetzt auch Halles Museumsdirektoren auf die Fahnen geschrieben. „Einer für alle, alle für einen“ - so könnte das Motto des Museumsnetzwerkes, das sich jetzt gegründet hat, lauten.

Hoch über den Dächern der Stadt haben am Donnerstag der Direktor der Franckeschen Stiftungen Thomas Müller-Bahlke, Steffen Kohlert als Geschäftsführer des Halloren- und Salinemuseums, Thomas Bauer-Friedrich für das Kunstmuseum Moritzburg, die Leiterin des Stadtmuseums Jane Unger, der Chef des Händel-Hauses Clemens Birnbaum und Frank Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Universität Halle, auf dem Altan des Historischen Waisenhauses der Franckeschen Stiftungen den Bund für eine Zusammenarbeit ihrer Museen geschlossen.

Vorteile für Museumsbesucher

Für den Museumsbesucher könne das Netzwerk Vorteile bringen, so bei den Eintrittspreisen, bei möglichen Kombi-Tickets oder bei der Abstimmung von Öffnungszeiten. „Es geht aber nicht darum, dass alle das Gleiche tun, sondern dass wir eine gemeinsame Gesprächsgrundlage haben“, meint Müller-Bahlke.

Das Museumsnetzwerk solle einerseits ein Forum für den Informationsaustausch der Direktoren der beteiligten Museen untereinander sein. Zum anderen sollen über das Netzwerk gemeinsame Interessen nach außen wahrgenommen werden. Und es biete eine Plattform für kreativen Gedankenaustausch, bei dem mittel- bis langfristige lokale oder überregionale Projekte diskutiert werden. Im Fokus stehen derzeit das Reformationsjubiläum 2017 und der Kirchentag auf dem Weg im Mai kommenden Jahres und das Bauhaus-Jubiläum 2019.

Unzufriedenheit der Beteiligten

Anders als bei den Musketieren ist es aber weder eine Intrige noch die Unzufriedenheit der Beteiligten oder gar ein Mangel, aus dem heraus das Netzwerk geknüpft wurde. Vielmehr seien es laut Müller-Bahlke die guten Erfahrungen einiger bisher schon bestehender Kooperationen zwischen halleschen Kultureinrichtungen, die den Netzwerkgedanken beflügelt hätten. „Seit Jahrzehnten schon arbeiten Museen und kulturelle Einrichtungen der Stadt zusammen“, so Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke, der auf die Anfänge einer Kulturmeile in Halle in der 90er Jahren und auf das „Kulturelle Themenjahr der Stadt“ 2010 verweist.

Gerade die Franckeschen Stiftungen konnten bei ihrer - wenn auch erfolglosen - Unesco-Bewerbung auf ein solches Netzwerk verschiedener Einrichtungen mit unterschiedlichen Referenzprojekten zurückgreifen. „Diese Erfahrungen werden wir jetzt weiterentwickeln“, so der Stiftungsdirektor. Halle habe eine Museumslandschaft, die ihresgleichen suche. Und nun neuerdings auch ein Netzwerk, das die Arbeit einzelner Museen verknüpfe.

Ansprechpartner und Doppelspitze

Als Ansprechpartner und Doppelspitze des Netzwerkes fungieren zunächst für zwei Jahre Jane Unger und Thomas Bauer-Friedrich. Die Stadtmuseums-Chefin betont, dass sich die Museums-Netzwerker „auf Augenhöhe“ begegnen wollen. „Das klingt plausibel, ist aber nicht selbstverständlich, da wir in gewisser Weise ja auch Konkurrenten sind“, so Jane Unger.

Doch das gemeinsame Anliegen eines Museums - das Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln eines jeweils spezifischen Themas oder Gegenstandes - würde die Beteiligten einen. „Egal ob großes oder kleines Museum - wir arbeiten gleichberechtigt zusammen“, so Unger. Bei Gesprächen mit außermusealen Einrichtungen, mit der Stadt oder dem Land wolle man für die Museen mit einer Stimme sprechen. Bisher sei das eben nicht der Fall gewesen - „da hat jeder für sich gesprochen“, so Unger.

Mit Halles Vorstoß in Richtung Kulturhauptstadt habe das Netzwerk übrigens nichts zu tun. Die Vorbereitungen für die Museumsvernetzung liefen bereits seit mehreren Monaten, so Müller-Bahlke. Und: „Wir stehen nicht mit Magdeburg im Wettbewerb, sondern mit Europa“, sagt Steffen Kohlert.

Demnächst sollen weitere fünf Museen im Netzwerk aufgenommen werden: das Landesmuseum für Vorgeschichte, die Kustodie, die Gedenkstätte „Roter Ochse“ sowie das privat geführte Beatles-Museum. (mz)