Ein großes Miteinander Mösthinsdorfer Heimatverein bringt Ort voran
Der Heimatverein in Mösthinsdorf feiert sein 25-Jähriges. Gründungsmitglied Ronny Krimm erzählt, wie alles begann und warum sogar Engländer extra in den kleinen Ort gereist sind.

Mösthinsdorf/MZ. - Ein Ort, an dem man Hobbys nachgehen, einem Gesprächspartner bei einer Tasse Kaffee lauschen oder Hilfe bei Alltagsaufgaben finden kann – den wollte der Mösthinsdorfer Heimatverein „Wildtulpe“ mit seinem offenen Haus der Begegnung schaffen. Im März 2020 konnte das Ziel umgesetzt werden. Seitdem finden dort regelmäßig Veranstaltungen für jedermann statt. Dabei gibt es den Verein schon viel länger.
Am 27. Oktober 1999 gründeten 15 Einwohner den Heimatverein. Mit dabei war auch Ronny Krimm. „Mösthinsdorf war nach der Wende hoch verschuldet. Seit Mitte der 90er gab es nichts mehr, was das Dorfleben aktiv gehalten hat. Aber die Mösther hatten Spaß am Feiern, da hab ich mir Gedanken gemacht“, erinnert er sich zurück. Als damals 19-Jähriger beschloss er, mit einigen weiteren Unterstützern einen Verein zu gründen – und das mit Erfolg. Neben vielen kleineren Veranstaltungen, wie einem Weihnachtskonzert oder Osterfeuer, führte der Verein auch ein Heimatfest durch. „15 Jahre lang haben wir immer etwa 500 Besucher in den Ort gelockt“, weiß Krimm. Danach habe man sich gefragt, wie man sich weiterentwickeln könne.
Der Anfang des Offenen Haus der Begegnung
Ein Bruch kam, als 2008 die alte Baracke an der Kirche in Brand geriet. Eine Hälfte gehörte dem Verein, die andere Hälfte dem Jugendclub. Vieles wurde vernichtet und im Nachhinein notdürftig eingerichtet. „Da haben wir uns umgehört, was wir als Dorfgemeinschaft machen wollen. Wenn wir alle dahinterstehen, können wir neu bauen.“ Und so kam es. 2019 wurde das alte Gebäude abgerissen, kurz darauf fand das Richtfest des neuen statt. „Zu dem Zeitpunkt waren wir schon 88 Mitglieder.“
Mittlerweile ist der Verein auf 145 Mitglieder angewachsen. „Das erfüllt uns mit Stolz. Wir freuen uns sehr, dass unsere Veranstaltungen gut angenommen werden und der Ort wahrgenommen wird“, sagt Krimm. Dass der Verein so viel erreicht, hätten sich die Mitglieder nicht träumen lassen. Vieles sei durch Fördergelder möglich gemacht worden, doch vor allem die Mühen und Ideen der Mitglieder seien ausschlaggebend. Gerade während der Pandemie haben diese alles gegeben, um den Kredit des neuen Hauses weiter finanzieren zu können. Es wurden Masken genäht, Kuchen und Torten aus dem Fensterladen verkauft oder eigens gezüchtete Tomaten angeboten.

Diese Vielfalt ist es, die den Verein auszeichnet. Es ist völlig egal, ob die Ideen kulturell, kreativ, musikalisch oder persönlich sind. Probiert werden kann erstmal alles. Krimm erinnert sich an ein Ehepaar aus Wallwitz, das sich ein Blasorchester gewünscht hat. „Wir haben ein kleines gegründet und es zeitlich begrenzt finanziert. Das hat leider gar nicht geklappt.“ Andere Chorprojekte, wie der Pop-Gospel-Chor-Workshop werden hingegen förmlich überrannt.
Verein hat Strahlkraft über den Saalekreis hinaus
Oft werden die Veranstaltungen über die Ortschaft hinaus wahrgenommen. Viele Besucher kommen aus dem Saalekreis, Halle oder angrenzenden Städten. Den weitesten Anreiseweg hatte wohl ein Paar, das für ein Konzert von Gaby Albrecht extra aus England angereist ist. Zwei Tage vorher sind sie hergeflogen, um sich die Umgebung anzuschauen. Seitdem pflegen sie einen freundschaftlichen Kontakt zum Verein.
Für die Zukunft plant die Wildtulpe gemeinsam mit dem Landkreis ein größeres Format, das Kulturbeteiligung auf niedrigschwellige Art ermöglichen soll. Das Spotlight-Festival könnte jährlich in einer anderen Kommune ausgetragen werden und die Region ins Schaufenster stellen.