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Mit Schnitzeln kein Geld verdient

Von HEIDI POHLE 24.06.2010, 18:28

HALLE/MZ. - Selbst die prächtige Ausstattung mit Wandgemälden und üppigem Stuck nutzte nichts - sämtliche Betreiberkonzepte scheiterten, zuletzt musste nun auch der "Schnitzel-Palast" zumachen.

"Wir haben knapp zwei Jahre durchgehalten", sagt Robert Lad, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft "Gastronomiker" mit Sitz in Weißenfels. Aber die sehr elegante Ausstattung passte wohl nicht zur rustikalen Schnitzelkost. Nach einer dreimonatigen Neugier-Phase seien die Hallenser mehr und mehr ferngeblieben, so dass recht bald Verluste von 5 000 bis 10 000 Euro pro Monat zu Buche standen. "Gäste kann man ja nicht mit Gewalt heranholen", lautet eine Erkenntnis von Lad. Eine andere: "Hinterher ist man immer klüger." Und selbst die firmeneigene Veranstaltungs-Agentur konnte mit Tanztees oder Modenschauen das Blatt nicht mehr wenden. Hinzu komme, so Lad, dass die Geiststraße keine große Lauflage sei.

Der Jurist und promovierte Betriebswirt, der aus Bayern stammt und mit einer Hallenserin verheiratet ist, hatte das gesamte Erdgeschoss gekauft und nach eigenen Worten viel in die unter Denkmalschutz stehende Gaststätte, kurz "Hozo" genannt, investiert. Und geglaubt, sie laufe ebenso gut wie seine anderen drei gemütlichen "Schnitzel-Schmieden" in Weißenfels sowie an der B 91 bei Leuna ("Bäumchen"). Halle sei eben ein "schwieriges gastronomisches Pflaster". Und über das ist Lad entgegen seinen Erwartungen gestolpert. Hinzu kommt, dass Gäste zunehmend vor allem über schlechten Service klagten.

Doch Jammern helfe nun auch nicht weiter, blickt Lad nach vorn. Er will das 330 Quadratmeter große "Hohenzollern" vermieten. Oder aber verkaufen. 330 000 Euro sei ein sehr günstiger Preis für das luxuriöse Lokal, das im Jahr 1891 als Café eröffnet wurde und Jahrzehnte lang zu einer der nobelsten gastronomischen Adressen in Halle gehörte, ehe die Räume nach 1945 als Lager dienten. Er könnte sich vorstellen, dass sich zum Beispiel Steuerberater oder Anwälte dort recht wohl fühlen würden. Auch Wellness ließe sich in diesem exklusiven Ambiente betreiben - oder aber ein Feinschmecker-Restaurant. Sofern es denn Gäste dafür geben würde...